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Reinhard Seminar: Jury

Pauline Binder

Die selektivste Aufnahmeprüfung Österreichs

Auf der Bühne stehen, bewundert werden, berühmt sein. Viele sind vom Beruf SchauspielerIn fasziniert. Ein Weg zum Traumjob kann die Aufnahme an einer Schauspielschule sein. Doch die Konkurrenz ist meist groß und das Aufnahmeverfahren intensiv. Das Vorsprechen am Max Reinhardt Seminar in Wien gilt als eines der härtesten im deutschsprachigen Raum.

Von Pauline Binder

10:41 Uhr, Schlosstheater Schönbrunn, -10 Grad Außentemperatur. An den Wänden des Foyers stehen vier Bänke, darauf sitzen zwölf junge Menschen und schwitzen. Eine Oma und ein Boyfriend sind als Unterstützung dabei. Spannung liegt in der Luft. Manche haben Kopfhörer auf, ein paar andere führen nervösen Smalltalk, einige starren wortlos aus den Fenstern.

Heute findet die zweite von drei Runden des Vorsprechens für den Studiengang Schauspiel am Max Reinhardt Seminar in Wien statt. Sechs junge Männer und sechs junge Frauen haben sich am Tag zuvor gegen 94 andere BewerberInnen durchgesetzt und präsentieren heute zwei ausgesuchte Monologe vor der Kommission.

Ich versuch’ mich da jetzt durchzubeißen.

Thomas Wachtler ist 20 Jahre alt, kommt aus Südtirol und studiert in Wien. 2014 hat er in einer Laiengruppe angefangen Theater zu spielen. Momentan arbeitet Thomas mit einem Schauspiellehrer zusammen an Monologen, die er für diverse Vorsprechen braucht. Eine berufliche Alternative zum Schauspielen kann er sich momentan nur schwer vorstellen, auch wenn vor allem das ewige Warten bei den Aufnahmeprüfungen an seinen Nerven zehrt.

Thomas hat schon an mehreren Schauspielschulen, auch in Deutschland, vorgesprochen. Damit ist er nicht die Ausnahme. Die meisten BewerberInnen haben schon etliche Aufnahmeprüfungen hinter sich. Durchhaltevermögen sei das A und O, meinen „geprüfte“ MitbewerberInnen.

11:00 Uhr. Nacheinander werden die TeilnehmerInnen nicht mit ihren Namen, sondern mit Nummern aufgerufen und von einer jungen Frau mit Klemmbrett zum Bühnenraum begleitet.

Es ist oft innerhalb weniger Momente klar, ob jemand überzeugt oder nicht.

Nach zwei Stunden Warten wird Thomas aufgerufen, er tritt vor die Kommission. „Nummer 148, 20 Jahre alt“, hört man eine Stimme. An einem langen Tisch vor der Bühne sitzen zehn LehrerInnen und LeiterInnen des Seminars - in der Mitte Tamara Metelka, die Institutsleiterin. In der zweiten Runde gehe es vor allem um Textzugriff und Gestaltung einer Szene, so Metelka.

Thomas beginnt mit seinem ersten Monolog. Dann der zweite. Nach zehn Minuten und einem kurzen „Danke“ aus der Kommission verlässt Thomas die Bühne und kehrt ins Foyer zurück. Auf momentane Erleichterung folgt Nervosität vor dem Ergebnis.

13:41 Uhr. Ein kleiner weißer Zettel wird vor dem Theater aufgehängt, darauf stehen sechs Nummern – die Finalisten. Nach und nach versammeln sich die KandidatInnen davor; ein paar fangen an zu kreischen und fallen sich in die Arme. Ein paar andere starren schweigend auf das Papier, enttäuschte Gesichter. Die 148 steht auch drauf, Thomas ist unter den besten sechs und seinem Traum einen Schritt näher.

3 von 106

Letztendlich werden nur zwei Bewerber und eine Bewerberin von 106 am Reinhardt Seminar aufgenommen. Für Thomas hat es leider diesmal nicht gereicht. Davon lässt er sich jedoch nicht unterkriegen: Das nächste Vorsprechen in Leipzig steht schon in seinem Kalender.

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