FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Praterstern

APA/HERBERT NEUBAUER

FM4 Forum

Was bringt ein Alkoholverbot am Praterstern?

Der Wiener Praterstern genießt einen mehr als zweifelhaften Ruf. Er gilt als sozialer Brennpunkt und Drogenumschlagplatz. Schon diesen Freitag soll nun - etwas überraschend - ein Alkoholverbot in Kraft treten.

Von Markus Zachbauer

Der Praterstern ist eine Art riesiger Kreisverkehr, in dessen Mitte sich mit den Haltestellen mehrerer Straßen-, U- und S-Bahnen einer von Wiens größten Öffi-Knoten befindet. Besonders beliebt ist die Gegend um den Bahnhof trotz einsetzender Gentrifizierung und mehrerer durchaus wichtiger Lokale allerdings nicht. Und so kennen überraschend viele WienerInnen den Praterstern nur als Ausgangspunkt von 1.Mai-Feiern im Prater - oder als einen der wenigen Orte, an denen man auch am Sonntag einkaufen kann. Weil der Praterstern ein Bahnhof ist, darf hier der Supermarkt auch am Sonntag offen halten. „Reiseproviant“, das bedeutet auch Alkohol. Den gibt es hier also an sieben Tagen die Woche zu Supermarktpreisen zu kaufen.

Seit Jahren gilt die Gegend als sozialer Brennpunkt und kommt immer wieder in die Schlagzeilen: eine Vergewaltigung auf der Bahnhofstoilette, regelmäßig Schlägereien, Drogen. Dem schlechten Ruf begegnen Stadt und Polizei mit verstärkter Präsenz und - seit 2016 - auch mit sehr plakativer Videoüberwachung des gesamten Geländes. Security-Personal und Polizei sind am Praterstern genauso allgegenwärtig wie die „Menschen ohne Beförderungsabsicht“, wie Stadträtin Ulli Sima heute die offenbar weniger erwünschten Bahnhofs-BesucherInnen heute beschrieben hat.

Kurz vor seinem Amtsantritt will Michael Ludwig, der künftige Wiener Bürgermeister, nun offenbar ein Zeichen setzen und kündigte an, dass schon ab kommendem Freitag auch rund um das Bahnhofsgebäude (in dem per Hausordnung schon jetzt Alkoholverbot besteht) der Konsum von Alkohol verboten sein wird.

In Österreich gibt es solche Alkoholverbote schon in mehreren Städten. An Bahnhöfen ist das zum Beispiel in Dornbirn, Innsbruck und Salzburg der Fall. Die Stadt Wien betritt damit allerdings Neuland. Das Alkoholverbot am Praterstern ist das erste in der Bundeshauptstadt. Auch das genaue Gebiet, in dem das Verbot gelten wird, wurde schon festgelegt:

Verbotszone

APA

Alkoholverbot am Praterstern - ausgenommen sind Gastronomie und Imbissstände

Die Grünen - Koalitionspartner der SPÖ in der Wiener Stadtregierung - waren in diese Entscheidung offenbar nicht eingebunden und sehen wenig Sinn in der Maßnahme: „Es kann nicht im Sinn der Stadt Wien sein, den bisher bewährt sachlichen Weg zu verlassen und populistische Scheinlösungen anzubieten“, richtete die grüne Sozialsprecherin Birgit Hebein in einer Aussendung am Sonntag dem SPÖ-Chef aus. Und die grüne Bezirkschefin Uschi Lichtenegger befürchtet, dass Alkoholkranke lediglich „in die an den Praterstern angrenzenden Wohn- und Grüngebiete bzw. an andere Orte in Wien, an denen leicht zugänglich Alkohol verkauft wird (z.B. Schwedenplatz, Bahnhof Floridsdorf, Handelskai)“ vertrieben werden. Auch die NEOS sehen die Maßnahme kritisch. ÖVP und FPÖ sind dafür, erwarten sich aber noch weitergehende Maßnahmen.

Auch Wiens Noch-Bürgermeister Michael Häupl konnte sich übrigens ein Alkoholverbot an Wiener Bahnhöfen vorstellen. Schon vor etwas mehr als einem Jahr meinte Häupl, er „halte es für durchaus sinnvoll und richtig, dass man darüber neuerlich eine Diskussion beginnt. Denn das Argument, dass damit ein Verdrängungsprozess einsetzt, halte ich für nicht tauglich“. Damit widersprach er schon damals auch dem städtischen Drogenkoordinator Michael Dressel. Dieser hatte erst im Februar 2017 gemeint, dass ein generelles Alkoholverbot etwa am Praterstern „nicht wirklich etwas bringt“, weil sich in der Folge das Problem lediglich verlagern würde.

Erste Bewährungsprobe schon am 1. Mai?

Eine erste Bewährungsprobe erfährt das Alkoholverbot wohl schon in etwa einer Woche, wenn sich am 1. Mai mehrere Tausend BesucherInnen mit und ohne Bierflaschen in der Gegend rund um den Praterstern aufhalten werden. Ob sich die Polizei bei den Mai-Fest-BesucherInnen dann mit Belehrungen oder gar Anzeigen sehr beliebt machen wird, wird sich dann zeigen.

Diskutiere mit!

mehr FM4 Forum:

Aktuell: