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Bühne am Ahoi  Full Hit Of Summer Festival

Tom Mesic

Ahoi Full Hit Of Summer FESTIVAL

Ein Traum von einem Festival-Lineup

Bromance und Sisterhood: das Linzer Ahoi Full Hit Of Summer Festival mit Chvrches, The National un vielen anderen!

Von Susi Ondrušová

Manche sagen Boutique-Festival dazu: Wenn ein Festival einen roten Faden im Programm hat und den Besucher_innen mehr als nur kaltes Bier und warme Hot Dogs bietet. In Linz findet am 11.Juli so ein Festival statt mit dem etwas sperrigen Festivalnamen Ahoi Full Hit Of Summer. Das Festival versammelt Bands, die einander freundschaftlich und stilistisch verbunden sind. Es ist quasi eine zum Konzert gewordene Playlist. Kunden, die dieses gekauft haben, mögen auch jenes. Wenn dir eine dieser Bands gefällt, könnten dir alle gefallen.

Young Fathers

Fangen wir von ganz hinten an: Young Fathers. Neben der Open Air Bühne auf der Donaulände gibt es auch die Indoor-Bühne im Bruckner Haus. Dort wird der österreichische DJ Jakob Bouchal auftreten, das Dream-Pop Duo Anger performen und eine Band, die sich schon 2014 als frischgekürte Mercury Prize-Gewinner im Linzer Posthof feiern ließ: Young Fathers.

Young Fathers

Young Fathers

Young Fathers

Die Young Fathers sind keine lustige Band. Spaß ist nicht, wenn geklatscht wird. Spaß ist, wenn die Musik durch Körper und Kopf fährt und einen schaudern lässt. Sie lieben Melodien, sie singen mehrstimmig, aber sie stampfen dabei den Bühnenboden zu Brei. Eine Young Fathers-Show ist in erster Linie Ekstase, in zweiter Linie ein Schweißbad und drittens auch immer ein politisches Statement. Bevor sie die weltbeste Eröffnungszeile aus ihrem Lied „Shame“ singen, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit das sagen, was sie auf allen drei Konzerten gesagt haben, auf denen ich sie erleben durfte: „We are all migrants and if you don´t agree, it´s a shame.“

Die Young Fathers leben in der schottischen Hauptstadt Edinburgh, aus dem benachbarten Glasgow (ähm, Glasgow´s miles better) stammt eine Band, die in Linz ihren ersten Österreich-Auftritt absolvieren wird: Chvrches!

CHVRCHES

Das schottische Trio ist im Geiste eine Punk Band, die auf die Kraft von Synths schwört. 2013 sind sie auf der Bildfläche aufgetaucht und ein Hype war geboren. Zwei Dudes mit lustigen dance moves an den Synths und Lauren Mayberry an den Vocals. Eine Sängerin, die Journalismus studiert hat, Schlagzeugerin ist und der Legende nach Aerobic Stunden in Glasgower Freizeitzentren besucht hat, um mit Bewegung auf der Bühne klar zu kommen. Eine Künstlerin, die schon vor #metoo auf Sexismus in der (Musik-)Industrie aufmerksam gemacht hat. Sie lebt Selbstermächtigung und Gleichberechtigung und singt bis zu einem gewissen Grad auch davon.

Die „Oh oh oh´s“ aus „Mother We Share“ waren zwei Jahre lang mein Klingelton, bis ich mich auf Album Nummer 2 nicht entscheiden konnte, welcher Track besser ist: „Never Ending Circles“ oder ein gewisser Song namens „High Enough To Carry You Over” von dem Justin Timberlake Alpträume bekommen sollte, weil er ihn nicht selbst geschrieben hat.

CHVRCHES

Danny Clinch/Universal Music

CHVRCHES

Erst Ende Mai haben Chvrches, die live zu einem Quartett angewachsen sind, ihr drittes Album „Love Is Dead“ veröffentlicht. Und Fans bzw. Menschen mit Internetanschluss sind sich nicht ganz einig. Lauren Mayberry meint, man darf keine Internetkommentare lesen geschweige denn ihnen glauben. Denn da stand zum Beispiel: „generic pop garbage!“ Eine Kritik am bombastischen Snyth-Pop-Sound von „Love Is Dead“ lautete: zu kommerziell und verwässert und den Produzenten sollte man feuern. Dabei war es die Band selbst, die diese Songs produziert hat. Mit Hilfe von einem, der auf Lebenszeit im Produzentenstuhl sitzen wird: Greg Kurstin hat der schon mit Adele, Pink, Sia aber auch Beck oder den Foo Fighters zusammengearbeitet. Wer Angst hat vor dem großen Melodiebogen, dem großen Drop und der emotionalen Dringlichkeit, wird an „Love Is Dead“ kein Gefallen finden. Vielleicht ist es EDM-Musik für Leute, die kein EDM hören. Oder für Leute wie mich und dich eben: Punks, die auch gern in den Club gehen. Aber wenn, dann bitte was auflegen, wo man gut Mitsingen kann: „Never ever never ever never ever say die“ zum Beispiel.

Auf „Love is Dead“ geht es unter anderem um Empathie und davon kann es gar nicht zu viel geben. Ist für dich das Glas als halb leer, wenn du die Nachrichten aufdrehst und siehst, welche politischen Entscheidungen verschiedene Staatsmänner treffen? Oder ist das Glas halbvoll, weil Menschen in Krisenzeiten zusammenhalten und einander helfen? Diese emotionale Zwischenzone zwischen Kampf und Rückzug wird auf „Love Is Dead“ besungen.

The National

Eine der Lieblingsbands der Chvrches kommt ursprünglich aus Cincinatti und heißt The National und die sind erst im Frühjahr mit einem Grammy für „Best Alternative Music Album“ ausgezeichnet worden. Beide Bands sind gut befreundet, The National-Sänger Matt Berninger hat auf dem letzten Chvrches-Album beim Song „My Enemy“ mitgesungen. Chvrches-Sängerin Lauren Mayberry hat schon bei gemeinsamen Festivalausflügen beim National Song „I Need My Girl“ mitgesungen. Ihr wisst, worauf ich hinauswill: einen Besen mit Schlagobers könnt ihr mir servieren, sollte es am Ahoi Full Hit Of Summer Festival NICHT zu einem freundschaftlichen Gastspiel der beiden Bands kommen. Ich wette.

The National

Graham MacIndoe

The National

Wem diese beiden Hauptbands des Konzert-Abends nicht reichten mit Deap Vally und Dream Wife gibt es Punkrock zu genießen. Und wem das Lineup zu viel Verbrüderung und Verschwesterung bietet, wer sich lieber im Nachmittagsschatten an der Donau der Traurigkeit hingeben will: Der Soul-Pop-Musiker Moses Sumney, der ebenfalls in Linz dabei sein wird, hat ein Album über Einsamkeit und Romantik geschrieben. Der perfekte Einstieg für diesen Festivaltag der Liebe. 11. Juli, Donaulände Linz. Treffen wir uns, vorne Mitte.

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