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Geplante Projektion auf der Fassade des Bundeskanzleramts

Kurier/Gilbert Novy, Montage: Lost in the Garden

Gedenkjahr 2018

Der „Anschluss“ am Radar

Vom 11. auf den 12. März 1938 haben die Nationalsozialisten in Österreich die Macht übernommen - es folgte der „Anschluss“ an Hitler-Deutschland. Das Projekt „Zeituhr 1938“ erzählt Ereignisse vor 80 Jahren in Österreich aus fünf verschiedenen Perspektiven und in Echtzeit nach.

Von Lukas Lottersberger

Wie ein Radarschirm sieht das Ziffernblatt der Zeituhr 1938 aus. Jede Minute tauchen auf fünf konzentrischen Kreisen Punkte auf - einmal mehr, einmal weniger. Jeder Punkt ist ein Ereignis. Jede der fünf Linien stellt eine eigene Perspektive bzw. Erzählebene dar. Die fünf Ebenen sind „Alltag, International, Bundesländer, Wien und Kommentare“, erklärt Frederick Baker die verschiedenen Perspektiven. Es ist eine Art Liveticker der Ereignisse von vor 80 Jahren.

Gedenkjahr 2018

Auch die KollegInnen von Ö1 und science.ORF.at widmen sich intensiv dem Thema „Anschluss“ und den Ereignissen im Jahr 1938.

Mehr Infos hier. Einen weiteren „historischen Liveticker“ von science.ORF.at gibt es hier.

Der Medienkünstler und Regisseur Baker steht hinter der Idee und dem Konzept der Zeituhr 1938. Mit wissenschaftlicher Hilfe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Grafikern und Programmierern hat er in den letzten Monaten das multimediale Projekt realisiert. „Die Zeituhr ist eine Möglichkeit, den Rhythmus der Ereignisse nachzuvollziehen und einen Überblick über die parallelen Ereignisse rund um den ‚Anschluss‘ zu bekommen“, beschreibt Baker seine Idee.

Frederick Baker im Interview mit dem ORF

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Frederick Baker im ORF-Interview

Besonders wichtig war dem Medienkünstler dabei, mehrere Perspektiven und auch vermeintlich banale, alltägliche Ereignisse in das Narrativ der Zeituhr einzubetten. „Die Geschichts-Bilder werden dominiert von den Bildern der Nazi-Wochenschau“, findet Baker. Für ihn stellte sich deshalb die Frage: „Wie war es für die Leute, die in dieser Nacht geschwiegen haben, geflohen sind, geweint haben?“ Deshalb wollte Baker 80 Jahre nach dem Anschluss den „Verlierern und Ratlosen“ von damals noch einmal eine Stimme geben. So werden in mehreren Video-Interviews Schilderungen von ZeitzeugInnen gezeigt.

Friederika Richter erzählt bei der Pressekonferenz ihre Erinnerungen an den Anschlusstag

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Zeitzeugin Friederika Richter kommt bei der „Zeituhr 1938“ zu Wort.

Ab 11. März, 18 Uhr, können Interessierte 24 Stunden live das Projekt „Zeituhr 1938“ online mitverfolgen und sich über 200 gesammelte Ereignisse von damals informieren. Die Visualisierung wird außerdem von 18 Uhr bis 3 Uhr nachts auf die Fassade des Bundeskanzleramts (BKA) projiziert. Dort wird zusätzlich eine limitierte Auflage von NFC-Postkarten verteilt. Mit einem geeigneten Smartphone erhält man damit weitere interessante Dokumente zum Thema.

NFC-Postkarte der "Zeituhr 1938"

FM4/Lukas Lottersberger

Eine der 520 NFC-Postkarten

Die Zeituhr wird nach dem Ende des Livetickers weiter abrufbar sein. Weil es immer weniger ZeitzeugInnen gibt, will Frederick Baker sein Projekt künftig auch als eine Art Archiv weiterführen: „Die Leute können ihre Tagebücher, Fotos oder Filme bringen.“ Das Haus der Geschichte, das im November 2018 - also zum Republik-Jubiläum - am Wiener Heldenplatz eröffnet wird, soll künftig die Zeituhr betreuen. „Die Zeituhr wird wachsen“, ist Baker überzeugt.

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