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Kleidung auf Kleiderhaken

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Wie gut sind Kleiderspenden?

Kleidung ausmisten und spenden fühlt sich gut an. Aber ein großer Teil der gespendeten Kleidung landet in Afrika und wird dort verkauft. Einige afrikanische Länder wehren sich jetzt dagegen und wollen den Import von Second Hand Kleidung verbieten - zum Schutz ihrer lokalen Textilwirtschaft.

Von Sophie Liebhart

Jeder kennt das: Wenn im Frühling die ersten warmen Sonnenstrahlen an der Nase kitzeln, bekommt man Lust, auch im eigenen Zuhause eine gewisse Frühlings-Frische einkehren zu lassen. Manche putzen ihre Fenster, andere misten ihren Kleiderschrank aus. Mit weniger Zeug im Schrank fühlt sich irgendwie alles ein bisschen leichter an. Doch wohin mit den alten Klamotten? Eigentlich sind sie noch gut, also kann man sie ja spenden – an Menschen, die sie dringender brauchen. So ist oft die Annahme. Doch mit der Kleiderspende ist ein großes Geschäft verbunden.

Altkleider-Kreislauf

In Österreich werden jährlich zirka 80.000 Tonnen Altkleider gespendet. Die Kleidung wird von unterschiedlichen Organisationen gesammelt, sortiert und weiterverteilt. Eine dieser Organisationen ist Humana.

Über 6.000 Tonnen Kleidung wurden im Vorjahr bei Humana abgegeben. Zwei Drittel davon sind wieder verwendbar, der Rest wird recycelt oder zu Putzlappen verarbeitet. Nur ein Bruchteil landet im Restmüll. Das gespendete Gewand legt zum Teil weite Strecken zurück. Denn nur 31% landen in europäischen Second-Hand-Läden. 19% werden nach Asien weiterverkauft, und gut die Hälfte geht nach Afrika.

Auf den ersten Blick klingt diese Umverteilung vielversprechend. Organisationen wie Humana stehen aber immer wieder in der Kritik. Denn die ursprünglichen Spenden werden in Second-Hand-Läden oder auf Märkten verkauft. Was mit dem Geld passiert, ist teilweise undurchsichtig. Nur ein Bruchteil der durch den Verein erwirtschafteten Gelder fließt in Hilfsprojekte, so lautet oft der Vorwurf. Humana beruft sich im Interview trotzdem auf den guten Zweck ihrer Kleidersammlung: „Wenn man die Kleidung in einen Humana-Container gibt, dann gibt man das an einen österreichischen Verein, der statutengemäß den Überschuss für Entwicklungszusammenarbeit verwendet. Und das kommt wiederum sehr vielen Menschen, unter anderem in Afrika, zugute“, sagt Henning Mörch von Humana.

Ist der wohltätige Zweck also nur eine Werbestrategie? Wieviel dahinter steckt, ist schwer zu sagen. Fest steht, einige afrikanische Länder wollen nicht mehr mitspielen.

Jeans

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Uganda hat genug

Second Hand Kleidung ist in Uganda – wie in vielen Ländern Afrikas - wichtiger Bestandteil eines Wirtschaftszweigs. Gebrauchtes Gewand aus Europa und Nordamerika, aber immer stärker auch aus China, wird importiert und hier weiterverkauft. Die Regierung will dem Second-Hand-Geschäft jetzt aber ein Ende machen. Der Import schwäche die lokale Textilindustrie und führe zu Verarmung, so die offizielle Erklärung.

Kirsten Rüther vom Institut für Afrikawissenschaften beschreibt den problematischen Kreislauf folgendermaßen: „Es geht schon darum, dass das Schneiderhandwerk sehr viele Menschen, sehr viele Familien am Leben hält. Wenn das Schneiderhandwerk beeinträchtigt wird, weil Ware so billig zur Verfügung steht, dann betrifft das einen ganzen Berufszweig, der sich anderweitig ernähren muss."

Sie relativiert die Vorwürfe an das Altkleidergeschäft aber auch. Man müsse sich zwar von der Vorstellung verabschieden, dass man mit Second Hand Kleidung Systeme stabilisieren und Menschen helfen kann, aber: „Man zerstört auch keine Industriezweige", sagt Rüther. Da spielen immer viele Faktoren mit – beispielsweise, wie stark die Textilindustrie im Vorhinein ausgeprägt war. In Ländern wie Ruanda, die früher keine eigenständige Textilindustrie hatten, habe der Import sogar neue Sparten geschaffen, erklärt Rüther. Menschen hätten beispielsweise in der Weiterverarbeitung und Änderungsschneiderei von Second Hand Kleidung Arbeit gefunden.

In Uganda ist man sich jedoch sicher, dass sich das Nein zum Import von Second Hand Kleidung positiv auf die Textilwirtschaft auswirken wird. „Die Wirtschaft wird von diesem Verbot enorm profitieren. Das ist ein Gewinn für die lokalen Bauern, die Baumwolle anbauen und verkaufen. Es wird auch mehr Arbeitsplätze in der Textilindustrie geben", sagt der ugandische Textilhändler William Okello gegenüber der Nachrichtenagentur EVN.

Second Hand Kleidung

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Kein Erfolg?

Andere Ostafrikanische Staaten haben schon einen ähnlichen Weg beschritten, wie Uganda es jetzt plant. Aber Erfolgsgeschichten fehlen bisher.

Simbabwe etwa hatte 2015 den Import von Gebrauchtkleidung untersagt und nur zwei Jahre später das Verbot wieder lockern müssen. Die einheimische Textilbranche war noch nicht so weit, und am Schwarzmarkt wurde weiterhin mit Second Hand Kleidung aus den Nachbarländern gehandelt. Ruanda hatte prophezeit, dass bis 2019 25.655 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, wenn keine Second-Hand-Kleidung mehr ins Land kommt und gleichzeitig eine einheimische Textil- und Schuhindustrie aufgebaut werden kann. Bislang sind in dem Land aber gerade mal elf Unternehmen gelistet, die Textilien produzieren und sieben weitere, die Schuhe herstellen.

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