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Pfeif drauf

Eine kurze Kulturgeschichte des Pfeifens auf der Leinwand. Vom Film Noir bis zu den Simpsons.

Von Pia Reiser

„Whistle while you work“ ist nicht nur die Devise des Disney-Schneewittchens, sondern das kann man in den goldenen Hollywood-Studiozeiten auf mehrere Genres ausdehnen. Sei es, um gute Laune trotz Schlechtwetter auszudrücken wie Gene Kelly in „Singing in the Rain“ - oder eben um der Welt einzutrichtern, dass Hausarbeit lustig ist, wenn man dabei pfeift, so zumindest die Meinung von „Schneewittchen“. Sowohl in Komödien als auch im Film Noir nutzte man Pfeiferei, um Unschuld vorzutäuschen, wenn man als Zwielichtiger an Straßenecken herumlungerte - und dann gibt es natürlich noch den unvermeidlichen wolf whistle, die als Kompliment missverstandene Belästigung, populär gemacht durch Cartoons.

Horror- und Thrillergenre werden das ansich Fröhliche des Pfeifens später ins Gegenteil drehen, eine gepfiffene Melodie kann auch Grusel oder gar Bedrohung hervorrufen. Gewusst hat das schon Fritz Lang 1931, der lässt in seinem fantastischen Film „M“ (der momentan von David Schalko als Serie neuverfilmt wird) Peter Lorre im Halbschatten einer Laube Griegs „Hall of the Mountain King“ pfeifen.

Dass nicht jeder, der pfeift grade verliebt durch den Regen springt, wusste auch Filmkomponist Bernhard Herrmann zu nutzen und komponierte für den Thriller „Twisted Nerve“ (1968) ein nervöses Thema, das Quentin Tarantino mit „Kill Bill“ weltberühmtmachte. Manche Killer schleichen, manche wollen einen großen Auftritt und pfeifen ihre Erkennungsmelodie.

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Kill Bill Vol.1

Das fröhliche Pfeifen als Bedrohung und Erkennungsmerkmal eineswahrlich Wahnsinnigeninszeniert Joe Wright in dem Thriller „Hanna“ ganz großartig, das Gepfeife komponiert haben die Chemical Brothers.

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Hanna

Massenpfeifen als Zeichen von Optimismus und Widerstand, das hat David Lean in „Die Brücke am River Kwai“ inszeniert und Kriegsgefangene den ohrwurmigen Colonel Bogey March pfeifen lassen; John Hughes zollt in „The Breakfast Club“ der Melodie - und dem, wofür sie steht - Tribut.

„Reality Check“ berichtet heute darüber, dass der Mensch offenbar pfeifen konnte, bevor er sprechen konnte

Und während Ennio Morricone mit seinem Thema von „A Fistful of Dollars“ das Pfeifen für immer mit dem Spaghettiwesternin Verbindung bringt und Monty Python quasi die ultimative Beleidigung für die katholische Kirche in „The Life of Brian“ mit einem pfeifenden Chor von Gekreuzigten formuliert, so kommt die am besten genutzte dramaturgische Nutzung des Pfeifens vom Master of Suspense selbst. Alfred Hitchcock führt in „Der Mann der zuviel wusste“ in einerlaunigen Sequenz das Lied „Que sera“ ein, gesungen von Doris Day, als sie ihren Sohn zu Bett bringt, der Sohn pfeift mit. Später wird die gepfiffene Melodie zum Suspense in Akustikform, wenn Day ihren entführten Sohn in einem Gebäude vermutet und das Lied zu singen beginnt.

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Warten auf den Pfiff: „The Man who knew too much“

Das Pfeifen liegt auch den Simspsons im Blut und „Malcolm in the Middle“ hält in einer Episode Lois Pfeiftalent bis zu ihrem großen Auftritt geheim.

Die beste Leinwand-Lektion, wie man denn nun eigentlich pfeift, stammt von Lauren Bacall, die Humphrey Bogart in „To have and have not“ das Procedere erklärt: “You do know how to whistle, don’t you, Steve? You just put your lips together, and blow.”

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