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Meek Mill

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Hip Hop Lesekreis

Der Fall Meek Mill

Ist der Umgang des U.S. Gerichts im Fall des afroamerikanischen Rappers Meek Mill ein weiteres Beispiel für Diskriminierung von Schwarzen? Ein Kommentar vom FM4 HipHop-Lesekreis.

Von Mahdi Rahimi

Im Alter von 18 Jahren wurde Meek Mill wegen illegalen Waffen- und Drogenbesitzes festgenommen. Zwei Jahre später erhielt er eine Haftstrafe von 11-23 Monaten - mit einer Bewährungszeit von sieben Jahren. Seitdem war er wegen dieses Delikts und wegen Verstößen gegen die Bewährungsauflagen schon dreimal im Gefängnis - das letzte Mal wegen illegalem Quadbike-Fahrens auf der Straße.

Konstanter Faktor bei allen Verfahren rund um Meek Mill: eine Richterin in Philadelphias Gericht für allgemeine Angelegenheiten. Bei ihr haben derart lange Bewährungsstrafen Tradition. Und: Sie scheint nur auf Verstöße zu warten, um dann die Angeklagten mit längeren Haftstrafen zu belegen.

Außerdem dürfte sie eine gewisse Vorliebe für Machtdemonstrationen und Boyz II Men zu haben, wie dieser Bericht zeigt, demzufolge sie Nicki Minaj und Meek Mill dazu auffordert, eine Boyz II Men Nummer zu performen - und ihr am Ende Shout Outs zu geben.

Jetzt kann man das natürlich nüchtern betrachten und - von einem positivistischen Rechtssinn ausgehend - der Meinung sein, dass Meek Mill eben gegen die Auflagen verstoßen hat. Andererseits muss man die Verhältnissmäßigkeit der Bestrafungen und das System hinterfagen, wie das auch der neue Bezirksstaatsanwalt von Philadelphia, Larry Krasner, macht. Und es stellt sich natürlich auch die Frage, warum Polizisten (oder möchtegern Polizisten) wie George Zimmerman, die junge Afroamerikaner erschießen, frei rumlaufen während Meek Mill offenbar eine Gefahr für die Gesellschaft ist und im Gefängnis landet.

Meek Mills Fall ist „bigger than Hip Hop“

Meek Mills Fall ist „bigger than HipHop“ und dementsprechend hat er eine neue Debatte um eine Strafjustizreform angezettelt. Die hat mit einem republikanischen Kongress und Senat und Jeff Sessions als Justizminister derzeit zwar nicht die besten Aussichten, aber die Diskussion wurde noch nie so intensiv geführt wie jetzt.

Eventuell wurde die Debatte auch durch die Philadelphia Eagles befeuert, dem Super Bowl Sieger, die Meek Mills „Dreams and Nightmares Intro“ als Motivations- und Siegessong bei ihrem Triumphzug zum Superbowl genommen hatten.

Die Nummer handelt im Grunde vom „Afro-American-Dream“: nämlich dass - wenn sich der amerikanische Traum für jemanden mit Meek Mills Leben endlich erfüllt - der ihm jederzeit auch wieder weggenommen werden kann und zum Albtraum wird. Denn das Leben von AfroamerikanerInnen schient nun mal nicht so viel zu zählen.

Durch den Einsatz bei den Philadelphia Eagles kam wesentlich größere Aufmerksamkeit auf Meek Mill und seinen Fall - und damit erstarkten Rufe nach einer Strafjustizreform - sowie die Rufe nach „Free Meek Mill“.

Meek Mill selbst hat auf seinem letzten Album „Wins & Losses“ die Lebensumstände von Afro-AmerikanerInnen mehr als einmal thematisiert und - auch wenn nicht so sehr beachtet - ein wichtiges musikalisches Dokument unserer Zeit verfasst.

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