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ÖFB-Team: Folgen Fodas vollmundigen Versprechen jetzt auch Taten?

Eigentlich alles happypepi bei der Kaderbekanntgabe für die März-Länderspiele der Nationalmannschaft: neue junge Kräfte geholt, Alaba und Arnautovic neupositioniert, Barnes ante portas gestellt und flexible Spiel-Systeme & neue taktische Ausrichtungen angekündigt. Was aber sagt der Reality Check?

Von Martin Blumenau

Es ist ein Franco, der mit dem grummeligen Alltags-Foda früherer Jahre wenig zu tun hat: in seiner neuen Rolle als Teamchef gibt sich der Wahl-Grazer als freundlich-bestimmter Kommunikator, als verständnisvolle Anlaufstelle für alle Projektionen und Zuschreibungen.

Das äußert sich vor allem in seiner schon im Winter deutlich umgestellten Sprache. Gehört Foda noch vor Jahresfrist zur von provinziellen Altinternationalen geleiteten Fraktion der Modernisierungsverweigerer, ist seine Diktion aktuell auf einem durchaus frisch-zeitgemäßem Stand.

The daily blumenau bietet seit 2013 ebenso wie sein Vorgänger, das Journal, regelmäßig Einträge zu diesen Themenfeldern.

Foda schafft es seine Botschaften so zu formulieren/setzen, dass weder die einfach gestrickte Medien-Mundln im Boulevard noch die in komplexeren Zusammenhängen denkenden Kollegen der avancierten Web-Medien mit den Augen rollen müssen.
Keine schlechte Leistung.

Weitere Positiva: im Gegensatz zu seinem Vorgänger investiert er einiges in die richtige Positionierung seiner Schlüsselspieler, Stichwort: Alaba (der wird im Kader als Abwehr/Mittelfeld-Hybrid geführt; mit Ulmer ist zudem nur ein Linksverteidiger dabei) und Stichwort: Arnautovic als Sturmspitze.
Es gibt keinerlei Gejammer über die Abgänge von Junuzovic und Harnik. Und es existiert wieder Durchlässigkeit, wo zuvor die geschlossene Gesellschaft dominierte.

Außerdem hat Foda auch keine Angst sich Beute-Österreicher zu krallen: Im Gegensatz zum Franzosen Jonathan Schmid (aktuell wieder gut im Saft in der Deutschen Liga), den sich der ÖFB entgehen ließ, sollte die Einberufung des (zuletzt von Chelsea beobachteten) Engländers Ashley Barnes (der mit der Ösi-Oma und dem einen U20-Länderspiel anno 2008, damals gemeinsam mit Burgstaller oder Ilsanker), nach erfolgreicher Einbürgerung nur noch Formsache sein.

Außerdem kündigt Foda Spielsystem-Tests an: der technisch-taktische Bereich steht nächste Woche im Vordergrund, das friktionsfreie Switchen von Dreier- auf Viererkette (nicht umgekehrt, vielleicht ein Versprecher?), eine fluide, jederzeit umsetzbare Änderung der Spielanlage - das alles soll kommen in den Matches gegen Slowenien (am Freitag, den 23.) und in Luxemburg (am Dienstag denm 27.).

Also: eh alles super?
Kann sein, muss nicht.

Wir dürfen nicht vergessen: Franco Foda ist der Coach, der zuletzt mit Sturm Graz halbwegs fluid und situativ agierte (auch innerhalb des Spiels umstellte), aber bei seinem Erstauftritt im ÖFB-Dress mit dem Stammhirn, also voller Angst und wider besseres Wissen, aufstellte: in seinem versteinerten flachen 4-4-2. Und Foda ist der Coach, der sich nach dem (nur rein zufällig gewonnenen) Test für seine zweite Halbzeit belobigen ließ, in der er dann auf eine fremde Stammhirn-Aufstellung, nämlich die des Kollegen Koller (dessen 4-2-3-1) zurückgriff. Weiterentwicklung: minus zwei.

Foda ist auch keineswegs der Coach, der sich die Umstellungen bei Sturm Graz (als man im August 2017 vom drögen 4-4-2 und einem wenig bemühten 4-2-3-1-Hybrid endlich auf ein deutlich besser passendes 3-4-3 (aka 5-4-1) auf die eigenen Fahnen heften darf. Zu diesen Neuerungen (die seinem Team die Wintermeisterschaft brachten) wurde er nämlich in der Sommerpause von seinem Sportdirektor genötigt. Dem Sportdirektor, der auch kein Problem damit hatte, ihn zum ÖFB wegzuloben und stattdessen einen Coach zu holen, mit dem er sich taktisch/strategisch wirklich auf internationalem Niveau austauschen kann.

Kann Foda das Sturm-System umsetzen?

Es stellt sich also die Frage ob ein halbes Jahr halb erzwungene Spielsystem-Schulung ausreicht um Foda fit für eine eigenständige Variante zu machen. Zumal der ÖFB-Sportdirektor eben nicht Günter Kreissl ist.

