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Against All Logic

Nicolas Jaar ergründet als A.A.L auf dem Album „2012 - 2017“ die Matrix von Spaß

Von Natalie Brunner

Nicolas Jaar ist einer der spannendsten elektronischen Musiker, dem mensch live oder auf Tonträger im Moment sein Gehör schenken kann. Der Sohn des chilenischen bildenden Künstlers Alfredo Jaar begann 2009, erste Tracks zu veröffentlichen, und schafft es mit seinen teilweise experimentellen Produktionen, ein großes Publikum heranzulocken. Seine drei Alben „Space Is Only Noise“, „Pomegranates“, und das jüngste, „Sirens“ - erschienen vor zwei Jahren - sicherten ihm Lobeshymen und einen Fixplatz in diversen Jahres-Bestenlisten.

Die komplexen, fragilen Tracks von Nicolas Jaars Alben, mit denen ihn die meisten in Verbindung bringen, sind aber nur eine Seite seines Schaffens. Unter dem Pseudonym A.A.L hat er nun ein Album veröffentlicht, das mancherorts schon jetzt als eines der House-Alben des Jahres gefeiert wird. Veröffentlicht wurde es via Jaars Musikseite „Other People“ - eine Seite, die man abonnieren kann, und auf der im Wochen-Rhythmus neue Musik erscheint.

Nicolas Jaar

Nicolas Jaar

Nicolas Jaar

Seit letztem Jahr funktioniert Other People mehr wie eine digitale Radiostation, die Musik von Jaar und Geistesverwandten, aber nicht unbedingt Genre-Verwandten, veröffentlicht. Tracks von DJ Slugo oder Lydia Lunch sind dort erschienen, und Ende letzten Monats eben der ganz großer Wurf in Sachen House, der eine manchmal geäußerte Kritik an Nicolas Jaars Alben völlig entkräftet: Wenn Nicolas Jaar ein Album veröffentlicht, dann klinge es nach Kunstgalerie und nicht nach Musik für den Club.

Cover Nicolas Jaar "against all logic"

Other People

„2012 - 2017“ von A.A.L ist bei Other People erschienen

Ob man das nun als Kritik, Fest- oder Unterstellung empfindet, bleibt einen selbst überlassen. Elektronische Musik gehört an alle denkbaren und undenkbaren Orte, aber „für die Kunstgalerie gemacht“ - da schwingt ein bisschen der Vorwurf des Gewollt-Prätentiösen mit.

Ein Vorwurf, der etwas haltlos ist, da Jaar unter seinem Namen zu Beginn sehr wohl auch für den Club produziert und veröffentlicht hat. Vielleicht war es dem unleugbar Super-Talentierten einfach zu fad geworden ist und die fragmentierte Komplexität seiner Produktionen erlaubt eine größere Palette von Stimmungen und Aussagen. Um nicht einordenbar zu bleiben, hat Jaar seine diversen Aliase. Jede kreative Tür und Hintertür lässt er sich offen.

„Don’t think, feel“, diesem universellen Handlungsmotto von Bruce Lee und Master Yoda wird er mit seine Alias Against All Logic gerecht und bringt Menschen wie mich, die nicht unbedingt große Fans von House-Musik sind, zum Schwärmen.

Ende letzten Monats hat er auf Other People eine Werkschau von seinem Alias A.A.L. herausgebracht - der Name ist eine Abkürzung für Against All Logic. Auf A.A.L. „2012-2017“ geht es um Spaß und Euphorie. Die Matrix ist House der Disco-affinen Sorte. Nicolas Jaar schneidet und cuttet um Soul- und Funk-Samples herum.

A.A.L besitzt die Euphorie von French Disco-House-Tracks, die Thomas Bangalter auf seinem Label Roule veröffentlicht, und kombiniert sie mit der feingetunten, warmen Soundfarbe der meisterhaft verwobenen Soulsamples, die J. DiIlla seinen Produktionen gegeben hat. Hin und wieder schleicht sich auch ein Breakbeat ein.

A.A.L. ist nicht das einzige Pseudonym, unter dem Nicolas Jaar veröffentlicht. Wenn er gemeinsam mit Dave Harrington in Bandstrukturen arbeitet, veröffentlicht er und spielt auch live als Darkside. Für Remixe wie für die heute bereits erwähnten Daft Punk werden sie zu Daftside, und Iva Gocheva ist auch niemand anderes als Jaar selbst. Einer, der viele ist und doch immer er selbst bleibt. Chef vieler Disziplinen.

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