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Pommes Frites mit Käse

CC0 - gemeinfrei via Pixabay

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Im Dunklen

Jeden Tag dachte ich mir, ich mache das mit dem Strom anmelden am nächsten Tag, ich dachte mir, ich habe Zeit. Und jetzt finde ich mich auf meinen Knien wieder.

Von Todor Ovtcharov

Ich hatte vor, selbst Pommes zu machen, mit geriebenem weißen Käse darauf, auf bulgarische Art. Meine liebe M. mag sehr gerne Pommes, wenn ich sie selber mache. Ich schaute auf die Uhr, ich hatte genau 20 Minuten, bis sie nach Hause kommt, genau die richtige Zeit fürs Braten von zwei Portionen Pommes.

Ich schälte die Kartoffel und stellte die Pfanne auf die Kochplatte. Nach einer Minute ließ ich die erste Kartoffelscheibe in die Pfanne gleiten. Statt einem Zischen hörte man aber nur ein „Blubb!“ Das Öl war kalt. Vielleicht war mein Herd kaputt, oder ich hatte keinen Strom. Ich machte die Lampe an. Nichts. Ein Problem, das gleich gelöst werden musste, dachte ich mir. Ich schaute wieder auf die Uhr. Fünfzehn Minuten bis sie nach Hause kommt. Jetzt war ich mir nicht sicher, ob ich die Pommes ohne Strom meistern könnte.

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Draußen wurde es langsam dunkel. Ich ging auf die Terasse, um nachzuschauen, ob das ganze Viertel keinen Strom hatte. Ich merkte aber schnell, dass alle Häuser rundherum Strom hatten. Und alle Wohnungen in meinem Haus auch. Jetzt verstand ich, dass es sich nicht um einen Stromausfall handelte. Wir sind umgezogen und ich habe vergessen, den Strom anzumelden und jetzt wurde er mir einfach ausgeschalten. Ich war schuld. Jeden Tag dachte ich mir, ich mache das mit dem Strom am nächsten Tag, ich dachte mir, ich habe Zeit.

Bald wird sie da sein und sie wird mitbekommen, dass ich nicht erledigt habe, was ich zu erledigen hatte. Ich musste schnell handeln. Mein Handy hatte noch Akku und ich schaffte es ganz schnell, online einen Stromvertrag abzuschließen. Das brachte aber die Lampen nicht zum Leuchten. Ich musste eine Woche auf einen Termin warten. Ich rannte schnell hinaus und kaufte Pommes von der Imbissbude nebenan. Zu Hause streute ich Käse darauf. Es war schon ganz dunkel.

In dem Moment kam sie nach Hause. Sie fragte mich gleich, warum ich im Dunklen sitze und ich erklärte ihr, das sei ein Spiel – wir sollen im Dunklen unsere neue Wohnung erkundigen. Sie lachte und machte einen Schritt nach vorne. In dem Moment rutschte sie auf meinen Socken aus. Ich fing sie, einen Augenblick bevor ihr Kopf gegen die Wand schlug. Als ich sie umarmte, versuchte ich, die Socken wegzutreten.

Sie meinte, sie müsse sich umziehen. Sie machte zwei Schritte und sie stolperte über die Matratze, die mitten im Zimmer lag. Ich rannte ihr nach und ich stolperte auch über die Matratze. Ich zündete ein Streichholz an und wir kamen irgendwie zum Tisch. Dort fand sie die Pommes. Sie probierte sie und sagte gleich: „Das sind keine Pommes, die du gemacht hast! Du lügst mich an!“

Es gab keinen Ausweg. Ich musste zugeben, dass ich das mit dem Strom vergessen habe. Dass ich ein verantwortungsloser Chaot bin. Das Ende nahte. Ich fiel vor ihr auf die Knie, um zuzugeben, wie dumm ich sei. In dem Moment lachte sie. „Weißt du, es macht nichts, dass es keinen Strom gibt, du kniest dich ja sonst nie vor mir hin.“ Es war dunkel, aber ich wusste, dass sie mich anlächelte.

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