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Aktueller Musiktitel:

Steaming Satellites

Gerald von Foris

artist of the week

Show Me My Silver Lining

Steaming Satellites gegen die Dunkelheit: Das neue Album „Back From Space“ will Pop, Party, Positivität. Unsere FM4 Artists Of The Week.

Von Lisa Schneider

„Silver Lining“ ist ein Begriff, der in der englischsprachigen Popkultur schnell und oft die Runde gemacht hat. Es gibt zum Beispiel einen sehr guten Film von David O. Russell aus dem Jahr 2012, in den Hauptrollen die noch besseren Jennifer Lawrence und Bradley Cooper. Auch etwa das schwedische Indie-Pop-Duo First Aid Kit haben 2014 eine ihrer ersten und besten Singles veröffentlicht, „My Silver Lining“.

Dieser Silberstreif, er ist das Licht am Horizont, während die Welt herum im Dunklen hadert; das kleine Positive im Negativen.

Am neuen Album der Steaming Satellites gibt es einen Song, den vorvorletzten der Platte, und der heißt genau so, „Silver Lining“. Es ist mehr ein Interlude als ein Song, schlanke 1,38 Minuten lang, mit wenig Text und umso mehr Inhalt. Der Theatralik des Albums geschuldet sitzt er zurecht da, an dieser Stelle kurz vor dem Ende: Das Album nämlich beginnt bunt und strahlend, hook-verliebt, es ist gitarren- und synthielastiger Dancefloorpop; weil das aber nicht alle Facetten der Salzburger Band abdeckt, lehnt es sich mittig wieder den schweren Klängen zu, bevor dann eben „Silver Lining“ auftritt; um noch einmal zurückzurudern, zu dem, was eigentlich der Ausgangspunkt war. Der Spaß.

Die Freude, die neu klingt

„Wir waren zwei Jahre auf Tour, das war das längste an Zeit, das wir überhaupt on the road verbracht haben. Das letzte Album war ein soundmäßig und inhaltlich eher schweres, melancholisches, und dieses Mal ist es uns umso mehr, eben deshalb, um die Freude am Musikmachen gegangen. Das kann man, glaub ich, aus den neuen Songs heraushören“, erzählt Max Borchardt, schon seit 13 Jahren Sänger und Gitarrist der Steaming Satellites.

Als vor wenigen Wochen die erste Single „Back From Space“ erschienen ist, die gleichzeitig auch den Albumtitel und das Motto vorgibt, waren einige Fans der lässigen Gitarrenkultur sicherlich verwundert. Synthesizer gab’s bei Steaming Satellites immer schon zu hören, die düstere Taste, der tief schwummrige Sound; das wunderbarste Beispiel dafür wohl noch immer der im ebenso großartigen Film „Das finstere Tal“ von Regisseur Andreas Prochaska eingebaute Song „How Dare You?“.

TOUR

Nach ihrer Deutschland-Tour kommen Steaming Satellites auch live zurück nach Österreich:

22.5.18 Arena Wien
23.5.18 Republic Salzburg
25.5.18 Treibhaus Innsbruck
30.5.18 Orpheum Graz
9.6.18 Bubble Days Linz

Die Synthesizer bewegen sich auf „Back From Space“, gleich von der Eröffnungsnummer „Put It Down“ weg in eine andere Richtung. Leicht, beflügelt, positiv ist das; in allen Klangfarben und -nuancen. Es ist das fünfte Album der Steaming Satellites, man spricht immer vom „schwierigen“ zweiten, vielleicht auch vom dritten; bei ihnen war es, erzählen sie im Interview, eher das schwierige vierte. Das fünfte jetzt aber eben, das will unbedingt die positive Kraft zurückholen, weil es nicht nur anstrengend ist, sich dem Inhalt und der soundmäßigen Umsetzung der inneren Dunkelheit hinzugeben, sondern weil auch die Liveumsetzung dieser Songs sich zehrend auswirkt.

Nicht immer das, was die anderen denken

In den letzten 13 Jahren haben sich Steaming Satellites nicht nur eine gesicherte Fanbase erspielt; sie haben sich auch die Freiheit erspielt, auszuprobieren, was ihnen in genau dem aktuellen Moment Freude macht. Die Erwartungshaltung ihrer ZuhörerInnen haben sie im Hinterkopf, ohne sich zu sehr davon strapazieren zu lassen. „Irgendwann muss man aufhören, darüber nachzudenken, was die Leute denken könnten. Sonst wird man am Ende verrückt“, erzählt Gitarrist Emanuel Krimplstätter. Und so viel sei gesagt, Steaming Satellites bleiben Steaming Satellites; was zu einem Großteil natürlich der einprägsamen Stimmfarbe ihres Sängers geschuldet ist. Da kann schon etwas Anderes neu klingen, es ist wie ein neuer Mantel, der den Frühling einläutet; die Erkenntnisse, die Erfahrung, das Wissen um das Musikgeschäft und die verstrickten, dahinter stehenden Machenschaften verpuffen dadurch natürlich nicht.

„Shout It Out“, die aktuelle Single, reiht sich gleich hinein in die neue Positivität der Steaming Satellites; es ist keine kryptische Botschaft, es ist ein Hinausrufen, weg mit den Sorgen, weg mit den Ängsten. Ein scheinbar naiver Ansatz, der aber die Essenz des Albums bündelt wie kein anderer. In negativen Zeiten das Gute unterstreichen, gemeinsam nach vorn gehen und kämpfen für das, was man liebt. Auch Phoenix haben mit ihrem letzten Album „Ti Amo“ ein ähnliches Statement gesetzt. Das zuckert und perlt leicht über die Zunge, die Liebe schmeckt süß, das Leben vorgeblich auch. Hinter dieser vorgetäuschten Naivität liegt ein Grundsatz, den man als eine der Hauptaufgaben von Musik, von Kunst, von Kultur ansehen muss: das Leben zu verstehen versuchen, akzeptieren, und dann, noch vielmehr, einen positiven Gegenentwurf anzubieten.

Abstand, Einsicht und die Musik darüber

„Back From Space“, die Weltraumreise der Steaming Satellites, holt sich auch deshalb mehr als früher den Rock’n’Roll jetzt Pop und Funk hinein in ihre Welt; Pop als die Stimme, die genau diese Message vom Wohlfühlen, vom Glücklich-Sein oder Glücklich-Sein-Wollen schon immer am besten transportiert hat. Die Sprache, in der alles funktioniert, weil jede und jeder sie versteht.

Steaming Satellites Cover "Back From Space"

The Instrument Village (Rough Trade)

„Back From Space“ von Steaming Satellites erscheint via The Instrument Village (Rough Trade).

Bei all der Liebe zum frohen Unfug am neuen Album, bei Sonnenstrahlen, Sprudelperlen, dem langen, späten, besten Abend in der Bar sind Steaming Satellites aber keine Künstler, die Tiefgang in ihrer Musik nicht bestreiten wollen; das haben sie unter anderem mit dem erwähnten selbstbetitelten Vorgänger schon bewiesen. Umso schöner ist die Tatsache, dass das neue Album von einem Stück abgeschlossen wird, das passenderweise „Back To The Roots“ heißt, und ebenso passenderweise wie ein klassischer Song aus früheren Zeiten der Band klingt.

Familiäre Verluste, Einbußen im Privatleben, die Karriere, die nicht immer so rosig läuft, wie das die Arbeit daran rechtfertigen würde. Und die eigene Unzufriedenheit, die in ihrem positivsten Aspekt schon wieder Hauptantriebsfeder sein kann. Steaming Satellites kennen das Auf und Ab und haben sich aus eigener Kraft und Vision für die goldene Seite entschieden.

Vom Weltraum aus sieht die Welt eben kleiner aus, die Menschen, die Sorgen und Probleme; es bleibt nur mehr das Wichtigste übrig: die Lebensfreude, die anspornt. In Musik gegossen klingt das dann wie „Back From Space“.

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