Theoretisch kann Foda mit seinem Kader, vor allem, wenn er sich Alaba mit ins Boot geholt hat, alles machen: ein 3-4-3 ebenso wie ein 3-5-2, ein 4-3-3, ein 4-1-4-1, aber auch ein 4-2-2-2 ... - und all diese Varianten kann er zwischen vorsichtig/tiefstehend und pressend feintunen.

ÖFB-Kader für die Tetst gegen Slowenien (23.3., Klagenfurt, 20:45) und Luxemburg (27.3. Luxemburg, 20:30)

Tor: Heinz Lindner (Grasshopper Club Zürich/SUI), Jörg Siebenhandl (Sturm Graz), Markus Kuster (SV Mattersburg). Auf Abruf: Pavao Pervan (LASK), Richard Strebinger (Rapid Wien).

Abwehr: Moritz Bauer (Stoke City/ENG), Aleksandar Dragovic (Leicester City/ENG), Sebastian Prödl (Watford/ENG), Martin Hinteregger (Augsburg/D), Maximilian Wöber (Ajax Amsterdam/NED), Stefan Lainer, Andreas Ulmer (Red Bull Salzburg). Auf Abruf: Florian Klein (Austria Wien), Kevin Wimmer (Stoke City/ENG), Dominik Wydra (Erzgebirge Aue/D), Philipp Lienhart (Freiburg/D), Dario Maresic (Sturm Graz).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern München/D), Julian Baumgartlinger (Bayer Leverkusen/D), Florian Grillitsch (Hoffenheim/D), Stefan Ilsanker Marcel Sabitzer (RB Leipzig/D), Florian Kainz (Werder Bremen/D), Valentino Lazaro (Hertha BSC/D), Louis Schaub (Rapid Wien), Xaver Schlager (Red Bull Salzburg), Alessandro Schöpf (Schalke 04/D), Peter Zulj (Sturm Graz).
Auf Abruf: Konrad Laimer (RB Leipzig/D), Stefan Hierländer (Sturm Graz), Tarkan Serbest, Raphael Holzhauser (Austria Wien), Thorsten Röcher (Sturm Graz), Philipp Schobesberger (Rapid Wien), Hannes Wolf (Red Bull Salzburg).

Angriff: Marko Arnautovic (West Ham United/ENG), Guido Burgstaller (Schalke 04/D), Michael Gregoritsch (FC Augsburg/D) Auf Abruf: Marc Janko (FC Lugano/SUI), Deni Alar (Sturm Graz).

On hold ist Ashley Barnes (Burnley/ENG).

Verletzt sind Robert Almer (Austria Wien), Kevin Danso (Augsburg/D), Stefan Posch (Hoffenheim/D), Stefan Schwab (Rapid Wien), Maximilian Sax (Admira Wacker). Noch nicht fit genug ist Andreas Lukse (Altach).

Bei der U21 sind neben Lienhart, Maresic, Laimer und Wolf noch Marco Friedl (Werder Bremen/D), Sascha Horvath (Dynamo Dresden/D), Dominik Prokop (Austria Wien), Marko Kvasina (Twente Enschede/NED), Arnel Jakupovic (Juventus Turin/ITA) uvam...

Zurückgetreten sind Zlatko Junuzovic (Werder Bremen/D), Martin Harnik (Hannover 96/D), Markus Suttner (Brighton/ENG), Ramazan Özcan (Leverkusen/D), Christian Fuchs (Leicester/ENG) und György Garics (Axys Zola/ITA).

Von letzten Kader nicht mehr dabei sind Daniel Bachmann (Watford/ENG) und Lukas Hinterseer (VfL Bochum/D).

Aus den letzten Koller-Kadern fehlen Michael Madl (Austria Wien), Karim Onisiwo (Mainz/D) und Christoph Knasmüllner (Barnsley/ENG). Vom Euro-Kader fehlen Jakob Jantscher (Sturm Graz) und Rubin Okotie (Beerschot/BEL), außerdem Veli Kavlak (Besiktas/TUR) und Christoph Leitgeb (Red Bull Salzburg).

Out sind Dejan Stojanovic (St. Gallen/SUI), Andreas Leitner (Admira), Marco Knaller (Ingolstadt/D), Robert Olejnik (Mansfield/ENG); Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Philipp Mwene(Kaiserslautern/D), Georg Margreitter (Nürnberg/D), Richard Windbichler (Ulsan Hyundai/KOR), Emir Dilaver (Lech Poznan/POL), Tanju Kayhan (Göztepe/TUR); Konstantin Kerschbaumer, Manuel Prietl (Bielefeld/D), Lukas Gugganig (Greuther Fürth/D), Yasin Pehlivan (Spartak Trnava/SVK), Ismael Tajouri (FC New York City/USA), Thomas Murg (Rapid), Kevin Stöger (Bochum/D), Thorsten Schick (Young Boys/SUI), Alexander Gorgon (Rijeka/CRO), Daniel Royer (RB New York/US), Srdjan Spiridonovic (Panionios/GRE), Robert Zulj (Hoffenheim/D), Nikola Dovedan (Heidenheim/D); Andreas Weimann (Derby County/ENG), Martin Pusic (Aarhus/DEN), Philipp Hosiner (Union Berlin/D), Darko Bodul (Amkar Perm/RUS), Erwin Hoffer (Beerschot/BEL) oder Marco Djuricin (Grasshoppers/SUI).

