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Nunu Kaller in einem Park

© Greenpeace - Georg Mayer

„Fuck Beauty“

Viele Frauen* beschäftigen sich permanent mit dem eigenen Körper und ob oder wie er Schönheitsidealen entspricht. Wir müssen damit aufhören, sagt Nunu Kaller in ihrem neuen Buch „Fuck Beauty“.

Von Irmi Wutscher

Am Beginn von „Fuck Beauty“ steht ein Schlüsselmoment: Nunu Kaller sitzt bei einem Tauchausflug auf den Philippinen mit anderen Tourist_innen im Boot. Doch anstatt die herrliche Umgebung wahrzunehmen, die Sonne, das Meer zu genießen, denkt Nunu über ihre Speckröllchen nach und ob ihr Hintern zu breit sei. Als ihr das bewusst wird, denkt sie sich „Spinnst du jetzt eigentlich komplett?“ und ein Umdenkprozess setzt ein.

Nunu Kaller ist als Bloggerin zum Thema Selbstversuche keine Unbekannte: Mit Ichkaufnix hat sie dem Shopping abgeschworen und alternative Möglichkeiten zur Kleiderbeschaffung erforscht. In ihrem neuen Buch „Fuck Beauty“ macht sie sich nun auf die Suche nach einem positiven Körperbild und wo der Druck herkommt, den Frauen* sich vor allem selbst oder untereinander machen.

Zu dick, zu plump, zu laut…

Nunu sagt über sich selbst, sie habe sich immer ein bisschen zu groß, zu plump, zu laut gefunden. Mir wäre das nicht aufgefallen – ich hätte gesagt, sie ist eine große Frau mit langen blonden Haaren, die nicht auf den Mund gefallen ist. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Nunu sich Sorgen um ihr Äußeres macht, mit sich hadert. Genau diese Wahrnehmung ist typisch, sagt Nunu an einer Stelle im Buch: Über andere, gar Freundinnen, urteilen würden wir nie so scharf, wie über uns selbst.

Buchcover "Fuck Beauty" von Nunu Kaller: Ein Barbiepuppenkörper mit einem Maßband

KiWi Verlag

„Fuck Beauty“ von Nunu Kaller ist im KiWi-Verlag erschienen.

Dass das nicht ein Luxusproblem ist, sondern dass das fast alle Frauen betrifft, besagen Studien: Nur vier Prozent der Frauen weltweit finden sich schön – 96 Prozent haben also etwas an sich auszusetzen. Es gibt schöne Beispiele etwa vom Inselstaat Tonga. Lange abgeschnitten von der westlichen Welt, war das Schönheitsideal dort etwas, das wir als „dick“ bezeichnen würden. Mit dem Einfluss westlicher Medien wurde aber auch dort das westliche Schönheitsideal, also dünn, übernommen.

Die Spuren führen natürlich auch zu Social Media und zur Selfie-Kultur. Uns die ganze Zeit selbst zu fotografieren und dann auf Likes zu warten macht uns narzisstisch – klingt wenig überraschend - und zementiert natürlich Schönheitsideale. Dazu kommen absurde Challenges von Thigh Gap bis Bellybuttonchallenge, die wahrscheinlich tausende Teenagerinnen in die Magersucht treiben.

Und dann kommt Curvy und Plus Size

Wo ein Trend, da auch ein Gegentrend, der sich da „Curvy“ und „Plus Size“ nennt, wo runde Frauen sich spärlich bekleidet ablichten und damit ihr Selbstbewusstsein unter Beweis stellen, inklusive Großaufnahme des Cellulite-Beins oder mit rausgestrecktem Bauch statt angespannter Muskeln und gerne mit dem Zusatz „echt“ oder „ehrlich“ versehen.

Bedenklich ist daran zum Teil, dass durchschnittliche Größe-38-Frauen (immer diese Kleidergrößen – auch das ist keine verlässliche Angabe) da auch posten und beschreiben, wie lange sie gebraucht haben, sich mit ihrem Körper anzufreunden. Was vor Augen führt, wie absurd das Schönheitsideal ist: Mehr als die Hälfte der Frauen in Österreich hat Kleidergröße 40 - und bei Größe 40 fängt bei vielen Kleidermarken die „Übergröße“ schon an.

Die beliebtesten Bilder zum Thema "curvy" auf Instagram

screenshot instagram

Die beliebtesten Insta-Bilder zum hashtag #curvy

Dazu passt das Beispiel der Komödiantin Amy Schumer, die von einem Frauenmagazin in der Plus Size-Nummer gefeatured wurde – natürlich ohne dass sie vorher gefragt wurde. Amy Schumer hat sich via Twitter dagegen gewehrt und gesagt, dass sie Kleidergröße 40 trage. Jungen Menschen zu signalisieren das wäre „Plus Size“ wäre ein fatales Signal.

Was ist also von diesem Bejubeln der Plus-Size und des neuen Selbstbewusstseins zu halten? Und warum muss das extra beklatscht und „mutig“ gefunden werden?

Wie also zum positiven Körperbild?

Nunu probiert in „Fuck Beauty“ alles Mögliche aus – sie analysiert Bilder in Frauenzeitschriften und verhängt ein paar Wochen alle Spiegel in der Wohnung. Sie vergleicht ihr Selbst-Bild mit dem Bild, das Freundinnen von ihr haben, sie macht fremden Frauen auf der Straße Komplimente, sie geht im bauchfreien Top tanzen.

Die beliebtesten Bilder zum Thema "Bodypositive" auf Instagram

Screenshot Instagram

Die beliebtesten Bilder zum Hashtag #bodypositive

Folgen am Ende Tipps zum „ultimativen Körperglück“ gespickt mit einer Lebensanleitung? Zum Glück nicht, denn „Fuck Beauty“ ist kein Selbsthilfe-Buch, sondern erzählt von einer Reise. An deren Ende steht die Erkenntnis, dass übertriebene Selbstbezogenheit – im Positiven wie im Negativen – auf die Dauer anstrengend ist.

Ein paar Tipps gibt es am Ende schon, sie haben aber nicht mit Selbstoptimierung zu tun, sondern fallen (auch) in die Kategorie „Wehrt Euch!“ und „Beschäftigt Euch mit dem Feminismus von heute!“

Und zum Schluss:

Entspannt Euch!

Diskutier mit Nunu!

Am 11.1. ist Nunu Kaller ab 15 Uhr zu Gast in FM4 Connected und erzählt uns, wie es ihr gegangen ist, als sie versucht hat, sich vom Schönheitsdruck zu befreien und wo diese ganzen Idealbilder herkommen. Wir sprechen über Fragen wie: Wie stark ist die Gegenbewegung namens Fat Fashion eigentlich wirklich? Und bringt dieses ganze Geposte auf Instagram eigentlich was?

Und du kannst mitreden! Ruf uns an unter 0800 226 996 – oder schick uns deinen Kommentar zum Thema per E-Mail an fm4@orf.at oder via Whatsapp an 0664 8284444.

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