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Kids N Cats in Peking

Kids N Cats

Auf musikalischer Weltreise

Brasilien und Australien, Israel und Japan: Kids N Cats sind um die Welt gereist und haben on the road Songs aufgenommen. Die präsentieren sie jetzt am Album „11 Tracks“.

Von Lisa Schneider

„Wir sind sehr reisemotivierte Menschen, unser Traum war es immer, mit unserer Musik reisen zu können“, erzählt Jeanne Drach, die französisch-österreichische Musikerin und Sängerin der Band Kids N Cats. Zum Interview kommt ein Teil der Band, „der Kern“, wie sie ihn nennen; dazu gehört auch noch der in Deutschland geborene Wahlwiener Marten Kaffke.

Alles beginnt in Taiwan

Die Idee, um die Welt zu reisen, ist in Taiwan entstanden: Jeanne war mit ihrem Puppentheater dort unterwegs, das Land hat sie so fasziniert, dass sie Marten überreden wollte, drei Monate lang dort hin zu ziehen, um Musik zu machen. Eine glückliche Fügung soll den beiden wenig später nicht nur eine gemeinsame Reise nach Taiwan, sondern auch noch in zehn weitere Länder ermöglichen.

Kids N Cats gewinnen nämlich beim „New Austrian Sound Of Music“, einem Förderungsprogramm des österreichischen Außenministeriums, das sie dabei unterstützen wird, und Teile der Reisekosten übernimmt. Kids N Cats jedenfalls beschließen, nicht nur ein, zwei, drei Länder zu besuchen: Es soll eine Weltreise sein, nach selbst ausgesuchten Orten, die, die sie am meisten inspirieren. Wohnung aufgelöst, Möbel verkauft, Job gekündigt. Ein Wagnis, ein Abenteuer.

„Wir sind ganz naiv an die Sache herangegangen“ erzählt Marten. „Wir haben unsere Rucksäcke gepackt und hatten, was die Musik angeht, eigentlich nur Mikrophon und Laptop mit. Dadurch ist jeder Song wirklich vor Ort entstanden, oft durch eine Melodie oder auch nur ein Geräusch inspiriert, von Null auf, vom Scratch.“

Der Song „Taiwan“ etwa - alle elf Songs tragen den Namen ihres Herkunftsorts - basiert auf einem soundtechnisch zerhackten, vor Ort aufgenommenen Tempelgeräusch. Zusammengearbeitet haben Kids N Cats dort mit der taiwanesischen Künstlerin Lupa. Ein weiterer Aspekt der Reise: In jedem Land soll nicht nur ein Song entstehen, sondern wenn möglich auch eine Kooperation mit einem lokalen Künstler, einer lokalen Künstlerin. Sieben von elf Mal ist Kids N Cats das gelungen, die anderen Songs haben sie alleine geschrieben.

Jeanne Drach und Marten Kaffke waren aber nicht nur allein unterwegs; die beiden anderen Bandmitglieder - Maximilian Atteneder und Peter Paul Aufreiter, an Stelle des Letzteren spielt mittlerweile Judith Filminova von Fijuka am Bass mit - haben sich in Deutschland, Frankreich, Israel und China angeschlossen.

Kids N Cats auf der Chinesischen Mauer

Kids N Cats

Kids N Cats auf der Chinesischen Mauer

Von Mandarinen, Spinnen und Autounfällen

In China nämlich gab es nicht nur die Songproduktion, sondern auch eine kleine Tournee. Kids N Cats haben dort Daliah Spiegel getroffen, die schon für viele Pressefotos und Videos der Band verantwortlich gezeichnet hat - und momentan in Schanghai lebt. Mit ihr sind sie gereist; und China war das Land, das die Band in seinen Gegensätzen am meisten beeindruckt hat. Von einem Autounfall, nach dem alles von Mandarinen übersät war, bis hin zum Streicheln regenbogenfarbener Spinnen - und dann, das köstliche Essen! „Kulinarisch hat mich China am meisten begeistert“, schwärmt Jeanne. Spannend, wie aus dem beschriebenen Trubel ein so ruhiger, entspannter Song geworden ist, was zum großen Teil der samtweichen Stimme von Musikerin ChaCha zuzuschreiben ist.

Weitergereist sind Jeanne Drach und Marten Kaffke dann wieder alleine; in Australien, dem von Österreich am weitesten entfernten Ort der Reise, war das Heimweh am schlimmsten. Die entspannte Atmosphäre in Melbourne hat aber viel wieder wettgemacht. Auch wenn der Song „Australia“ nicht einfach nur so dahinplätschert, spürt man das Loslassen, die Freiheit, die sich Kids N Cats auf der nun schon länger andauernden Reise erspielt haben.

