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Portraitfoto der Grazer Band Granada

Carina Antl

Zwischen Trennungsschmerz und Lebensfreude

Egal, ob schweißtreibende Rhythmen, schunkelnde Akkordeonmelodien oder nachdenkliche Balladen, bei Granada kommt alles von Herzen und folgt der Energie der Songs. Das Ergebnis ist das wundervoll rohe und ehrliche Album „Ge Bitte“.

von Andreas Gstettner-Brugger

Sie sind müde vom Tanzen, können fast schon nicht mehr stehen und würden gerne nach Hause wanken zu der kecken Gitarrenmelodie, dem noch immer treibenden Schlagzeug-Beat und der Tanzflächenakkordeonharmonien.

Dass die Band Granada nach zwei Amadeus Nominierungen, viel Touren mit den Sportfreunden Stiller und ausverkauften Konzerten in Deutschland und Österreich ein bisschen schlapp ist, kann man verstehen. Und doch ist es irgendwie kokett, mit „Miad vom Tanzen“, einem sehr tanzbaren, schnellen Stück die neue Platte „Ge Bitte“ zu eröffnen. Aber es wäre nicht die Band rund um Sänger und Songschreiber Thomas Petritsch, wenn sie nicht gleich zu Beginn klarstellen würden: Hier wird leidenschaftlich mit Mehrdeutigkeiten und Sprache gespielt.

Portraitfoto der Grazer Band Granada

Carina Antl

Es ist immer Zeit für laute Lieder

War das selbstbetitelte Debüt, das vor gerade einmal eineinhalb Jahren erschienen ist, stilistisch noch sehr bunt gemischt und mit einigen Ausreißern, so ist „Ge Bitte“ überraschend homogen, sowohl vom Klang als auch von der musikalischen Darbietung.

Granada live in Österreich:

  • 24.06. Wien, Donauinselfest Fm4 Bühne
  • 06.12. Linz, Posthof
  • 07.12. Graz Orpheum
  • 08.12. Saalbach, Bergfestival
  • 12.12. Salzburg, Rockhouse
  • 15.12. Wien, Arena

Das liegt nicht zuletzt auch an Produzenten Oliver Zülch, der schon mit den Ärzten, Sportfreunden Stiller oder The Notwist zusammengearbeitet hat. Er hat einen sehr transparenten und doch rauen Sound geschaffen, der die Emotionen der Songs perfekt transportiert. Das Album geht mit den ersten Songs sehr nach vorne und entwickelt mit all den schnellen Rhythmen, den flinken Gitarrenakkordwechseln, dem dahin schnurrenden Bass und der fröhlichen Quetschn’ einen unglaublichen Sog, der einen auf die Tanzfläche zieht.

Die lauteren Lieder, die erst später durch eine nachdenkliche Langsamkeit gebremst werden, haben auch inhaltlich „laute“ Themen. Schon der zweite Song „Die Stodt“ erzählt eine sozialkritische Geschichte einer Stadt, die sich aufgegeben hat. Die Menschen, alle ganz in grau, versinken in ihrer Alltagsmonotonie, es regieren starre Strukturen, Konformität und Depression. Erst eine junge Frau in rotem Kleid bricht diese kühle, bedrückende Stimmung.

Auch wenn Songschreiber Thomas Petritsch viel Interpretationsmöglichkeit offen lassen möchte, ist dieses Stück doch ein gelungenes Manifest, dass die Liebe und die Individualität feiert. Und bei dem Lied „Prada“ wird die Kritik am Konsum und dem Modewahn mit viel Witz und Spielspaß transportiert.

Wenn’s ums Herz geht

Aber auch die Liebe wird auf „Ge Bitte“ in all ihren unterschiedlichen Fassetten groß geschrieben. Da verliert man schon mal den Kopf, obwohl das Herz eigentlich nicht frei für was Neues ist. Oder aber trinkt eine Flasche Wein und Wundbenzin auf die Ex-Freundin und wünscht ihr mit ihrem neuen Freund tausend Kinder in dem scheiß Berlin.

Granada Albumcover "Ge Bitte"

Granada

Das neue, zweite Album „Ge Bitte“ von Granada erscheint am 22.06. auf Karmarama/Sony.

In dem Trennungssong wird die unterdrückte Wut gegen die deutsche Metropole gerichtet, die Granada zutiefst lieben, obwohl ja unmissverständlich die Verletzung die ehemalige Freundin verursacht hat. Typisch österreichisch, hier das Granteln und Sudern nicht gegen die wirkliche Ursache zu richten, sondern auf Umweg frei von der Leber weg gegen eine Stadt zu richten – weil‘s halt einfacher ist. Damit ist „Berlin“ sicher eins der absoluten Highlights der Platte.
Der vielleicht berührendste Moment von „Ge Bitte“ ist die 6/8 Ballade „Von Herz kummt“. Auch hier steht eine Trennung im Vordergrund, die allerdings in der Rückschau sich als der richtige Schritt erweist. Denn auch wenn Tränen fließen ist es einfach verkehrt, wenn’s nicht vom Herz kommt.
Überhaupt scheint dieser Satz stellvertretend auch für die Band Granada und ihre Musik zu stehen. Schließlich kommt bei „Ge Bitte“ alles von tiefstem Herzen. Denn was Thomas Petritsch und seinen Musikern am Wichtigsten ist, ist mit der Energie zu gehen, die verschiedene Themen und Songs in sich tragen. Die Grazer Band ist mit so viel Leidenschaft, Lebensfreude und Spielwitz dabei, dass man davon unweigerlich mitgerissen wird.

Auch wenn man manchmal nicht genau weiß, worum es geht, denn Granada lieben es, mit Mehrdeutigkeiten zu spielen. So wie der Albumtitel „Ge Bitte“ verschieden ausgesprochen von angewiderter Ablehnung bis zur flehentlichen Bitte verstanden werden kann, ist man sich nicht mal innerhalb der Band einig, ob der prädestinierte Sommerhit „Sauna“ nur ein lustiger Song über das Schwitzen und Aufgüsse ist, oder ob sich da doch alles um Sex dreht. Und genau dieses Spielen mit Mehrdeutigkeiten und der Sprache machen „Ge Bitte“ zu einem Album, mit dem man auch längere Zeit Spaß haben kann.

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