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Love Good Fail

Hood

soundpark act des monats

Auf der Suche nach dem Schönen und Idealen

Hauchzarter Elektropop am Weg in den Sommer: Love Good Fail veröffentlichen mit „We Met At Night“ ihr Debutalbum. Sie sind unser Soundpark Act im Juni.

Von Lisa Schneider

“You don’t love someone for their looks, or their clothes, or for their fancy car, but because they sing a song only you can hear", hat einst der irische Schriftsteller Oscar Wilde gesagt. Es war seine ewige Suche nach dem Schönen und trotzdem Unvollendeten, das er vor allem in seinen Theaterstücken hervortreten hat lassen; es sind genau jene sehnsüchtigen Geschichten, die das Publikum heute noch immer in seine Aufführungen ziehen.

Kennenlernen vor der Bühne

So ist es auch Maria Tunner, Johannes Pobitzer und Johanna Prechtl gegangen, als sie sich vor zwei Jahren, durch Zufall, nach einer Theateraufführung von Oscar Wilde getroffen haben. Maria und Johannes kannten sich schon ein bisschen länger, beide zu diesem Zeitpunkt noch nicht in ein Bandprojekt verwickelt; die Pausenglocke läutet, und an der Bar, da steht Johanna. Johannas Bezug zum Theater ist ein noch engerer als der der anderen beiden; sie hat schon in der Dramaturgie in verschiedenen Theatern in Wien und Niederösterreich gearbeitet. Dass dieser Abend der Beginn von etwas Neuem sein wird, war vorher nicht, aber im Moment des Zusammentreffens sofort klar: "Wir haben nach wenigen Worten gewusst, dass wir etwas gemeinsam machen wollen. Da war sogar noch nicht ausgesprochen, dass es eine Band sein wird, die hier entsteht, nämlich „Love Good Fail“.

Es geht ihnen allen dreien um die Musik, natürlich, viel stärker noch, überhaupt um ihr künstlerisches Agieren, darum, etwas zu schaffen, und vor allem, etwas zu dritt zu erschaffen.

LIVE

Love Good Fail feiern ihr Debutalbum mit euch - am 6.6.2018 in der Grellen Forelle in Wien.

Sie bezeichnen sich selbst als love triangle, und das hat nichts mit schäbiger Zwischenzeilenkonnotation, sondern damit zu tun, wie sie zu dritt erstmals das Gefühl hatten, sich so ausdrücken zu können, wie es aus ihrem Innersten kommt.

Über Umwege zur Band

Johanna spielt Schlagzeug, hat sich aber nie wirklich getraut, in einer Band zu spielen. Maria hat Musikwissenschaft, Musikvermittlung und Musikpädagogik studiert, sie spielt Klavier, hat sich viel mit zeitgenössischer Musik beschäftigt. Doch dann, es muss in etwa zu der Zeit besagter Theatervorführung gewesen sein, ist ihr klar geworden, dass es ab nun für sie in eine andere Richtung gehen muss. „Und die Richtung war Pop.“

Johannes, der eigentlich im zweiten Bildungsweg Philosophie und Musikwissenschaft studiert hat, formt und kreiert schon seit längerem ohne Instrumente, nur am Laptop seine Songs; Loop-Schleifen, Beats, Grundgerüste, denen noch das letzte Etwas gefehlt hat. „Wir sind Kinder unsere Zeit, in einer Postmoderne, in der der Computer den Stellenwert eines klassisch gewachsenen Instruments längst erreicht hat“; das wird aktuell jeder Musiker bestätigen, und Love Good Fail nutzen vor allem das elektronische Equipment, um ihre Songs in Form zu bringen.

Albumcover "We Met At Night" von Love Good Fail

Seayou Records

Das Debütalbum von Love Good Fail heißt „We Met At Night“ und erscheint via Seayou Records.

