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Chuchel

Amanita Design

Slapstick-Spaß mit dem Fellknäuel

Die Point-&-Click-Abenteuer des tschechischen Studios Amanita Design sind eine Klasse für sich. Nach „Samorost“, „Machinarium“ und „Botanicula“ sorgt nun ein cholerisches Fellknäuel für gute Laune.

Von Rainer Sigl

Kleine Waldgnome, melancholische Roboter oder knuffige Insekten: Seltsame Helden gab es ja bislang in jedem Spiel des Brünner Gamedesigners Jakub Dvorský und seines Studios Amanita Design. Jeder, der „Samorost“, „Machinarium“ oder „Botanicula“ einmal gespielt hat, verliebt sich unweigerlich in den einzigartigen Animationsstil, die wunderbar bizarren Figuren, die tolle Musik und vor allem den schrägen Humor, der all diesen Spielen eigen ist.

Auch in seinem vor kurzem erschienenen neuen Spiel „Chuchel“ bekommt man es mit sehr schrägen Figuren zu tun: Als schwarzhaariges Fellknäuel mit Hut sind wir hier auf der Jagd nach einer riesigen Kirsche. Dumm nur, dass sie uns wieder und wieder abhanden kommt.

Zornbinkel auf Kirschenjagd

„Chuchel“ nimmt nicht nur in Sachen minimalistische Handlung und Humor an klassischen Zeichentrickserien wie „Looney Tunes“ oder „Tom & Jerry“ Anleihen. Wie die Kirsche von unserem Helden immer wieder erobert, dann aber doch wieder verloren wird, ist Slapstick vom Feinsten und erinnert ein bisschen sowohl an die endlosen Leiden des Kojoten auf der Jagd nach dem Roadrunner als auch an die tschechische Tradition des Animationsfilms.

In insgesamt 30 Szenen müssen wir die Kirsche an uns bringen, und dabei gibt es jede Menge Abwechslung: Auf ein Zwischenspiel, in dem wir als haariger Pac-Man-Verschnitt durch Labyrinthe jagen, folgt ein Rätsel, in dem wir uns durchs Essen unterschiedlicher Früchte in eine Ente verwandeln, und als Nächstes klopfen wir mit einem riesigen Löffel ein muffig dreinschauendes Ei auf. In den kurzen Szenen folgt ein Slapstick-Gag auf den anderen, und oft vergisst man beinahe, dass man es mit einem Spiel statt mit einem Zeichentrickspot zu tun hat.

Chuchel

Amanita Design

Ein Spiel zum Lachen

„Chuchel“ ist für Windows, Mac und Linux erschienen.

Besonders subtilen Humor braucht man sich nicht erwarten, das macht aber überhaupt nichts: Die Gags in „Chuchel“ sind absurd, schrill und überdreht. In den gut zwei Stunden, die man das cholerische Fellknäuel begleitet, amüsiert man sich auf jeden Fall königlich. Wie die vorigen Spiele des Brünner Studios Amanita Design ist auch „Chuchel“ ein Beweis für die Lebendigkeit der großen tschechischen Animationstradition; im Unterschied zu „Samorost“, „Botanicula“ und „Machinarium“ ist „Chuchel“ sogar noch um einiges näher am interaktiven Trickfilm.

„Chuchel“ ist ein wenig einfacher geraten als die anderen Spiele des Studios, aber es ist genauso wunderschön, komisch und mit Liebe gemacht wie seine Vorgänger. Ein lustigeres Spiel hat man lange nicht gesehen.

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