Man kriegt nicht immer, was man will
Von Christoph Sepin
Das gebrochene Herz, die verflossene Liebe. Ein Ende, ein Neubeginn, eine Beziehung im Rückspiegel. Sich Gedanken machen und mal schauen, wie es weitergeht.
Themen, um die schon einige Lieder entstanden sind. Jetzt auch „Teenage Fantasy“ der britischen Songwriterin Jorja Smith vom gerade erschienenen, hervorragenden Debütalbum der Musikerin, „Lost & Found“. Ein Lied über die Fehler, die man nicht gesehen hat und die Illusionen, denen man sich naiv ausgeliefert hat.
Gleich zu Beginn, ein Rückblick in die verliebte Vergangenheit. Zurück zu den Zeichen, die ignoriert wurden, die man nicht sehen konnte oder wollte. Ahnungslosigkeit, Hingabe, Hoffnung, der Glaube an das Gute und das Happy End, bevor dann die Realität die Sängerin einholt.
You weren’t the boy I thought I knew. Maybe I was blind, I was young, I didn’t have a clue
- Alle Songs zum Sonntag auf FM4
- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
Klarer geht es kaum, detailliert erzählt Jorja Smith vom Verlieben, von den Pausen im Schulhof, wo sie nur über den einen Jungen sprechen konnte. Und von ihren Eltern und den Brüdern, die sie davor warnten, sich auf zu viel einzulassen.
I was warned by my brothers to find another lover. Stop falling for these boys who didn’t want the same as me
Wenn du in die Zukunft blickst, fragt die Mutter, siehst du da tatsächlich diesen einen Jungen? Erfahrungen und Enttäuschungen der Jahre treffen auf jugendlichen Optimismus, Eigensinn und Hoffnungen.
I’ve got a lot of things to do. What if I had been a fool and thought I was in love with you
Und dann der Refrain, die Erkenntnis. Wenn Jorja Smith nicht mehr nur über sich selbst spricht, sondern eine allgemeingültige Eingebung hat:
We all want a teenage fantasy
Der Wunsch nach der Fantasie, die nicht Wirklichkeit werden kann. Denn hat man mal das, was man wollte, dann will man es oft gar nicht mehr.
Want it when we can’t have it. When we got it we don’t seem to want it
Ein Lied mit einer Message wie viele andere. Das es aber schafft, herauszustechen aus der Masse der Heartbreak-Popsongs. Dank seiner Transparenz beim Geschichten-Erzählen und der unmittelbaren Nähe, die dadurch entsteht. Und dank dem Talent von Jorja Smith, die zu den besten gehört, die man gerade in der britischen Musikszene finden kann.
Publiziert am 17.06.2018