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Aktueller Musiktitel:

Fauna am Albumcover

Ventil Records

hyperreality

Fauna erzeugt lodernde Neugier

Kommenden Donnerstag startet das Hyperreality Festival für Clubkultur im Rahmen der Wiener Festwochen.

Von Natalie Brunner

Da dieser Tage „Clubkultur“ ein inflationär gebrauchtes Wort ist, um Kapitalismus affirmierendem Hedonismus einen Anstrich der Relevanz zu geben, gibt es eine Art Mission Statement, das klar stellt, wie Clubkultur in diesem Fall verstanden wird:

„Die Wiener Festwochen setzen an drei Nächten experimentelle elektronische Musik in den Kontext globaler Clubkulturen und öffnen einen Raum für Projekte an der Schnittstelle zu Performance, Pop und Bildender Kunst. Der Club als Ort, an dem gesellschaftliche Zwänge und Mechanismen außer Kraft gesetzt werden, eine neue Gesellschaft erdacht und erprobt werden kann – das ist die verbindende Idee des Programms von HYPERREALITY.“

Fauna am Albumcover

Magdalena Fischer

Am Eröffnungsabend spielt die aus dem Iran stammende und in Wien lebende Musikerin Rana Farahani aka Fauna. Sie präsentiert ihr Anfang des Monats erschienenes, zweites Album zum ersten Mal live. Der programmatisch zu verstehende Titel ist „Infernum“ und am Cover ein Portrait von Farahani im Dämoninnen-Outfit, das nicht nur Verehrerinnen von Vampirella das Herz höher und schneller und lauter schlagen lässt. Die Ästhetik ist keineswegs ein Indikator für die Musik, die uns auf „Infernum“ erwartet, sondern das Tor in den Kaninchenbau, der Sprung durch den Spiegel in eine multidimensionale, nicht genre-gebundene Welt, in der Fauna ihren Exorzismus betreibt und über das politische Potential von digitalen Identitäten und real gelebten Widerstand reflektiert.

Die Unterwelten und die in ihnen gedeihenden und feiernden Dämonen begleiten die elektronische Musikerin schon seit ihrem ersten Album, wie sie im Interview erzählt. Wobei da nicht so ganz klar ist, wer vor wem Angst haben sollte. Es ist nicht ein überstrapaziertes, mit eitlem Blick auf die eigene tiefe Künstlerseele formuliertes „Hello darkness, my old friend“, sondern eher die Darkness, die sagt: „Hello Fauna, my old friend, hast du mir ein neues musikalisches Prunkgewand programmiert?“ Fauna über ihre Residency in den verschiedenen Kreisen des Infernums: „Ich liebäugele schon seit dem Beginn meiner Karriere mit Dämonen und der Unterwelt. Konzeptuell neu ist, dass ich mit ‚Infernum‘ bewusst ein sehr poppiges Album gemacht habe.“

Seit dem von Dante in der göttlichen Komödie beschriebenen Infernum weiß mensch, dass es verschiedene Kreise der Hölle gibt. Jeweils extra Plätzchen auch für die Heuchler und die Lügner, die aus ihren Tabloid-Medien wissen, was aus dem islamischen Kulturkreis stammende Frauen denken und fühlen und wie sie sind. „Hölle ist der einzige Track auf dem Album, der nicht direkte Hip-Hop-Referenzen hat, aber ich arbeite mit Autotune und bewege mich in einem Beatspektrum um die 140 Bpm. Der Text könnte irgendwann auf mich zurückfallen, weil da Worte wie ‚Scharia‘ und Sätze wie ‚Kein Bock auf Intifada‘ vorkommen." Das braucht man nicht todernst nehmen, Fauna hat definitiv keine Angst vor Konflikten, Konfrontationen, Kollektivzorn.

Fauna am Albumcover

Ventil Records

Wer bei dem Titel Drive By sofort im Kopf „shooting“ ergänzt, eher an Säureattentate, Schusswechsel und Bandenkriege im L.A. der 90er Jahre denkt, ist Fauna eher auf der Spur als diejenigen, denen Homer-Simpson-mäßig das Wasser im Mund zusammenläuft bei Pommes & Burger. „Die Nummer featured Gauna, mein alter Ego. Ich finde das einen recht gelungenen Scherz, mich selbst zu featuren. Und inhaltlich ist es eine Art Falling Down mit mir statt Michael Douglas in der Hauptrolle. So wie er in diesem Film mache ich auch Tabula Rasa.“

Fauna wird am Eröffnungsabend des Hyperreality das Album „Infernum“ zum ersten Mal live performen, gemeinsam mit den Musikerinnen Farce und Ursula Winterauer, auf deren Label Ventil Records das „dystopian avant pop“-Album „Infernum“ erschienen ist.

Fauna ist es wichtig, dass „Infernum“ sich live von der Album-Version unterscheidet. Persönlich überprüfen kann mensch das kommenden Donnerstag, wo Fauna zur Eröffnung des Hyperreality auftritt. Neben Fauna an diesem Abend am Line Up: Arca und Aïsha Devi.

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