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Happening statt runway

Gestern Abend hat die Modeklasse der Universität für angewandte Kunst Wien wieder zur Präsentation der Abschlusskollektionen geladen - in einem ganz neuen Format!

Von Eva Deutsch

Es ist stickig, die Menschen fächern sich Luft zu, dauern tut es auch ewig bis es endlich beginnt: Das ist bei den Schauen der großen internationalen Modehäuser wie Saint Laurent oder Chanel genauso wie bei den bisherigen Shows der Angewandten. Es wird mit der Location gespielt und Musik, Licht, Dramaturgie und Effekte sind genauso wichtig wie die Kollektionen selbst. Eine Modenschau ist halt eine Inszenierung par excellence.

In der ehemaligen Ankerbrotfabrik in Wien haben die AbsolventInnen und Studierenden ihre Diplom- und Abschlusskollektionen gezeigt. Vor ein paar Jahren war das schon einmal der Fall. Heuer hat die Angewandte aber erstmals mit dem Format der klassischen Fashionshow experimentiert, unter der Leitung des international renommierten Designers Hussein Chalayan.

Klassisch war gestern

Kein langer Laufsteg, keine Sitzplätze sondern vier leicht erhöhte Inseln finden sich in der großen Halle wieder. In der Mitte der Inseln befinden sich lange Spiegel und eine Art Laufbahn drumherum. Die Menschen werden reingeschubst und die Show beginnt sofort, ohne große Erklärungen oder Ansprachen.

Models strömen in den Raum, weiblich, männlich und auch beides. Manche bleiben vor einer Ziegelwand stehen, andere gehen in einer Gruppe durch den Raum und umrunden eine der vier Inseln, verschwinden, kommen wieder. Die neue Show gleicht einem Kunst-Happening. Dazu hat Ana Threat - Medientheoretikerin, Produzentin und Musikern - live auf die Kollektionen angepasste Soundscapes gestaltet. Viel besser als Musik aus der Konserve und zum neuen Format passend.

Hoppla!

Alle Infos zu den Preisen, Stipendien & Diplom-Kollektionen gibt es im Detail unter dieangewandte.at nachzulesen

Das Publikum ist sichtlich verwirrt, Köpfe drehen sich, man wandert herum und läuft sogar ineinander. Von wem ist jetzt diese Kollektion? Tolle Rüschen! Gehören diese Stücke zusammen? Kommt die mit dem schönen langen Walle-Kleid nochmal hinter dem Spiegel hervor? Ich schwitze. Alle anderen auch. Keiner hat einen Plan, aber die Leute finden’s gut.

Das Publikum bewegt sich frei zwischen den Inseln und gestaltet so irgendwie seine eigene Show. Auch bekannte Köpfe der österreichischen Mode-Szene sind im Raum und vom neuen Show-Konzept überzeugt. Zum Beispiel Klaus Mühlbauer, der die Hutmanufaktur Mühlbauer in vierter Generation leitet. Oder Brigitte Winkler, seit 30 Jahren ist sie auf allen wichtigen Modeschauen dieser Welt. Bis 2014 war sie auch Lektorin an der Angewandten und an der Linzer Kunstuni.

Roter Faden

Nach rund 20 Minuten lässt sich dann ein roter Faden erkennen. Der ist wichtig, um sich auf die Kollektionen und einzelnen Kleidungsstücke im Detail konzentrieren zu können. Eine neue Art der Präsentation und Konsumation der Abschlusskollektionen der Angewandten. Weniger Berieselung, mehr Eigeninitiative und Aktion.

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