Unendliche Einflüsse, ein Sound

Zuvor hat sich vor allem Peter Paul Aufreiter um die Produktion der Songs von Kids N Cats gekümmert, der mittlerweile seine eigene Band Hearts Hearts und noch viele mehr produziert. Die Weltreise war alleine deshalb eine technische Herausforderung, weil Jeanne und Marten diesmal alles selbst in die Hand genommen haben. Sie haben es trotz der so unterschiedlichen Einflüsse und Genres (an Diversität ist wohl das schönste Beispiel der Song „France“ gemeinsam mit dem senegalesischen Rapper Nix) geschafft, einen einheitlichen Sound ins Album zu bringen. Es klingt nach Kids N Cats.

„Ganz am Anfang haben wir versucht, das Eklektische hervorzuheben und haben uns von der Grundidee oft an die KooperationspartnerInnen gehalten; als wir etwa mit einer japanischen Punkband zusammengearbeitet haben, waren es mehr gitarrenlastige Songs. Nach einiger Zeit haben wir aber gemerkt, dass wir das soundmäßig schon zusammenhalten müssen, haben im Nachhinein deshalb viel umgeschrieben und versucht, es in eine bestimmte Richtung zu drängen - in die Richtung eines bombastischen, elektronischen Sounds.“

Kids N Cats backstage in Japan

Kids N Cats

Kids N Cats backstage in Japan

Viele Zungen

Die Diversität des Albums ergibt sich nicht nur durch die vielen verschiedenen Genres, in denen sich die KollaborationspartnerInnen von Kids N Cats normalerweise tummeln, sondern natürlich auch durch die Sprachen. Auf „11 Tracks“ hört man diese Sprachen: Französisch, Englisch, Hebräisch, Japanisch, Chinesisch, Spanisch und Portugiesisch. Es fließen aber auch etwa spanische Wörter hinein; diese Sprache hat es Jeanne besonders angetan. Vor allem, weil sie durch die hohe Emotionalität der Sprache ihre durchaus politischen Texte besser verdeutlichen kann:

„Der Mexiko-Song, der auch auf Spanisch gesungen ist, ist ein Song über Feminismus, die Grundidee ist Vulva Power, Vagina Revolution. Ein Abschied vom Patriarchat und ein Hallo-Hallo zum Feminismus.“

Kids N Cats vor ihrem Auftritt in Tijuana, Mexiko

Kids N Cats

Kids N Cats warten auf ihren Auftritt in Tijuana, Mexiko.

Vulva Power

„Hauptsächlich geht es um Wut, meine Hauptemotion. Es ist politische Wut, ich bin wütend auf das Patriarchat, das dominiert, ich bin wütend auf die alten Männer auf der Straße, die mich belehren, ich bin wütend auf die Menschen, die die Umwelt überhaupt nicht wahrnehmen, die andere verletzten, die Tierethik nicht ernst nehmen. Wut ist aber gleichzeitig eine so starke Emotion, sie steht am Anfang von etwas - und danach kann man etwas Wichtiges daraus machen. Als Frau ist es wichtig, das raus zu lassen, diese Wut, weil wir werden oft in die Kategorie ‚hysterisch‘ gesteckt und es ist wichtig zu zeigen, dass wir mehr zu sagen haben.“

Cover "11 Countries" Kids N Cats

Wouf Records

Das neue Album von Kids N Cats, „11 Countries“, erscheint via ihrem eigenen Label Wouf Records.

Was Kids N Cats von ihrer Weltreise außerdem für sich mitgenommen haben, ist die ganz neue Art, wie sie Musik begegnen. Die Vielfalt, die sie erlebt haben, hat sie den Vorsatz fassen lassen, sich künftig mehr mit Musik abseits des Mainstream zu befassen, also nicht nur mit Musik, die aus Amerika oder UK kommt und ohnehin auf- und abgespielt wird. Sich stattdessen in die Nischen zu vertiefen, in Brasilien, Hawaii, Südafrika. Die Musik der Welt ist ein unendlicher Pool.

„11 Tracks“ ist Popalbum, Reise zum Ich und politisches Statement. Für eine tolerante Zusammenarbeit, für Respekt, Solidarität, Werte, die für alle gelten.

Und all diese Ideen gibt’s auch live zu sehen: am 4. Mai im Wiener Club Werk X-Eldorado im 1. Bezirk.

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