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Filmflimmern

Filmflimmern

Neu im Kino: Woman Walks Ahead, The First Purge, Zama, The Life of the Party. Außerdem: Claude Lanzmann ist tot, neue Anklagen gegen Harvey Weinstein, neue Ermittlungen gegen Kevin Spacey, Kurzfilme von „Hereditary“-Regisseur Ari Aster, mit Filmen amerikanische Geschichte lernen und Backlash für Scarlett Johanssons Besetzung als Transgender-Mann.

Von Pia Reiser

Woman Walks Ahead

Jessica Chastain ist eine unermüdliche aufs-Tapet-Bringerin der fehlenden Gleichberechtigung in Hollywood, sie hat eine von Frauen geführte Filmproduktionsfirma gegründet und ist Teil der #Times Up Bewegung. Ihre Überzeugung und ihr Kampfgeist spiegelt sich auch oft in ihrer Rollenwahl. In Susanna Whites „Woman Walks Ahead“ wird das Westerngenre aus weiblicher Sicht ausgeleuchtet. In dem Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht spielt Chastain die Malerin Catherine Weldon, die 1890 vom in einem Reservat lebenden Sitting Bull ein Porträt anfertigen möchte. Eine Geschichte zweier Stimmen, die nicht gehört wurden, so beschreibt Regisseurin White ihren Film. Ein sehr zahmer und wohlerzogener Film mit einer gewohnt fantastischen Chastain, dafür gibt es dann 6 von 10 feministischen Vorstößen in die Prärie.

The Purge

Die „Purge“-Reihe, die schwer bewaffnete und brutale, amerikanische Version der Bosheitsnacht geht in die vierte Runde und beantwortet die Frage, die sich garantiert niemand gestellt hat, nämlich „He, wie ist es in diesem Filmuniversum eigentlich zur ersten Purge gekommen?“. Eine Nacht Ausnahmezustand, damit die restliche Zeit im Jahr die Kriminalitätsrate so niedrig wie möglich ist. Doch das Experiment der Regierung läuft außer Ruder (wer hätte das gedacht). Literweise Kunstblut und durchschnittlichen Actionszenen, Krawall und Gewalt. Christian Fuchs verleiht 3 von 10 Patronenhülsen.

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Er schießt besser als er einparkt

How to party with Mom

The couple that works together, stays together: Melissa McCarthy und Ehemann Ben Falcone präsentieren mit „Life of the Party“ ihre dritte Zusammenarbeit als Regisseur und Hauptdarstellerin - und gemeinsame Drehbuchautoren. Nach ihrer Scheidung kehrt Deanna (Melissa McCarthy) ans College zurück, um ihren Abschluss nachzuholen - an das gleiche College, an dem auch ihre Tochter studiert. Weitaus weniger über die Stränge schlagend als thematisch ähnliche Vehikel wie „Old School“, aber nicht uncharmante Komödie. Martina Bauer verleiht 5 von 10 Collegeabschluss-Hüten.

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Zama

Nach einer neunjährigen Pause ist Lucrecia Martel zurück. Die Regisseurin, die so poetische wie unberechenbare Filme macht bringt mit „Zama“ die Geschichte um einen Offizier der spanischen Krone, der in einem südamerikanischen Küstenkaff festsitzt, auf die Leinwand. Eigene Logik, eigener Rhythmus, „Zama“ ist ein Gemälde von einem Film, Maria Motter verleiht 7 von 10 subtropischen Fieberträumen. Am 12. Juli gibt es im Stadtkino in Wien eine Masterclass mit Lucrecia Martel - bei freiem Eintritt.

