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MARC CARNAL

Die zehn Klassiker der üblen Internet-Entschuldigungen

Die „erste Emotion“, die „überspitzte Formulierung“ oder das berühmte „Glas zuviel“ - Eine großteils fiktive Beispielsammlung der häufigsten Formen halbherziger Online-Entschuldigungen.

Von Marc Carnal

Wenn Internetmenschen z.B. Minderheiten verhöhnen, TV-Moderatorinnen bedrohen, Politiker verleumden oder strafrechtlich relevante Ansichten kolportieren, sind sie manchmal von den Reaktionen auf ihre üblen Postings überwältigt. Eine handelsübliche Dosis an Widerspruch erwarten sie natürlich schon als vermeintliche Bestätigung für ihre dummen Statements. Folgen aber Shitstorm, oe24-Kurzmeldung und Klagsandrohung, geht ihnen die Muffe.

Verlässlich rudern die Pöbler dann zurück und entschuldigen sich. Zuerst löschen sie ungeachtet aller Screenshots das Posting des Anstoßes, dann folgt die kindlich-katholische Entschuldigung. Kinder wie Katholiken meinen ja jeweils, man könnte Untaten und -worte einfach ungeschehen machen, indem man “Sorry” sagt oder beichten geht.

Sich zu entschuldigen ist natürlich kein einseitiger Beschwichtigungs-Service. Man hat, aufrichtige Reue vorausgesetzt, um Verzeihung zu bitten und kann nur hoffen, dass sie gewährt wird.

Ist die Bitte um Entschuldigung nicht aufrichtig, sondern nur von der Angst um einen schlechten Ruf oder Prozess getragen, kann man auch einfach mal schweigend warten, bis sich die Empörung verzogen hat. Selbst die Urheber widerwärtigster Aussagen könnten in manchen Fällen etwas Restwürde bewahren, wenn sie nicht immer ihre halbherzigen Entschuldigungen in den Gegenwind pusten würden.

“Wenn ich in meiner Kolumne über Agrarförderungen, in der ich Bauern als gierige Opportunisten bezeichnet habe, irgendwelche Gefühle verletzt habe, dann lag das auch in meiner Absicht. Die Reaktionen haben mich in meinem Urteil durchaus bestärkt.” - Das wäre weder eine sympathische Meinung noch eine gelungene Beschwichtigung. Aber immer noch aufrichtiger und respektabler als :

Die zehn klassischen Internet-Entschuldigungen

Die erste Emotion
Dass ich die Kanzlerin als ‘ungefickte Willkommensklatscherin” bezeichnet habe, bedaure ich sehr. Das Posting habe ich in der ersten Emotion geschrieben. Ich stehe zwar vollinhaltlich dahinter, möchte mich aber für meine respektlose Wortwahl entschuldigen.

Was eigentlich gemeint war
Mein gestriges Statement zur Grenzsicherung hat für heftige Reaktionen gesorgt. Ich hatte nie die Absicht, NGOs zu unterstellen, vom internationalen Finanzjudentum gelenkt zu werden. Was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte, war lediglich eine Warnung vor den Folgen illegaler Migration.

Überspitzt formuliert
Ich möchte mich entschuldigen, falls ich die Gefühle von Veganern verletzt habe. Mein Vorschlag, diese “Drecksbagage geschlossen nach Afrika zu deportieren, damit sie mal sehen, was echter Hunger ist”, war eine zugegeben etwas überspitzte Formulierung, mit der ich aber niemanden beleidigen wollte.

Das Glas zuviel
Heute Morgen bin ich aufgewacht und musste feststellen, dass mein nächtliches Statement zur Frauenquote in Aufsichtsräten für große Empörung gesorgt hat. Ich möchte betonen, dass Formulierungen wie “Genderfotzen” nicht meiner Geisteshaltung entsprechen. Zur Entstehung des Postings muss ich etwas weiter ausholen: Ich verbrachte den gestrigen Abend mit lieben Freunden bei einem guten Glas Wein. Gegen zwei Uhr Früh begannen wir, über Feminismus zu diskutieren. Als ich schließlich gegen halb fünf nach Hause kam und mir noch eine letzte Flasche genehmigte, habe ich den Fehler gemacht, mich an den Computer zu setzen und meine Ansichten zum Thema niederzuschreiben. Ich kann mich nur noch schemenhaft daran erinnern, habe aber anscheinend - noch unter dem Eindruck des nächtlichen Gesprächs - Worte verwendet, die ich heute zutiefst bereue.

Illustration Werner Gruber

Marc Carnal

Ich möchte mich aus ganzem Herzen dafür entschuldigen, hiermit ausdrücklich auf das Live-Hörspiel Der verhängnisvolle Tod des Werner Gruber hinzuweisen, das ab August zu den hiermit verlinkten Terminen zu bestaunen ist. Sollte ich mit dieser schamlosen Eigenwerbung irgendwelche Gefühle verletzt haben, kann man auch nix machen.

Falsch aufgefasst
Die Passage über muslimische Sozialschmarotzer, die alle miteinander an den Eiern aufgehängt gehören, wurde anscheinend von manchen falsch aufgefasst. Dafür möchte ich mich natürlich in aller Form entschuldigen.

Lob
Ich habe am 13. Februar 2018 in einem Posting auf meiner privaten Facebook Seite erklärt, “Er gibt einen Ort, wo Lügen und Fake News zu Nachrichten werden. Das ist der ORF und das Facebook Profil von Armin Wolf”. Diese Behauptung war unrichtig und ich entschuldige mich bei Armin Wolf und den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des ORF für diese unzutreffende Aussage. Ausdrücklich halte ich fest, dass ich Dr. Armin Wolf stets als höchst korrekten und professionellen Journalisten erlebt habe. Meine eingangs zitierte, auf meinem Facebook-Account veröffentlichte Aussage ziehe ich daher als unwahr zurück.

Wer mich kennt
Falls meine Worte von Einzelnen sexistisch oder beleidigend interpretiert wurden, bedaure ich das zutiefst. Wer mich kennt weiß, dass ich überhaupt nichts gegen Homesexuelle habe. Einige meiner Freunde sind sogar selbst zutiefst schwul und können das bezeugen.

Die anderen
Ich entschuldige mich in aller Aufrichtigkeit für meine Nachrichten an Frau Vassilakou, die bedauerlicherweise an das Licht der Öffentlichkeit gelangt sind. In meiner Erregung über die aktuelle Verkehrspolitik habe ich mich dazu hinreißen lassen, ihr einen qualvollen Tod anzukündigen.

Allerdings muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass ich schon hunderte Prozesse hätte führen können, wenn ich all die Beleidigungen und Drohungen zur Anzeige gebracht hätte, die mir aus der linken Reichshälfte Tag für Tag entgegengebracht werden! Diese ungeheuerlichen Äußerungen möchte ich gar nicht zitieren, weil diese selbsternannten Gutmenschen damit mehr Aufmerksamkeit bekommen, als sie sich verdient haben. Ich könnte dicke Bände füllen mit den ungeheuren Beschimpfungen, die ich immer wieder ertragen muss!
Das ist für gewöhnlich aber nicht mein Niveau und deshalb tut es mir auch leid, falls Frau Vassilakou sich von mir bedroht gefühlt haben sollte.

Das Team
Ich entschuldige mich hiermit selbstverständlich bei allen Betroffenen. Allerdings möchte ich betonen, dass ich jemanden aus meinem Team damit beauftragt habe, ein kritisches Statement zum Life Ball zu verfassen. Zwar stehe ich inhaltlich voll und ganz zum Kern der Kritik, würde aber persönlich niemals von “entarteten Bimbofickern” sprechen. Der Mitarbeiter wurde deshalb mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden.

Satire ;-)
Sollte ich die Gefühle von Frau Milborn verletzt haben, tut mir das sehr leid. Bei meinen Äußerungen handelte es sich klar erkennbar um Satire. Natürlich wünsche ich ihr nicht wirklich, vergewaltigt zu werden.

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