Gemeinsames Ideenumformen

Das Theater spielt dabei nicht nur bei ihrer ersten Begegnung, sondern auch weiterführend eine große Rolle: Die Texte ihres Debutalbums „We Met At Night“ stammen aus der Feder von Johanna, die sie ursprünglich in deutscher Prosaform geschrieben hat. „Diese Texte habe ich während meiner Arbeit am Theater geschrieben, eigentlich ohne den Gedanken daran, dass jemals jemand anderer außer mir sie lesen wird“, erzählt sie, „und dann war da plötzlich die Band“.

Die ursprünglich deutschen Geschichten werden ummodelliert in eine englische, lyrische Fassung; übrig bleibt die Essenz von 13 Geschichten, die man so vielleicht nicht mehr 1:1 erkennt, für die Band aber das Album in einem Stück zusammenhält. „Auch wenn unsere Songs aus Geschichten gewachsen sind, steht beim fertigen Song das Gefühl, eine bestimmte Stimmung, nicht die direkte Erzählung im Vordergrund.“ Bestimmte Emotionen, die Johanna damals festgehalten hat, besprechen die drei von allen möglichen Seiten, sie interpetieren Johannas Ansätze neu, so, dass sie nicht mehr nur aus ihr, sondern aus der ganzen Band herauskommen.

Johanna sitzt bei Love Good Fail nicht am Schlagzeug, sie singt. Maria spielt Klavier - es ist neben Percussions eines der wenigen analog für das Album eingespielten Instrumente - und Johannes, er baut das Beatgerüst.

„Poolboy“ war die Single, vor einigen Monaten veröffentlicht, mit der Love Good Fail sich erstmals der Öffentlichkeit präsentiert haben. Eine Ode, eine Hommage an den Unantastbaren, den man auch im Video sehen kann; es ist ein Sehnsuchtssong an eine Figur, wie sie eben genau einem Oscar-Wilde-Stück entsprungen sein könnte; lächle doch einmal, damit ich weiß, dass auch du ein Mensch bist.

Von der guten Naivität

Die Stimme schlängelt sich dabei, balancierend zwischen Soko und Robyn naiv-verschlafen durch die Zeilen, die Beats im Hintergrund klingen so, als wären sie früher einmal schneller gewesen und hätten sich dem Text zuliebe angepasst, einen Gang heruntergeschaltet. Dahintreiben, suchen, träumen, am Pool oder überall.

Die aktuelle Single heißt „Nice To Meet You“, und bringt, wie auch der Albumtitel die Essenz auf den Punkt: „Es geht in all unseren Songs um Begegnungen, untereinander, mit anderen, und auch um die Begegnung mit dem Publikum.“ „Nice To Meet You“ ist ein dezent, aber in seiner Art trotzdem plakativ intonierter Popsong, man kann so viel ehrlich gemeinte Positivität schon kaum mehr fassen, es kommt von Herzen, warm, zuckrig, gut übersüßt.

Love Good Fail schreiben Songs über kurz prekäre Situationen, das Dahintreiben in der Menschenmasse und oft fehlende Andocken, das sie gerne herausfordern wollen. Und gegen Ende, da lächelt sogar der steinerne Poolboy, es gibt eine Party, man ist gemeinsam, und am besten gemeinsam.

Ein versöhnliches Element steht am Schluss jedes Songs, jeder umgeschriebenen Geschichte, am Ende des Albums „We Met At Night“, das somit perfekt in den heißen Sommer passt: rein musikalisch schier federleicht, inhaltlich nicht zu gedankenschwer, aber deshalb lange nicht gehaltlos. Es klingt wie die liebevolle Aufforderung, in die Sonne zu blinzeln, wenn es kurz zu hell wird und die Realität verschwimmt. Es ist auch eine Aufforderung, näher zusammen zu rücken; und vielleicht, durch die gemeinsam geschaffene oder zumindest genossene Kunst doch noch die Chance auf das Schöne und Ideale zu erhaschen.

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