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Außerdem

  • Claude Lanzmann ist tot. Der französische Filmemmacher, Journalist und Schriftsteller ist 92jährig verstorben. Mit seiner neuneinhalbstündigen Dokumentation „Shoah“ ein Werk geschaffen hat, das als wichtigste filmische Auseinandersetzung mit dem Holocaust gilt, kein Archivmaterial, sondern nur Gespräche mit Zeitzeugen. Elf Jahre lang hat Lanzmann an „Shoah“ gearbeitet und sich immer wieder gegen eine Fiktionalisierung des Holocaust ausgesprochen hat - vor allem auch gegen die Bemühungen, die Taten der Nationalsozialisten verstehen zu wollen. "There is an absolute obscenety in the very project of understanding. Not to understand was my iron law during all the eleven years of the production of „Shoah“, so Lanzman.
  • Die Londoner Polizei hat die Ermittlungen gegen Kevin Spacey aufgrund drei neuer Vorwürfe des sexuellen Übergriffs aufgenommen
  • Die Academy of Motion Pictures Arts & Sciences hat 928 neue Mitglieder eingeladen, seit 2016 bemühen sich die AMPAS den #oscarssowhite-Vorwurf hinter sich zu lassen. Neue Mitglieder sind ua Daniel Kaluuya, Dave Chappelle, Mindy Kaling, Amy Schumer, Kumail Nanjiani, Gina Rodriguez, Sarah Silverman, J.K. Rowling, Kendrick Lamar, Questlove, Sufjan Stevens und Christine Baranski.
  • Regisseur Rupert Sanders und Scarlett Johansson wurden vor zwei Jahren laut dafür kritisiert, dass Johansson - und keine asiatische Schauspielerin - die Hauptrolle in „Ghost in a shell“ übernommen hat. In einer „einmal ist keinmal“-Manier wiederholen Sanders und Johansson nun das Manöver und müssen Kritik dafür einstecken, dass Johansson in „Rub & Tug“ einen Transgender-Mann spielen wird.
  • Es nimmt kein Ende: Hier eine Liste aller Marvel-Filme, die noch auf uns zukommen werden.
  • Wer sich gefragt hat, wie man Quentin Tarantino wohl zum Weinen bringt: Regisseur Luca Guadagnino hats geschafft, er hat ihm sein „Suspiria“-Remake gezeigt
  • Jeder Generation soll ihre eigene „Little Women“-adaption haben, momentan ist Greta Gerwig im Gespräch den Romanklassiker mit Saoirse Ronan, Timothee Chalamet und Meryl Strepp zu verfilmen.
  • Wir befinden uns in einer schönen Keanu Reeves-Rennaissance (Reevaissance?). Bald kann man ihn an der Seite von Winona Ryder gar in einer Rom Com-Dekonstruktions namens „Destinantion Wedding“ sehen und hier weltklasse Bildmaterial: Keanu Reeves doing normal things in period clothing
  • Was hat Regisseur Ari Aster vor „Hereditary“ gemacht? Seine Kurzfilme hat IndieWire zusammengetragen.
  • Was kann uns von Trumps alptraumhaftem Amerika retten? Sex, Horror und Melodrama, sagt Nicolas Winding Refn in einem Essay für den Guardian. „We need to be pushed out of our comfort zones – of complacency, and, for most of us in the west, an easeful life. I’m not advocating physical pain, but I do believe mental pain can be a way to stimulate and reset the brain.“
  • Amerikanische Geschichte lernen mit Spielfilmen: Variety hat eine schöne Liste - und ergänzend kann man ja Oliver Stones „The untold History of the United States“ anschauen.
  • Marvin Kren wird bei der Serienkillerserie „Freud“ Regie führen, in der Freud einen Mörder jagt. Zu sehen wird das ganze dann 2019 im ORF und auf Netflix sein. „Freud“ wird gefördert vom Filmfonds Wien - genau wie die Verfilmung von Vea Kaisers Roman „Blasmusikpop“

Termine

romy schneider in "inferno"

stadtkino

05, Juli: „Inferno“ beim Sundown Cinema im Stadtkino

05.07: Inferno, Stadtkino, Wien
05.07: Fahrenheit 451, Das Kino, Salzburg
06.07: Lola rennt, Stadtkino, Wien
06.07: Mädchen in Uniform, Bellaria, Wien
06.07: Vertigo, Burg Kino, Wien
07.07: The Red Shoes, Kino unter Sternen, Wien
08.07: Das finstere Tal, Kino unter Sternen, Wien
08.07: Die Schöne und das Biest (1946 - mit Jean! Marais!), Bellaria, Wien
08.07: The Grand Budapest Hotel, Filmcasino, Wien
08.07: Call me by your name, Leslie Open, Graz
09.07: Western, Kino wie noch nie, Wien
12.07: Masterclass: Lucrecia Martel, Stadtkino, Wien

Mehr Sommerkino-Tipps gibt es hier

In diesem Sinn: „I have always said that archival images are images without imagination. They petrify thought and kill any power of evocation.“ (Claude Lanzmann, 1925-2018)

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