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Szenenbild aus "Amand Double"

Thimfilm

Filmflimmern

Filmflimmern

Neu im Kino: Amant Double, Hot Dog, The Darkest Hour, The End of Meat, Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben und Downsizing. Außerdem: Alle außer Alec Balwin bereuen mit Woody Allen gearbeitet zu haben, Zach Efron spielt Serienkiller Ted Bundy und Will Ferrell macht einen Ron Burgundy-Auftritt.

Von Pia Reiser

Amant Double

Zwillinge werden gerne von Soaps oder faulen Krimis aus dem Hut gezaubert, doch Zwillinge oder - noch besser und essentiell im Film Noir - Doppelgänger haben der Filmgeschichte auch grandiose Werke beschert. Francois Ozon begibt sich mit „Amant Double“ in die Referenzwelt von Brian de Palma und Davoid Cronenberg, während die Oberfläche sich gut angezogen bürgerlich präsentiert wie bei Claude Chabrol. Chloé (Marine Vacth) leidet unter Depressionen und beginnt eine Affäre mit ihrem Psychotherapeuten (Jérémie Renier, das liest sich immer so, als wäre Jeremy Renner jetzt prätentiös geworden). Durch Zufall erfährt Chloé, dass Paul einen Zwillingsbruder hat, der auch Therapeut ist. Und so begibt sie sich auch bei ihm in Therapie und beginnt auch mit ihm eine Affäre. Leider tanzt hier niemand zu „Tanze Samba mit mir“ wie in Ozons „Tropfen aug heiße Steine“, aber wir wollen mal nicht pingelig sein. Petra Erdmann verleiht „Der andere Liebhaber“ 5 von 10 durchsichtigen Geheimnissen.

Szenenbild aus "Amand Double"

Thimfilm

The Darkest Hour

Ob Gary Oldman in einem Film mitspielt, weiß man immer erst, wenn der Abspann läuft. Im Gegensatz zum hysterischen Verkleiden, wie das Johnny Depp handhabt, ist Oldman einer, der in seinen Rollen verschwindet und der wahrscheinlich problemlos inkognito durch seinen Alltag schlendern kann. Aktuell befindet sich Gary Oldman irgendwo hinter einigen Dekagramm Latex in „The Darkest Hour“ und gibt bebrillt und der Haarpracht beraubt Winston Churchill. Da wird es wohl einen Oscar dafür geben, Christian Fuchs verleiht „The Darkest Hour“ jetzt schon mal 6 von 10 dicken Zigarren. Mehr zu „The Darkest Hour“ gibt es hier von Robert Rotifer zu lesen.

Filmstills aus "The Darkest Hour"

Universal

Downsizing

Liebling ich habe die Menschheit geschrumpft: In Alexander Paynes Sozialsatire „Downsizing“ kann man sich auf ca 10 Zentimeter verkleinern lassen, das verkleinert den ökologischen Fußabdruck rasant, spart Geld und verhilft zum leistbaren Luxus. Gemeinsam mit den anderen gesundgeschrumpften lebt auch ein Ehepaar (Matt Damon, Kristen Wiig) im sogenannten Leisureland. Eine dystopische Sci-Fi-Satire über den selbstsüchtigen globalen Mittelstand, die nicht so ganz aufgeht, schreibt Petra Erdmann und vergibt 6 von 10 Punkten.

Kristen Wiig und Matt Damon in "Downsizing"

La Biennale di Venezia

Hot Dog

Til Schweiger probierts noch einmal mit seinem Sorgenkind „deutscher Actionfilm“ und ballert und onelinert sich gemeinsam mit Matthias Schweighöfer durch eine so flache Actionkomödie, dass sie schon unter dem Meeresspiegel ist. „Hot Dog“ ist tatsächlich nur angesichts seines schamlosen Product Placements sehenswert. Mehr zu „Hot Dog“ gibt es hier nachzulesen, von mir gab es zwei von 10 Wohlfühldingen aus Schweigers Onlineshop.

Szenenbilder aus "Hot Dog"

Warner

The End of Meat

Apropos „Hot Dog“, in „The End of Meat“ widmet sich Regisseur Marc Pierschel der Frage, wie eine Welt ohne Fleischkonsum aussehen würde. Morrissey kommt nicht zu Wort, dafür aber PhilosophInnen, WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und AktivistInnen und Youtube-Star Esther das Hausschwein schafft mit „The End of Meat“ auch den Sprung auf die goße Leinwand. Martina Bauer vergibt 7 von 10 Gemüsesticks.

Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben

Und die Rolle des wohlfühligen Arthausfilms übernimmt diese Woche „Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben“ mit der grandiosen Paulina García in der Hauptrolle. Sie spielt Teresa, die jahrzehntelang als Hausmädchen für eine Familie in Buenos Aires gearbeitet hat und sich nun zu einer neuen Arbeitsstelle aufmacht. Eine verlorene Tasche mitten in der Wüste sorgt als MacGuffin um die Story voranzutreiben - und Teresa auf El Gringo treffen lässt. Der Film ist einem weiblichen Regiduo (Cecilia Atán und Valeria Pivato) und lebt von seinen grandiosen Darstellern - ein Satz, wie man ihn über einen Til Schweiger Film wohl nie sagen wird. Erika Koriska ist zurück aus der Karenz, hooray, und vergibt 6 von 10 zufälligen Begegnungen.

Szenenbild aus "Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben"

Polyfilm

Außerdem

Wie letzte Woche schon hier festgehalten, bröckelt das Schutzschild, das Woody Allen jahrzehntelang vor Konsequenzen anlässlich der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs durch Allens Adoptivtochter Dylan Farrow, bewahrt hat: Immer mehr SchauspielerInnen melden sich zu Wort und halten fest, dass sie die Zusammenarbeit mit Allen bereuen. Timothee Chalamet über dessen grandioses Schauspieltalent wir dieses Jahr noch oft reden werden, will seine Gage für Allens „A Rainy day in new York“ spenden. Rebecca Hall, die mit Allen die Fadgas-Oper „Vicky Cristina Barcelona“ gedreht hat und auch in „A Rainy day in New York“ mitspielt, hat ihre Gage an „Times Up" überwiesen. Allzu große Summen werden hier wohl nicht fließen, wie David Krumholtz - ebenfalls bereuend, dass er je mit Woody Allen gearbeitet hat - auf den Vorschlag meinte, er solle seine Gage spenden: “ “What residuals? Barely got paid. Woody doesn’t pay.”

Schauspielerinnen wie Mira Sorvino, Ellen Page und Greta Gerwig hatten bereits letzte Woche Statements bzw offene Briefe veröffentlicht, dass sie nicht mehr mit Woody Allen arbeiten würden. Wie immer, wenn es in der #metoo bzw #timesup-Debatte einen kleinen Konsens gibt, taucht jemand auf und zieht mit der Behauptung des Gegenteils kurzmal die Aufmerksamkeit auf sich. Alec Baldwin nämlich hält es mit Edith Piaf und bereut nichts, sondern hält es für ein Privileg mit Allen gearbeitet zu haben.
Zurück an den Start, weil sie offenbar nicht verstanden hat, worum es bei all diesen Debatten geht, muss Brigitte Bardot, die meint, ihr habe es immer gefallen, wenn Männer ihr Komplimente über ihren Hintern gemacht haben. Daraus leitet Bardot ab, dass die #metoo-Debatte hypocritical, ridiculous, without interest ist.

Matt Damon hingegen macht das, was man Bardot und Deneuve auch empfehlen würde, nach einem Moment der Selbstreflexion hat er beschlossen, sich jetzt mal eine Weile nicht mehr zu #metoo zu äußern. Sharon Stone hingegen, gefragt, ob sie jemals in einer derart „uncomfortable“ Situation war, lässt einen Lacher los, der wahrscheinlich mehr aussagt als eine Auflistung der „uncomfortable“ Ereignisse. Nachzusehen hier, ca bei 05:09.

Mark Wahlberg aka Marky Mark aka wohl eher the real Money Mark hat nach einem ziemlichen großen Aufschrei darüber, dass er für den Nachdreh an „All the Money in the world“ (sic!) 1,5 Millionen Dollar erhalten hat, während Michelle Williams mit 1000 Dollar abgespeist wurde, das Geld jetzt an #TimesUp gespendet. (Übrigens, vielleicht lesen ja wieder Pop Quiz RedakteurInnen mit, hatten Marky Mark and the Funky Bunch 1991 einen Song namens „I need money“)

Ganz heimlich dreht der wunderbare Ben Wheatly einen Film mit dem Titel „Colin You Anus“ - laut Ben Wheatleys Instagram-Account dürfte Sam Riley involviert sein.

So sieht Zach Efron als Serienmörder Ted Bundyaus, Lena Dunham hat einen Filmmit ihrer Mutter, Fotografin Laurie Simmons, gemacht und Ron Bugundy hat Roger Federer interviewt.

Termine

ab 19.01 (vor dem regulären Kinostart in Österreich): The Disaster Artist, Gartenbaukino, Wien
19.01: Super Dark Times, Filmcasino, Wien
20.01: Cinema Next Breakfast Club: Ist digital besser, Metro KinoKulturhaus, Wien
21.01: Your Name, Filmcasino, Wien
21.01: Das siebente Siegel, Filmmuseum, Wien
21.01: Emil und die Detektive, Metro Kinokulturhaus, Wien
22.01: Sehnsucht der Frauen, Filmmuseum, Wien
23.01: Das Testament des Dr Mabuse, Bellaria, Wien
24.01: Chinatown, Leokino, Innsbruck
25.02: Orlacs Hände, Metro KinoKulturhaus, Wien

In diesem Sinn: I’m in a glass case of emotion. („Anchorman“)

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