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Bitcoin ist mehr wie ein Casino

Bitcoins sind mitten in unserer Gesellschaft angekommen. Trotzdem sind viele Fragen offen. FM4 Auf Laut versucht, ein paar zu beantworten.

Von Gersin Livia Paya

Das digitale Tauschmittel hat seit Weihnachten 2017 Schlagzeilen gemacht - vor allem wegen der Wertsteigerung. Über 11.000 Euro ist ein Bitcoin heute wert.

Bitcoins sind während einer Finanzkrise entstanden. Kurz nachdem die US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 Pleite gegangen ist, wurde die virtuelle Währung geboren.

Björk akzeptiert sie, Lieferservice.at bringt Pizzen für Bitcoins, in den Straßenbahnen Wiens - so erzählen es Kollegen - hört man Teenagern dabei zu, wie sie Kryptowährungen via Smartphone traden. Das „neue Pokemon“, wird gescherzt.

Tatsache ist aber: Bitcoin, das sogenannte Bargeld des Internets, bei dessen Herstellung und Verbreitung die Zentralbanken nicht mitzureden haben, ist heute in aller Munde, in allen Händen. Die Gesetzeslage im Moment weitgehend unklar, die Gesetzgebung hinkt der rasanten Entwicklung hinterher.
Die Auswirkungen und Zukunft davon, nach wie vor eher ungewiss.

Mit der wachsenden Anhängerschaft hat aber auch vermehrt Kriminalität in die Kryptowährungs-Welt Einzug gehalten.

Viele Fragen rund um Bitcoin

Andreas Kern, Vorstandsmitglied von dem Aufklärungs-Verein Bitcoin Austria, versucht einige unserer Fragen zu beantworten.

Bitcoin Austria leistet Aufklärung zum Thema. Kannst du kurz erklären was Bitcoin ist?
Je nachdem als was man Bitcoin verwendet, ist es mal ein Wergegenstand oder eine Anlage. Momentan ist es ein Spekulationsobjekt.

Warum ist Bitcoin jetzt so wichtig geworden?
Jetzt sind wir in einem Hype drin. Leute überlegen sich, wie investieren sie ihr Geld. Aktien oder Bausparer? Und bei niedrigen Zinsen und hohem Kursanstieg, gibt es jetzt einen starken Zulauf an Usern, die hinein wollen und investieren.

Es gibt mittlerweile auch die Möglichkeit auf den Kursverlauf zu wetten. Was ist nun der Unterschied zu einem Kasino?
Momentan verhält sich Bitcoin mehr wie ein Casino. Wenn es wertstabiler wird, dann nimmt es wieder mehr Geldcharakter an und sorgt für mehr Vertrauen. Dann wollen mehr Leute einkaufen und der Kurs steigt und so wiederholt sich wieder das ganze Spiel.

Ist Bitcoin eine sichere Wertanlage?
Also im Vergleich zu einem Währungsraum wie dem Euro oder US-Dollar, ist Bitcoin sehr unsicher.

Vor allem, wenn man fragt: ‚Was ist diese Sicherheit? Ist mein Geld morgen so viel Wert wie heute?‘

Dann kann man das bei Bitcoin eindeutig mit einem Nein beantworten. Wir haben 10% Kursschwankung jeden Tag. Das hat nichts mit Wertstabilität oder Sicherheit zu tun.

Eine andere Sicherheit die aber besteht, ist diese Unabhängigkeit. Es gibt niemanden, der einen Leitzins festlegt. Auch interessant ist, immer wenn es einem Wirtschaftssystem oder Wirtschaftsraum schlecht geht, dann geht es Bitcoin gut.

In einem Kollegen-Interview sagt Beat Weber von der Nationalbank in etwa, dass Probleme in der Wirtschaft entstehen, wenn Menschen Kredite bei Banken aufnehmen, um in Bitcoins zu investieren.
Davon ist generell abzuraten. Es ist gerade jetzt ein enormes Risiko mit Bitcoins verbunden. Ein Haus zu verkaufen und zurück zu mieten, um dann in Bitcoins zu investieren, kann sehr schnell ins Auge gehen. Was wir viel mehr sehen, sind Leute die Geld auf der Seite liegen haben und es dann in Bitcoins anlegen.

China hat den Handel mit Bitcoins verboten. Ironischerweise stehen dort die meisten Server der Welt zur Herstellung von Bitcoins und saugen dort Massen an Energie.
Je höher der Kurs steigt, desto mehr Strom wird für die Rechenleistung benötigt. China besitzt den weltweit größten Staudamm. Der produziert momentan doppelt so viel Strom wie Bitcoin verbraucht.

Versuch einer Einordnung

Bezahlt wird heute mit dem Bitcoin eher weniger als damit spekuliert wird. 2017 sollen pro Tag lediglich 350.000 Transaktionen weltweit mit dem digitalen Tauschmittel getätigt worden sein. Während dagegen alleine in Deutschland täglich 77 Millionen Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen abgewickelt wurden.

Banken werden nicht überflüssig, sie bieten Services, die Bitcoin nicht liefern kann: Fremdwährungstausch, Beratung, Kredite und vieles mehr, sagt Andreas Kern.

Wohin das führt und wie man damit umgeht, bespricht Ali Cem Deniz am Dienstag 16.1. in FM4 Auf Laut. Zu Gast ist ab 21.00 Madgalena Isbrandt, die Gründerin des „House of Nakamoto“, dem Bitcoins Store auf der Maria Hilfer Straße.

Auch wenn Banken in Zukunft vielleicht auch nicht mit Kryptowährungen handeln, Hilfe zum Umgang damit sollten sie trotzdem bieten, meint Andreas Kern, dessen Verein Bitcoin Austria genau das leistet.

Die Zukunft wird digitaler. Und um es bunt abzuschließen, der wohlhabenste Erpel der Welt, hätte seinen Speicher mit Bitcoins gefüllt. Auch, wenn man darin nicht baden kann.

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