FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Filmstill The Grandma Project

Maria Tzika

Europa auf der Leinwand vermessen

15 Jahre Crossing Europe! Ellen Page öffnet einem Zombie ihr Zuhause, Chilly Gonzales duldet ein Filmteam über Jahre und Christian Petzolds „Transit“ macht Marseille zu einem Schmelztiegel der Zeit.

Von Maria Motter

„Crossing Europe zeigt einen Kontinent im sozialen und territorialen Umbruch“, so erklärt sich das Festival vor 15 Jahren, als im Augarten in Graz ein sommerliches Open-Air-Kino mit Hans-Christian Schmids „Lichter“ eröffnete und im Film ein Fluss Menschen aus unterschiedlichen Ländern verband. Graz hat die Diagonale, das Festival des österreichischen Films. Und Linz hat seit 2014 das „Crossing Europe Filmfestival“, geleitet von Christine Dollhofer, die davor mit Constantin Wulff das IndendantInnenduo der Diagonale gebildet hatte.

Vom Atlantik bis zum Ural reichen die cineastischen Trips dieses Jahr. Von Linz aus geht es in den Kinosälen am Crossing Europe 2018 nach Island und in die südlichste Region Italiens. Und dort begegnen einem Menschen und Leben, die all das, was einem an Schlagwörtern ständig um die Ohren fliegt, schnell klarmachen: Krisen von Staaten, Banken, Familien, Terror und Flucht.

Sollte man sich das auch noch im Kino anschauen? Ja! Unbedingt! Denn das Crossing Europe versammelt all die neuen, ausgezeichneten Produktionen, die junges europäisches Filmemachen bietet.

182 Perspektiven

Crossing Europe sujet 2018

Crossing Europe

Crossing Europe Filmfestival

25. bis 30. April 2018, Linz

Bis der wunderbare neue Spielfilm „Transit“ des deutschen Regisseurs Christian Petzold als Abschlussfilm laufen wird, der in Marseille einen 1940 von Anna Seghers geschriebenen Roman einfach wie genial in die Gegenwart übersetzt, werden Dokumentarfilme wie „Shut up and play the piano“ über den kanadischen Pianisten und Produzenten Chilly Gonzalez und „Meteors“ über kurdische Orte in der Türkei unter Bombenangriffen gezeigt, verlieben sich in Spielfilmen wie der Erasmus-Geschichte „Julia Ist“ und in „My Life With James Dean“ Regisseur und Schauspieler in Nordfrankreich, während andere in „Der Lange Sommer der Theorie“ ihre KünstlerInnen-WG in Berlin räumen müssen, weil ein Immobilieninvestment verwirklicht werden will. Das Programmheft des Crossing Europe bietet Orientierung.

Traditionell sind die Linzer Kinonächte dem fantastischen Film und dem Genrefilmschaffen verschrieben: Bis einem die Augen glänzen wie auf den Festivalplakaten, darf die Apokalypse und der Horror auf der Programmschiene Einzug halten und mehr als eine Preview auf das Slash/-Filmfestival in Wien sein. Und aus der Reihe „Nachtschicht“ kommt einer der sechs (!) Eröffnungsfilme.

Die Eröffnungsfilme

Ellen Page ist in „The Cured“ mehr als in Gefahr. Denn sie spielt die Schwägerin eines vormaligen Zombies, der jetzt seine Impulse unter Kontrolle haben sollte. Ein Gegenmittel ist gefunden, die Zombies sind Bürger zweiter Klasse und sollen wieder in die Gesellschaft integriert werden. Ein Sozial/Zombie-Drama, eine schaurige Genrekreation.

"the cured" filmstill

films international

„The Cured“

„Jupiter Holdja“ von Kornél Mundruczó hat es in die Wettbewerbsauswahl der Filmfestspiele von Cannes geschafft. Das Immigrantendrama eröffnet, wie im Kino die Grenzen verschwimmen können - gerade auch die formalen. „Im Kern freilich stellt Mundruczó nur eine Frage: Wie
könnte Europa morgen aussehen, wenn wir
alle etwas mehr Magie in uns hätten?“

„Soldaţii. Poveste din Ferentari“ ist der erste Spielfilm von Ivana Mladenović, die bisher Dokumentarfilme gemacht hat. Während ein Anthropologe über Roma-Musik recherchiert, verliebt er sich, aber nicht alle freuen sich mit ihm. Trouble, deep.

"Silvana" Filmstill

Doc Lounge

Silvana Imam

Die Rapperin Silvana Imam ließ sich zwei Jahre von einem Filmteam begleiten. Das entstandene Porträt ist selbstredend nach ihr benannt: „Silvana“. Die Tochter eines Syrers und einer Litauerin ist in Schweden als Queer-Ikone ebenso bekannt wie als politische Aktivistin, die sich gegen Rechtspopulismus einsetzt ist. Silvana ist auch persönlich am Crossing Europe zu Gast: Sie wird bei der Nightline auftreten.

„The European Grandma Project"
Acht Gespräche filme-drehender Enkelinnen mit ihren Großmüttern fügen sich in dem von Alenka Maly initiierten Projekt zu einem Dokument von Frauenleben im 20. Jahrhundert zusammen.

Filmstill The Grandma Project

Giorgia Polizzi

"The European Grandma Project“ (siehe auch Coverbild dieser Story)

Das Crossing Europe ist auf junges AutorInnenkino spezialisiert. In jedem Jahr gibt es auch eine Tribute-Sektion, die sich dem bereits angewachsenen Werk eines/r Filmschaffenden widmet. Diesmal hat man die Gelegenheit, mehrere Arbeiten des italienischen Regisseurs Edoardo Winspeare zu sehen. So auch „Pizzicata“ - eine Liebesgeschichte, die 1943 spielt und eine italienische Bauerntochter mit einem Piloten der US-Armee zusammenbringt.

Master Classes der internationalen Gäste und Podiumsdiskussionen, Partys und „Trouble Features“ - das Crossing Europe geht weiter, wenn der Abspann eines Films gelaufen ist!

mehr Film:

Aktuell: