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Getting Over It with Bennett Foddy

Bennett Foddy

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Bergsteigen unter absurden Bedingungen

Das Spiel „Getting Over It with Bennett Foddy“ schickt uns als neuen Sisyphus auf eine knochenharte Bergtour - Ehrgeiz und Masochismus sind die Voraussetzung.

Von Rainer Sigl

Einen Berg zu besteigen, ist keine einfache Sache. Umso schwieriger wird es, wenn man sich dabei bis zum Bauchnabel nackt in einem schwarzen, gusseisernen Kessel befindet und zur Fortbewegung nichts als einen langen, schweren Hammer hat.

Das Spiel “Getting Over It with Bennett Foddy” stellt uns genau vor diese absurde Aufgabe, und die ist, wenig überraschend, zum Haareraufen schwierig und frustrierend geraten. Genau das ist aber auch der Sinn der Übung, denn das Spiel ist nicht nur ein Geschicklichkeitstest, sondern eine Lehrstunde in Frustration und Gelassenheit.

Frustration als Designelement

Der Spielentwickler und Philosoph Bennett Foddy, der sich immer wieder mit kurzen Monologen aus dem Off zu Wort meldet, wollte eine Erfahrung schaffen, die weh tut, und das ist gelungen. Auskennern ist Foddy, der an der Universität New York Gamedesign unterrichtet und eigentlich Philosophie studiert hat, durch seine Browserspiele „QWOP“ und „GIRP“ bekannt, in denen nur auf den ersten Blick einfachere Aufgaben, etwa ein Hundertmeterlauf, zu bewältigen waren.

Der Clou bei diesen lag wie auch bei seinem neuesten Spiel in der Steuerung: Nur mit Bewegungen der Maus stoßen wir uns mühsam vom Boden ab, schleppen unseren schweren Spielcharakter voran und rollen bei Fehlern auch schon mal den ganzen, riesigen Berg hinunter bis zum Anfang. Es hat etwas von einer Sisyphus-Aufgabe, diese Prüfung zu meistern, und dennoch: "Getting Over It with Bennett Foddy” ist ein Hit, der sich bislang erstaunliche 600.000 Mal verkauft hat.

Getting Over It with Bennett Foddy

Bennett Foddy

Runterfallen, aufstehen, weitermachen

Der durchschnittliche Spieler braucht angeblich um die sechs Stunden bis zum Ende des Spiels, wenn er oder sie überhaupt so lange durchhält; die besten Spieler schaffen die Strecke ohne Fehler aktuell in etwa zwei Minuten. Eigentlich geht es aber gar nicht ums Gewinnen, sondern ums Runterfallen - und darum, seinen Zorn und seinen Frust zu bezwingen und immer wieder aufzustehen.

Erschienen für Wndows, Mac, iOS und Android.

“Getting Over It with Bennett Foddy” ist ein absurd minimalistisches Geschicklichkeitsspiel, das uns ziemlich große Themen in ziemlich kleiner Form präsentiert - und so gesehen ein Lehrstück des Existenzialismus. Aber Vorsicht: Diese Bergtour bringt auch vermeintlich frustrationsresistente Naturen an ihre Grenzen. Bekanntlich erfährt man dort am meisten über sich selbst.

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