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Haiyti

FM4 | Franz Reiterer

White Girl Haiyti mit Wien

Sie hat 100.000 Fans. Und gestern feierte Haiyti beim Konzert in Wien mit ganz vielen von ihnen.

Von Dalia Ahmed

Nach drei Mixtapes, einer selbst herausgegebenen LP und dem vor zwei Monaten erschienenen Major-Label-Debüt „Montenegro Zero“ ist Haiyti nun bereit für die ganz große Tour durch den deutschsprachigen Raum. Eine Tournee mit dem äußerst passenden Titel: „Die Kleine macht jetzt Kasse“ Tour. Da merkt man schon, dass Haiyti ganz genau weiß, was sie da tut. Denn angeblich hasst sie das Tourlife, versteht aber, dass es trotzdem sein muss, um den Fame und die Glaubwürdigkeit als Hip Hop MC zu steigern, aber vor allem auch um ein bisschen etwas ins Portemonnaie zu kriegen.

Haiyti ist kein Serienmodell

Doch von Zwang spürt man beim Konzert in der Forelle gar nichts. Es fängt zwar mit etwas Verspätung an (welches Konzert nicht) doch sobald Haiyti auf der Bühne steht, geht es auch sofort los. Sie bringt die Energie mit und nimmt die gesamte Fläche der Bühne ein. Teils mit ihrer Bühnenpräsenz, aber auch durch das physische hin und her Springen und Herumlaufen. Haiyti ist Hip-Hop-Animateurin und hat das, obwohl sie erst circa Mitte-Anfang ihrer Karriere steht, sehr souverän drauf.

Ich war leider nicht bei ihrem Wiendebüt letztes Jahr bei der 20 Jahre The Message Geburtstagsparty, hatte aber erzählt bekommen, dass es ein guter Aufritt war, Haiyti aber dem Publikum kaum Aufmerksamkeit schenkte. Diesmal war das ganz anders. Haiyti war mitten im und mit dem Publikum da. Es wurden Goodies verteilt, Hooks gemeinsam gerappt und auch jemand (sehr Textunsicheren) auf die Bühne geholt, um den Joey-Bargeld-Part von „Zeitboy“ zu rappen. Als nach den ersten drei, vier Liedern Teile des Publikums noch immer nicht so richtig in die Gänge kommen wollten, meinte Haiyti: „Wenn ihr nicht abgeht, komme ich nie wieder nach Wien!“ Und das wirkte: Mit jedem neuen Song, jedem eingestreuten Hit zwischen der Setlist voll mit den Montenegro-Zero-Bangern ging das notorisch zurückgelehnte, schau-ma-mal Wien-Publikum immer mehr ab.

Ohne Kampfhund im Club

Es gab auch absolut keinen Grund das nicht zu tun. Haiyti gab vielleicht nicht alles, aber doch schon sehr viel. Der Sound passte und auch der Tour-DJ war äußerst motiviert und ein souveräner Hypeman. Einzig schienen im Publikum die jungen Hip Hop Hype Kids zu fehlen. Die mit der Supreme-Sideways-Bauchtasche und teueren Hoodies, die überall, wo sie in größerer Anzahl auftauchen, den „Turn-up“ und Moshpits mit sich bringen. Stattdessen war das Publikum bunt durchmischt, vom Polohemd mit dem Pulli über die Schultern bis zum unironischen Heavy Metal Shirt war alles da.

Haiyti spricht ein diverses Publikum an. Dazu passt auch der eklektische Sound auf „Montenegro Zero“, von der Auto-tune-Ballade bis zur Dancehall-Nummer ist da alles oben. Haiyti ist auch schon auf dem besten Weg zum Superstar Status im deutschsprachigen Raum. Am „Juice“ Cover war sie ja sowieso, aber nun sieht man sie auch schon auf den Deckblättern der „Intro“ und des „Zeit Magazins“ und im Sommer bespielt sie zum zweiten Mal die Festivalbühne bei Rock am Ring.

Haiyti fährt nicht mehr Bus, sondern Porsche

Haiyti im Interview mit Christian Lehner über Schein und Sein im Game Anno 2018

Von der Hamburger Kunststudentin hat es Haiyti zum Deutschrapstar geschafft und das, obwohl das Kunststudenten-Klischee diktiert, dass man mehr exzentrisch als diszipliniert arbeitet. Und dennoch geht die Rechnung bei Haiyti auf. Trotz der Gerüchte über Konzerte, die von ihr „bum-zu“ oder einfach gar nicht gemacht werden, hat man davon nichts gemerkt beim gestrigen Auftritt. Haiyti war souverän und brachte die Hits. Am Ende spielte sie fünf Quasi-Zugaben, „Bahama Mama“ ein zweites Mal und war dann prompt hinterm Merchtisch zu sehn. Ein wahrer Hip Hop Star in the making.

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