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Beach House

Shawn Brackbill

Mit Beach House im Dream Pop Meer schwimmen. Runde 7.

Victoria Legrand und Alex Scally sind Beach House. Die beiden bezeichnen sich als „musical soul mates“. Diese Seelenverwandtschaft hat wieder ein neues Album hervorgebracht. Das US-Duo ist auch am siebten Album noch stark da.

Von Eva Umbauer

Wer hat an der Uhr gedreht? Ist das erste Album des US-Duos Beach House wirklich schon wieder fast zwölf Jahre her? Ja, mehr als ein Jahrzehnt, das für viele von uns wie im Nu verflogen ist. Die Musik von Beach House hat in diesen Jahren für manche wie selbstverständlich dazugehört. Songs wie „Masters Of None“, „Astronaut“, „Lover Of Mine“, „Other People“, „Sparks“ oder „Majorette“.

Was genau ist Dream Pop?

Schlägt man unter „Wikipedia“ nach erfährt man Folgendes: „Die Essenz des ‚Dream Pop‘ ist eine Fokussierung auf ätherische Texturen und Stimmungen anstatt auf antreibende Rockriffs. Gehauchte, oftmals hohe Frauenstimmen oder fast geflüsterte Männerstimmen bestimmen üblicherweise den Gesang. Songtexte haben oft introspektive oder existenzielle Motive.“

Runde 7

Mit ihrem dritten Album „Teen Dream“ und dann vor allem ab dem vierten, „Bloom“, hatten sich Beach House ein internationales Publikum geschaffen. Nach sechs Alben folgte mit „B-Sides and Rarities“ eine Werkschau der Band.

Plattencover von Beach House "7"

Bella Union

„7“ von Beach House ist bei Bella Union in London erschienen.

Das neue Album, „7“, knüpft daran an. Wenn man die Musik von Beach House noch nicht kennt, warum nicht jetzt mit „7“ einsteigen, dann ein bisschen im Compilation-Album gustieren und schließlich vielleicht sich zurückarbeiten bis zum Debütalbum „Beach House“, mit dem alles begann:

Ein magischer Zaubertrank des Indie-Pop mit Elementen aus Lo-Fi, Shoegazing, Girlgroup-Pop, Psychedelia, Noise, Dream- und Synth-Pop, nicht zu vergessen eine Prise The Velvet Underground. Die Lava-Lampe in diesem uns willkommen heißenden Beach House hat bis heute nicht aufgehört zu brennen.

Die magische Zahl „7“

Eine Frauenfigur, die Victoria Legrand viel bedeutet ist Edie Sedgwick, die Andy Warhol Muse - sie wurde als das siebte Kind in ihrer Familie geboren.

„I was drawn to somebody like Edie because she has beauty on the outside but she also struggled with her mask. She felt that there was a mask and nobody could get to the inside part. She was a prisoner in her own torment and that’s a common thread in humanity for a lot of people.“

Über sieben Brücken musst du gehen und so. Für das Überwinden von schwierigen Dingen steht die Zahl „7" etwa. Als Unglückszahl wird sie gar betrachtet, aber nicht immer. Aber lassen wir die Zahlensymbolik und stürzen wir uns mitten hinein in das neue Album von Beach House“, etwa in den Song „Girl Of The Year“, der gleich wie eine recht heftige Welle über uns hereinbricht.

„7“ ist relativ heavy

Überhaupt ist der neue Beach House Longplayer zum Teil relativ „heavy“. Um beim Meeres-Bezug zu bleiben: Wo Victoria Legrand und Alex Scally bisher dem Soul-Surfing frönten und aus purer Freude in relativer Strandnähe elegant durch das Wasser glitten, lassen sie sich jetzt mit „7“ gelegentlich etwas weiter auf das Meer hinausziehen, wo es richtig tief ist, und von einer großen Welle erfassen.

Alex Scally und Victoria Legrand nennen das in Interviews zum neuen Album von Beach House „re-think old methods and shed some self-imposed limitations“.

Für die Aufnahmen befreiten sich Victoria und Alex also von ein paar alten Gewohnheiten. So wurde etwa kein fester Zeitraum für die Studioarbeit festgelegt, sondern immer dann aufgenommen, wenn es sich richtig angefühlt hat. Am Ende von fünf Minisessions über einen Zeitraum von elf Monaten ist das Album dann aufgenommen worden – zum größten Teil zuhause in Baltimore, sowie in einem Studio in Connecticut und einem in Los Angeles.

Die Strandhütte bleibt

Zum Glück, oder für manche „leider“, hört man das, was erst nach größerer Veränderung klingt, dann nicht so stark. Diese geliebte hübsche Strandhütte, aus der noch immer tolle Sounds kommen, kann kein Orkan wegblasen. Es ist ein Ort, an den man zurückkehrt, etwa nachdem man „Drunk In L.A.“ war. So heißt jedenfalls einer der neuen Songs. Ein anderer nennt sich „L´Inconnue“, also französisch für „Die Unbekannte“. Victoria Legrand zählt in diesem Song auf Französisch von eins bis sieben.

Victoria Legrand von Beach House wurde in Paris geboren, wuchs aber in der US-Stadt Philadelphia auf. Victoria ist die Nichte des französischen Musikers Michel Legrand, der seit den 1950er Jahren als Komponist und Arrangeur bekannt ist, aber auch als Pianist, Sänger und Dirigent. Auch Victoria Legrands Tante, Christiane Legrand, war Musikerin und vor allem als Sopranistin in der international bekannten Pariser Vokalgruppe Swingle Singers bekannt.

Französische MusikerInnen-Familie

Aber auch bereits der Großvater von Victoria Legrand war Arrangeur und Orchesterleiter - er arbeitete etwa mit Edith Piaf - in Frankreich. Victoria selbst - sie spielt Klavier seit sie ein Kind ist - besuchte in Paris eine Schauspielschule, wo sie sich letztlich aber nicht wirklich wohlfühlte, also kehrte sie in die USA zurück, wo sie wenig später zusammen mit Alex Scally Beach House gründete.

„Masters Of None“, ein Song vom Debütalbum von Beach House.

Beim neuen Album „7“ arbeiteten Victoria Legrand und Alex Scally mit dem Briten Peter Kember im Studio. Peter nennt sich Sonic Boom und war Gründungsmitglied der englischen Band Spacemen Three, die vor allem in den 90ern aktiv war. Aber Sonic Boom machte auch etwa mit Bands wie Stereolab oder Yo La Tengo Musik, und nicht zu vergessen seine Produktion am MGMT-Album „Congratulations“.

Vielleicht war es ja Sonic Boom, der etwa diesen ganz eigenen Gitarren-Sound am sanften neuen Beach House Song „Pay No Mind“ inspiriert hat; er klingt nach den 80er- und früh-90er-Jahre Gitarren des Factory Plattenlabels in Manchester - nach wenig bekannten, aber dezent einflussreichen Bands wie etwa A Certain Ratio oder Stars wie die frühen New Order.

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