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The Wombats

Kobalt Music

The Wombaaaats!

Wer hätte gedacht, dass die englische Indierock Band The Wombats einmal so erfolgreich sein würde. Vom netten, spaßigen Trio aus Liverpool zu einer internationalen Band, die alle (Gitarrenpop-) Register zieht, auch mit dem neuesten Album „Beautiful People Will Ruin Your Life“.

Von Eva Umbauer

An das erste Konzert der Wombats in Wien vor über zehn Jahren erinnere ich mich so, als ob es erst gestern gewesen wäre. Es war im kleinen Britpop-affinen Musiklokal Chelsea, als The Wombats auf der Bühne standen - und dabei auch etwa irgendetwas von „marsupials“ sangen, nämlich in dieser Songminiatur, die der Opener ihres Debutalbums war: „Tales Of Girls, Boys And Marsupials“.

Ein „Marsupial“ ist ein australisches Beuteltier und der „wombat“ zählt zu ebendieser Spezies. Die nächstverwandte Tierfamilie der Wombats sind die Koalabären, auch wenn beide Familien letztlich Einiges trennt.

Das vierte Album

Wombats sind stämmige Tiere, die bis zu vierzig Kilogramm wiegen können, Höhlen bauen und Pflanzen fressen. Ein sympathisches Tier ist der Wombat, kein draufgängerischer oder gar gefährlich anmutender Zeitgenosse. Für einen „Rock´n´Roller“ steht der Wombat jedenfalls nicht.

The Wombats Cover "Beautiful people will ruin your life"

Kobalt Music

„Beautiful People Will Ruin Your Life“ von The Wombats ist am 9.Februar 2018 bei Kobalt erschienen.

Aber macht nichts, diese drei „Wombats“ aus dem englischen Liverpool waren das ja auch nicht, damals an diesem Abend im Chelsea. Drei sympathische, lustige Typen, voller Freude auf ihrer kleinen Indierock-Mission. Voll war das - kleine - Haus schon damals, was eventuell schon darauf hinwies, dass von dieser Band noch mehr kommen würde, und immerhin waren The Wombats mit ihrem Album „A Guide To Love, Loss And Desperation“ gerade bis auf Platz 11 der britischen Albumcharts vorgedrungen.

Etwas mehr als zehn Jahre sind seit dem ersten Album und jenem Wien-Konzert der Wombats vergangen. Einiges veränderte sich bei den einzelnen Bandmitgliedern seither, nicht etwa nur der Kontostand von Matthew Murphy, Dan Haggis und dem gebürtigen Norweger Tord Overland-Knudsen. Sänger Matt „Murph“ Murphy lebt jetzt in Los Angeles, der Liebe wegen.

Hier der kleine Hit „Let´s Dance To Joy Division“ von ihrem ersten Album, und hier The Wombats mit einem ihrer Hits vom vorletzten Album: „Tokyo“.

Am letzten Wombats-Album ging es um die aufkeimende Fernbeziehung von Matthew Murphy und sein Erforschen des Mythos Los Angeles, während Matt beim neuen Album nun frisch verheiratet ist. Das Ehepaar streitet zwar hin und wieder, wenn es sein muss etwa auch mitten am berühmten Mulholland Drive. Die Cops mussten nicht einschreiten, aber es entstand ein Song aus diesem Streit heraus, nämlich die erste Single zum neuen Longplayer der Wombats: „Lemon To A Knife Fight“.

Die Zitrone und das Messer

„I brought a lemon to a knife fight“, singt Matt Murphy. Mit Zitronensaft einen Kampf mit Messern stoppen? Wie auch immer, es waren beim kleinen Streit zwischen Matt und seiner Frau keine Messer und auch keine Zitronen involviert. Das Gitarrenriff im Song erinnert jedenfalls ganz dezent an „Reptilia“ von den Strokes.

„Beautiful People Will Ruin Your Life“ nennen die Wombats ihr neues Album. Also nicht zu viel anfangen mit den Reichen und den Schönen, oder denen, die sich dafür halten.

Matt Murphy über den Albumtitel:

„I guess, the title is about kind of ingesting your surroundings and what that can do to a person. I guess, it´s about how obessive I am regarding people and places and things.“

Aber die Queen könnte schon mal zum Afternoon Tea vorbeischauen, die Königin von England spielt schließlich in ihrer ganz eigenen Liga. „Black Flamingo“ heißt der neue Wombats-Song in dem Sänger Matt singt „I asked the Queen round for tea“. Vorher hat er aber noch das Haus abgefackelt. Die Wombats haben (schwarzen)Humor, auch wenn ihr Sänger nun im (humorlosen?) L.A. lebt.

I Only Wear Black

Matthew Murphy spricht diese Umstände im Song „I Only Wear Black“ dann auch an. Da zieht er doch glatt nach Kalifornien, und dann regnet es, und regnet es. „I moved to L.A. but it rained every day.“ Aber es kommt noch schlimmer: Matt versucht das Surfen zu erlernen - und verletzt sich gleich am Knie. „Sometimes you win, but generally you lose“, stellt der Wombats-Sänger in diesem Song trocken fest. Ach ja, und ein Reh hat er auch plattgefahren, mit dem neuen Auto. Also lieber zuhause bleiben und die Bettdecke über den Kopf ziehen.

Wir wollen uns aber nicht an den Songtexten festbeißen, sondern vielleicht einfach nur den Sound der Wombats genießen, uns vielleicht von der Band in Honig tauchen lassen. „Dip You In Honey“ heißt der Song, aber nein, „Groupie“-Assoziationen wollen wir trotz dieses Titels keine aufkommen lassen. Groupies gibt´s ohnehin nicht, sondern Fans. Und auch wenn Sänger Matt Murphy nun in Los Angeles lebt, der Sunset Strip und das Chateau Marmont Hotel mit all ihren wilden Dingen des Rock´n´Roll sind heute Geschichte. Die Wombats zelebrieren mit ihrem neuen Album vielmehr die Euphorie, die Verzweiflung und eine Achterbahn der Gefühle anstatt etwaiger Rock´n´Roll Klischees.

London, Oslo, L.A.

The Wombats live

  • 12.April 2018 Arena Wien

“Beautiful People Will Ruin Your Life” entstand an drei völlig unterschiedlichen Orten – Schlagzeuger Dan Haggis war in London, Bassist Tord Øverland Knudsen bei seiner Familie in Norwegen und Frontmann Matthew Murphy in Los Angeles. Das Album kam mittels Ferngesprächen und Fern-Sessions zustande, ergänzt durch intensive zweiwöchige Sessions in Oslo.

Mit der Produktion durch Mark Crew - er war etwa schon mit der Band Bastille im Studio - und Catherine Marks - sie arbeitete mit Wolf Alice - reihen sich The Wombats in die vorderste Front der erfolgreichen Alternative Pop-Bands ein.

Die Soundlandschaft der Wombats ist üppig und sehr zeitgemäß, samt Blade Runner-artiger Synths, futuristischer Grooves, himmlischer Solos und Space Age-Melodien. Was will man noch mehr. Schön aber, dass die Synthies nicht so dominant sind am neuen Album, sondern sich eher wie zarter Sternenstaub über die Gitarrenpop-Songs legen. Welcome back, liebe Wombats!

mehr Eva Umbauer:

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