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Gegen den Schmerz

Der Song zum Sonntag: Farce - „Die Angst“

Von Christoph Sepin

Musik als Mittel zu verwenden, um komplexe Emotionen ganz präzise zu beschreiben, das gelingt in den seltensten Fällen. Herantasten kann man sich, aber oft sind Gefühle wie Liebe, Hass, Hoffnung und Schmerz unmöglich zu greifen und in Liedform wiederzugeben. Und dann kommen manchmal so Lieder wie „Die Angst“ von Farce daher, die es schaffen, alles auf den Punkt zu bringen.

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  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Vor zwei Jahren veröffentlichte die Musikerin mit Sitz in Wien ihre großartig betitelte EP „Ich sehe im vorbeifahrenden Auto den Unfall mitvorbeifahren in Zeitlupe und rückwärts“, im Juli spielt sie am Popfest in Wien und im Oktober soll dann das Debütalbum „Heavy Listening“ erscheinen. Und davon vorab jetzt eben diese Zustandsbeschreibung des Schmerzes, das Lied „Die Angst“.

„Die Angst“ ist ein Spektakel von einem Track, trotz der wenigen Lyrics, trotz der kurzen Laufzeit von gerade mal zweieinhalb Minuten. Auf traditionellen Songaufbau wird verzichtet, Farce scheint genau zu wissen, dass das auch in der Popmusik, in der „Die Angst“ doch trotz all den Verzerrungen irgendwie zuhause ist, nicht mehr notwendig ist.

Es bleibt wenig Zeit, es wird alles klar und ohne Verzögerungen auf den Punkt gebracht. Ein minimalst kürzestes Intro, vollgestopft mit Sounds, bevor die Lyrics beginnen: „Strip me bare of every word. Oh my god, I know it hurts“. Die Grundaussage des Liedes, bereits in der ersten Zeile zusammengefasst.

Das Reduzieren der eigenen Persönlichkeit, das Anpassen an andere, das Aufgeben der eigenen Welt, das lässt sich hier alles wiederfinden. Wenn man sich selbst überrumpelt, wenn man erst drauf kommt, was passiert, wenn alles schon zu spät ist. Und mit den Konsequenzen umgehen muss. „Strip me down to what you need. Oh my god I think we’re in too deep“.

Hier scheint auch aus einer Perspektive der Erfahrung erzählt zu werden. Der Schmerz, der wieder erlebt wird, den kennt man bereits. Man hat sich schon einige Male da befunden, aber auch diesmal weiß man nicht, wie das zu lösen ist. Alles, was man weiß, ist dass es wehtut. „Oh my god I know it hurts to let go of everything that was“.

Alles ist gleichgesetzt, die Stimme, die Instrumente, die Drumsamples, die wie Peitschenschläge ins Lied trommeln. Verwaschene Soundebenen wie ein Fiebertraum, übersteuerte Percussions, die das Tempo vorgeben. Unaufhaltsam wütend und gleichzeitig in innerster Ruhe, gelingt hier das, woran viele andere scheitern. Auf persönlicher Ebene zu erzählen, aber trotzdem ein nachvollziehbares, allgemeingültiges Lied zu schreiben.

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