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Fotos der FM4 Privatesession mit Mynth

Chris Stipkovits

Die Sonne strahlt, die Songs auch

Mynth haben für die FM4 Private Sessions in Wien und Graz ihre Songs in akustischer Version neu arrangiert, inklusive Westerngitarre.

Von Lisa Schneider und Christian Stipkovits

Der dicke Sound, die tighten Beats, die große Lichtershow - wie kann man sich eine Band wie Mynth, die bei ihren Liveauftritten auf genau diese Elemente größten Wert legt, in akustischer Form, noch dazu im eigenen Wohnzimmer, vorstellen? Giovanna und Mario Fartacek haben es bei FM4 Private Sessions in Wien und Graz gezeigt, gemeinsam mit Livedrummer Günther Paulitsch.

Erste Station: Wien, Neubau

Die Sonne blendet am Samstag nachmittag hell, und auch hell hinein in die Studentenwohnung von Felix. Er bezeichnet sich selbst als „Mynth-Fan der ersten Stunde“. Was er an dieser Band so liebt, ist vor allem der beschriebene Sound und das abgestimmte Lichtermeer, vor, rund und auf der Bühne. Gespannt sitzt er am Sofa seines Wohnzimmers, die Türklingel hört nicht mehr auf zu klingeln, auch seine Freundinnen haben es sich nicht zweimal sagen lassen, dass es heute und hier ein exklusives Privatkonzert geben wird.

„Es ist so schön, wenn man unten reinkommt, überall hängen schon Schilder mit unserer corporate identity drauf. Man fühlt sich so willkommen geheißen“ strahlt Giovanna. Einen noch lieberen, köstlicheren Willkommensgruß hat sich Felix’ Freundin Martina einfallen lassen: Sie hat eine zuckerrosa Mynth-Torte gebacken, inklusive Logo, „inklusive bunter Überraschung im Inneren“. Das Anschneiden heben sich aber Besucherinnen und Band für die Zeit nach der Session auf.

Fotos der FM4 Privatesession mit Mynth

Chris Stipkovits

Felix’ Freundin Martina hat eine Mynth-Torte gebacken. Zucker, Zucker, Zucker und köstlich.

Die Band sitzt, das Publikum auch. „Intim ist das Wort, das am besten zutrifft“, flüstert mir einer von Felix’ Freunden ins Ohr. Auch Giovanna beschreibt den geplanten Auftritt, der so in der Form für die Band eine Premiere ist, mit diesen Worten: „es ist fast so, als würden die Zuseherinnen bei dir am Schoß sitzen. Man ist auf eine ganz andere Art nervös, weil alles so nahbar ist, und so einfach eine super Abwechslung zu den Clubshows.“ Auch für Mario, der die Unnahbarkeit gerade dieser Clubshows schon bis zu einem gewissen Grad schätzt, ist es eine ungewohnte, aber schöne Situation: „Wir haben die Songs natürlich geprobt, aber wir haben kein strenges Konzept festgelegt. Hier geht es eher darum, mit dem Publikum gemeinsam da zu sein, die Musik zu hören und zu spielen, es ist eine, ja, starke Emotionalität dabei.“ Die Emotionalität wird nach dem Konzert ein Besucher so auf den Punkt bringen: „Das kribbelt schon ein bisschen mehr im Herzen.“

Am selben Abend werden Mynth nämlich auch im ausverkauften Porgy & Bess in Wien ihr zweites Album „Parallels“ sowie ihre aktuelle EP „Echo“ gehörig feiern. Davor gibt’s aber ein siebenteiliges Set, so, wie man Mynth sonst nie zu hören bekommt. Mario spielt eine Westerngitarre, Günther eine zwölfsaitige Gitarre. Die stählernen Seiten springen für den sonst bei Mynth so drängenden Drumsound ein, die dicken verhallten Klangflächen sind reduziert auf teilweisen Doppel- oder sogar leisen Dreifachgesang. Es ist gerade im Genre „Elektropop“ interessant zu sehen, wie die Songs ohne Elektronik funktionieren; man will sich ans Lagerfeuer denken, schiene nicht die besagte herrliche Frühlingssonne durch die drei großen Wohnzimmerfenster herein.

Der Kuchen war übrigens auch innen farbig, und noch dazu gestreift.

Zweite Station: Graz, Lendplatz

Staunen: Corinna weiß schon, wieso sie sich mit dieser Location für die Private Sessions beworben hat. Sonnig war’s im 7. Bezirk, und noch lichtdurchfluteter ist es am Lendplatz in Graz: dort arbeitet Corinna mit gut 20 KollegInnen in einem Designstudio namens „En Garde“ - und sie alle finden ihren Arbeitsplatz so schön, dass sie auch die Sonntage gern dort verbringen. Wer das nicht versteht, war bloß noch nicht da: Hinaufgeklettert über die stählernde Außentreppe wird man schon im dritten Stock bei der ausladenden Sonnenterrasse kurz neidisch, aber dann kommt ja noch das Loft im 4. Stock, in dem auch die Session stattfinden wird. Ein alter, schön knarzender Holzfußboden, Lampions, Sofas, eine Küchenecke; das Gebäude ist eine ehemalige Weberei, jetzt ist es eine perfekte Mischung aus Retro-Chic und modern. Auch die Band staunt beim Ankommen nicht schlecht.

Die zweite Session findet abends statt, das Bier schmeckt, und es wird immer enger, bis es dann auch endlich losgeht. Und diesmal gibt’s zwar keinen Kuchen, aber ein Geschenk der Band: eine Zugabe, die mal schnell so aus dem Stegreif akustisch neu gedacht wird.

„Ich war total gerührt. Mynth ist einfach meine liebste Band, und dass sie hier direkt vor mir spielen, ist ein wunderschönes Gefühl“, erzählt Corinna, als die Aftershowparty im Loft erst so richtig in die Gänge kommt. Traurig ist sie, aber nur, weil es so schnell vorbei war. Trostpflaster: Mynth spielen am 31. 3. im Orpheum Graz, und nicht nur: alle weiteren Livetermine gibt es hier.

Fotos der FM4 Privatesession mit Mynth

Chris Stipkovits

Dass Private Sessions immer eine intime Angelegenheit sind, liegt in der Natur der Sache; mit Mynth waren sie umso schöner, weil man das Gefühl bekommen hat, die Band teilt mit dem innersten Kreis ein kleines, feines Geheimnis. Es ist der Kern, die Essenz, die Grundidee ihrer Musik. Eine Band, die die schicke Hülle liebt, sie aber nicht braucht. Zwei Trümpfe im Ärmel, Strom oder nicht Strom, die Musik ist gut.

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