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Joan as PoliceWoman

MichaelOrenstein

Verfluchte Hingabe

Die New Yorkerin Joan As Police Woman nennt ihr neues Album „Damned Devotion“. Zeit zu erzählen, wer Joan Wasser aka Joan As Police Woman eigentlich ist.

Von Eva Umbauer

Die Amerikanerin Joan Wasser steckt hinter dem Bandprojekt Joan As Police Woman. Joan Wasser macht schon länger Musik, erst als Violinistin etwa für Rufus Wainwright, Antony & The Johnsons oder große Namen des Rock´n´Roll wie Lou Reed, außerdem war Joan mit ihrer Violine fixes Bandmitglied bei der 90erJahre Indierock-Band The Dambuilders. Erst nach ihrem 30. Geburtstag beschloss Joan Wasser Anfang der Nullerjahre ihr ganz eigenes musikalisches Ding zu machen, als Joan As Police Woman.

Live:

30. März, PPC, Graz

31. März, Ottakringer Brauerei, Wien

Der Künstlername, den Joan Wasser für sich auswählte, bezieht sich auf die US-Fernsehserie „Police Woman“ mit Schauspielerin Angie Dickinson in der Hauptrolle. Eine Freundin von Joan fand, dass Joan eine gewisse Ähnlichkeit zur Hauptfigur aus dieser 70er Jahre Serie hatte, daher der Name ihres Bandprojekts.

„I wanted to have a name that was the name of the music that I wrote. I used to dye my hair blonde, and one day my friend said, ’ Joan, you are channeling Angie from Police Woman, which was a show I used to watch with my brother when I was young. And it stuck. You know, she was a very cool and powerful woman.“

Ihre Haare trägt Joan Wasser längst wieder dunkel, aber ‚Police Woman‘ ist sie nach wie vor, nämlich seit ganzen sechs Alben, und damit lässt sie sich nicht so einfach in eine künstlerische Schublade einordnen. Piano-Torch-Songs? Gitarrenpop? Retro-Soul? Alternative Pop? Die Adele des ‚Underground‘ gar? Das alles und noch viel mehr - außer vielleicht eine Art ‚Schmalspur‘-Adele - ist Joan Wasser, die etwa auch westafrikanischen Afrobeat oder Musik aus Äthiopien liebt. Und wenn schon Vergleiche, dann eher mit Feist, und ‚die Dusty Springfield des alternativen Pop‘ ist auch ok.

Ihr neuestes Album nennt sie „Damned Devotion“ - verdammte Hingabe, verfluchte Zuwendung. Ja, wie ist das mit der Hingabe? Man ist so versessen auf etwas, so obsessiv, so extrem beschäftigt mit etwas – dabei vergisst man alles andere. Das kann gut sein, oder auch nicht so gut. Ohne der Hingabe zur Musik, geht es jedenfalls nicht für Joan Wasser.

„Damned Devotion“ von Joan As Police Woman erscheint am 9. Februar 2018 bei PIAS.

Die Überlebende

Die Musik hat ihr auch geholfen, zu überleben. Ihr zweites Album nannte sie dann auch „To Survive“, Überleben etwa nach dem Unfall-Tod ihres Lebenspartners – dem Singer/Songwriter Jeff Buckley, der sich mitten in einer großen Karriere befand, als er im Mississippi ertrank, oder nach dem Tod ihrer beiden Mütter – der leiblichen Mutter und der Adoptivmutter; letztere hat ihr ja so viel ermöglicht: etwa das Erlernen von Musikinstrumenten: Violine, Klavier, Gitarre. Das Fundament für ihr heutiges Leben.

„The Warning Bell“ ist ein Song aus dem neuen Album „Damned Devotion“, ein zärtliches, bezauberndes Lied des Bedauerns, das Joan Wasser über einen besonders romantischen Menschen und seine Naivität geschrieben hat.

Hingebungsvoll

Auf „Damned Devotion“ befasst sich Joan Wasser mehr mit der Produktion ihrer Stücke denn je zuvor. Der New Yorker Musiker Benjamin Lazar Davis half ihr verstärkt in diese Richtung zu gehen, noch mehr Kontrolle über ihre Songs zu haben. Die moderne digitale Intervention, auf die wir dabei treffen, lässt das Gesamtkunstwerk Joan As Police Woman aber glücklicherweise unangetastet. Nackte Lyrik und zeitlose Melodien sind nach wie vor die Essenz der Songs von Joan Wasser.

Zusammen mit Benjamin Lazar Davis machte Joan Wasser ihr letztes Album, den 2016er Longplayer „Let It Be You“, in Anlehnung an den 50er Jahre Songklassiker „Let It Be Me“, der ursprünglich vom Franzosen Gilbert Bécaud kam und dann in der englischsprachigen Version von den Everly Brothers international bekannt wurde.

This Woman´s Work

So klang Joan Wasser aka Joan As Police Woman auf ihrem allerersten Album, „Real Life“, vor zwölf Jahren:

Und so zeigte sich Joan As Police Woman auf dem dritten Longplayer, „The Deep Field“, dessen Herzenswärme, Witz und Virtuosität Fans und Musik-KritikerInnen gleichermaßen begeisterte.

Wer Joan As Police Woman noch nicht kennen sollte, die Songs von ihrem 2014er Album „The Classic“ eignen sich vielleicht am Besten zum Einsteigen in das Werk dieser unbeirrbaren Künstlerin, etwa der Song „Holy City“, inspiriert von einer Reise nach Jerusalem, die Joan Wasser gemacht hatte.

Zurück zum neuen Album von Joan As Police Woman: Beim Song „Talk About It Later“ heißt es quasi let´s get funky. „Steed“ und „Valid Jagger“ sind sinnlich und sexy. „Silence“ wartet mit psychedelischem Geratter auf und in „What Was It Like“ fragt Joan Wasser „What was it like to be you?“. Musik für das Coming Down, aber ohne Hangover, sondern kraftspendend. Danke, Joan As Police Woman.

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