Die Praxis, die sich vor allem in gewissen Automatismen ergibt, ist da schon schwerer herzustellen.

Aktuell spielen etwa bis auf Schöpf bei Schalke alle anderen (gleich acht) potentiellen Außenspieler in Vierer-Abwehr-Systemen, also keinesfalls in der Alleinverantwortung, die ein Außenspieler in einem 3-5-2 trägt.

Andererseits spricht die Abwesenheit von Zlatko Junuzovic und möglichen Alternativ-Varianten wie Knasmüllner ohnehin mehr für ein 3-4-3, wo die Außenspieler noch jeweils einen Flügel vor sich haben, recht günstig für ein sehr variables Umschaltspiel. Etwa so: Dragovic - Hinteregger - Wöber; Schöpf/Lazaro - Baumgartlinger - Grillitsch - Alaba; Sabitzer - Burgstaller/Gregoritsch - Arnautovic.

Oder ein mit einem leichter Dreh deutloich defensiveres 4-3-3: Bauer/Lainer - Dragovic - Hinteregger - Ulmer; Grillitsch, Baumgartlinger, Alaba; Sabitzer - Burgstaller/Gregoritsch - Arnautovic.

Oder eine 4-2-2-2-Variante, mit alter Red Bull-Grundidee: Bauer/Lainer - Dragovic - Hinteregger - Ulmer; Baumgartlinger, Grillitsch; Sabitzer/Lazaro/Schöpf, Alaba; Burgstaller, Arnautovic.

Man sieht auch hier: links ist Foda dünn besetzt, hat außer den beiden auch anderswie begehrten Alaba-Arnautovic nur Ulmer und Kainz, und auch auf Abruf keine seriöse Alternative (Röcher und dem aktuellen Schobesberger fehlt der internationale Punch, Linksverteidiger ist sonst keiner nachnominierbar...). Mögliche Alternativen: der wieder erwachte Onisiwo oder Bulle Royer.

Es ist also gar nicht so einfach mit den zumindest zwei freshen Systemen, die Foda so frank angekündigt hat. Selbst das 3-4-3, das Foda von Sturm kennt, wird auf diesem Level schwer umzusetzen sein. Sollte Foda wieder auf die beiden Uralt-Systeme zurückgreifen, dann ist sein Plan gescheitert.

Zu alledem kommen auch noch die Pläne und Ideen gegnerischer Mannschaften; im Normalfall wichtiger Anhaltspunkt. Da hat der ÖFB/Foda aber gerade Glück: gegen Luxemburg sollte es (auch mit Jahrhunder-Talent Vincent Thill) ohnedies wurscht sein; und Slowenien ist mit seinem neuen Coach Tomaž Kavčič ohnehin kaum auszurechnen. Der ehemals langjährige U21-Trainer bevorzugt zwar ein 4-2-3-1, Sloweniens A-Team spielte aber zuletzt mit einer unausrechenbaren, variablen Strategie entlang der Achse Oblak - Cesar/Mevlja - Krhin/Birsa - Ilicic. Und auch der zuletzt außen vor gelassene Kevin Kampl wird wieder dabei sein; und wohl auch der von Kavčič bei der U21 mitaufgebaute Robert Beric.

PS:

Bei allem Foda-Neusprech: eines ist geblieben - die Eitelkeit. Seht her, ich nominiere jedes mal aufs Neue einen Sturm-Spieler, den ich höchstselbst geformt habe. Zuletzt war das der wieder gedroppte Hierländer, diesmal ist es Problemboy Peter Zulj, allesamt unter internationalen Bedingungen doch recht verlorene Liga-Kicker.

Und eines klappt: die der Bundesliga im Gegenzug für ihre Unterstützung zugesagte erhöhte Quote im Teamkader. Diesmal sind es sieben, zwei Torleute (gut, da geht’s aktuell fast nicht anders), drei Salzburger (die spielen ohnehin auf Europa-Level) und neben Zulj dann noch der seit Wochen im Formtief verhaftete Louis Schaub, das (wie zu Constantinis Zeiten auch noch obligatorische) Zugeständnis an Rapid.

Apropos Torleute: dass trotz eines mit nichts anderem beschäftigten Team-Tormann-Trainers und eines massiven Förderprogramms im Rahmen des Projekts 12 keine international wettbewerbsfähigen Torleute hervorzubringen sind, ist nicht nachvollziehbar.

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