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APA/AFP/Giuseppe CACACE

Blumenaus WM-Journal

Das Spiel um WM-Platz 3: Franco Fodas feuchter Traum

Nicht, weil er dort auch gern hingelangen würde (das sowieso) - sondern weil Belgien und England die taktischen Vorbilder für das ÖFB-Team sind.

Von Martin Blumenau

Wenn man sich auf ein Basis-System mit Dreier-Kette/defensiver Fünfer-Abwehr festlegt, so wie Franco Foda das tut, dann war dieses kleine Finale ein Lehr- und Festspiel. Denn es sind Belgien und England, die aktuell das Maximum aus dieser Variante herausholen und die Maßstäbe setzen. Zumindest für Nationalmannschaften, die nicht täglich daran feilen können, sondern schnell reinfinden sollen.

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Österreich, das nur der Vollständigkeit halber, war ja schon zweimal im kleinen Finale, hat es 34 verloren und 54 gewonnen; 1978 war man 7., 1982 Achter.

Belgien war heute in seine Ausgangs-Idee eines 3-4-3, das in der Defensive zu einem 5-2-3 wird, zurückgefallen, nachdem Coach Martinez auch andere Variationen durchprobiert hatte, situativ und auf die Gegner abgestimmt.

England war in seinem 3-5-2 (defensiv ist das ein 5-3-2) angetreten - wie das gesamte Turnier über, nur in den letzten schon verzweifelten Minuten im Halbfinale switchte Southgate zuerst in ein 5-1-3-2 und danach sogar in ein 4-3-3.

Die geringere Beweglichkeit (sowohl physisch als auch psychisch) war dann auch ein Baustein zur 0:2-Niederlage. Ein anderer war eine offensichtliche Leere nach dem nicht verdauten Semifinale. Ein Dritter das zu geringe Vertrauen in die eigenen Qualitäten angesichts eines individuell höher einzuschätzenden Gegners.

Und dann waren da auch die Dinge, die Belgien aktiv besser machte. Neben dem Offensichtlichen (dem von Beginn an druckvollen Tempogegenstoßspiel) war das etwa auch die Art, wie Martinez die statischen defensive four (die Dreierabwehr plus der Sechser, die sich fast nie nach vorne mitbewegten) durch gleich vier, bereits im Strafraum pressende Akteure unter Druck setzte und so den Aufbau übers Zentrum verhinderte. Auf den Außenbahnen schenkte man einander dann nichts, und so wie Meunier sein Duell mit Rose deutlich gewann, holte dann auch Belgien die Bronze-Medaille.

Beide Mannschaften haben überperformt: Belgiens goldene Generation hat sich Zählbares geholt und einen historischen Platz gebucht; und Luft nach oben. Englands junge Truppe hat das jahrzehntealte Elfer-Trauma platzen lassen und sich eine Ausgangsposition für die nächsten Groß-Anlässe geholt. Im Gegensatz zu Spanien, Deutschland, Italien, Portugal oder Holland, wo ein Neuaufbau erst ansteht, haben die beiden Nationen aus dem kleinen Finale schon zwei, drei entscheidende Schritte hinter sich gebracht.

Jetzt aber wieder zu Fodas Idee für das ÖFB-Team

Foda hat sich für ein 3-4-3 entschieden und es bislang personell vorsichtig besetzt, aber offensiv interpretieren lassen.

Die möglichen Orientierungspunkte bei der WM, die Foda und seine Assistenten sich gut angesehen haben, waren zum einen Costa Rica und die defensive Version von Russland, die ein echtes 5-4-1 auf den Platz stellten. Urteil: zu reaktiv.
Zum anderen das 3-4-3, das die Polen über fünf Halbzeiten und das mehr schlecht als recht durchzogen. Urteil: zu wirr.

Bleiben Belgien und England.
Der Unterschied ist die Dichte im zentralen Mittelfeld: England spielt mit einem Sechser und zwei Achtern (und als Konsequenz zwei Spitzen davor; auch wenn eine davon gerne zurückhängt). Belgien spielt mit einer Doppel-Sechs mit unterschiedlichen Aufgaben und drei gerne auch wild rotierenden Offensiv-Kräften. Und Belgien war auch in der Lage seine Außenspieler schnell zu einem Teil des zentralen Mittelfelds umzufunktionieren.

Das ist - theoretisch - ideal für Fodas zentrales Problem mit dem ÖFB-Team: Alaba. Die Positionsfrage des wertvollsten Spielers Österreichs war (wiewohl nicht gar so bedeutsam, aber ob seiner leichten Verständlichkeit auch den Dümmsten kommunizierbar) von den Mainstream-Medien so hochgespielt worden, dass erst seine Lösung Fodas Autorität definieren sollte. Und weil dabei auch noch die Bedeutung Alabas entsprechend gewürdigt werden muss, ist die Positionierung als linker Flügelspieler in einem 3-4-3 am besten geeignet. Wenn jetzt auch noch die Möglichkeit dazukommt, dass Alaba wie Chadli gegen Brasilien auch ins zentrale Mittelfeld rücken kann, dann bietet ihm der Teamchef auch seine alte Wunsch-Position als Zusatz-Option an.

Es gibt aber auch noch einen weiten Grund außer einer kreativen Befriedung des Alaba-Problems, der für die fortgeführte Entwicklung des 3-4-3 als Fodas Ausgangs-System spricht: nach dem Rücktritt von Junuzovic fehlt ohnehin jemand, der das offensive Zentrum hinter den Spitzen bespielen kann. Die aktuellen (offensiven) Top-Spieler des ÖFB sind Stürmer, Flügel oder Achter, die allesamt sehr flexibel eingesetzt werden können und auch wollen. Bis auf Hannes Wolf, der sich ja auch in Salzburg noch nicht festspielen konnte, und Dominik Prokop, der eine solche Rolle diese Saison wohl bei der Austria spielen wird, gibt es niemanden, der sich Kraft seiner Person so aufdrängen würde, dass eine Veränderung des Systems andenkbar wäre.

Bis zum September hat Foda Zeit sich zu überlegen, wie er es anstellen kann, aus dem ÖFB-Team ein Mini-Me von Belgien zu machen. Mit Testgegnern wie Schweden und Dänemark stehen die richtigen Kaliber für die Nagelprobe bereit.

Achtelfinale
AF1: Frankreich - Argentinien 4:3 Review
AF2: Uruguay - Portugal 2:1 Review
AF3: Spanien - Russland 1:1 - 3:4 i.E. Review
AF4: Kroatien - Dänemark 1:1 - 3:2 i.E. Review
AF5: Brasilien - Mexiko 2:0 Review
AF6: Belgien - Japan 3:2 Review
AF7: Schweden - Schweiz 1:0 Review
AF8: Kolumbien - England 1:1 - 3:4 i.E. Review
Viertelfinale
VF1: Frankreich - Uruguay 2:0 Review
VF2: Brasilien - Belgien 1:2 Review
VF3: Schweden - England 0:2 Review
VF4: Russland - Kroatien 2:2 - 3:4 i.E. Review
Semifinale
SF1: Frankreich - Belgien 1:0 Review
SF2: England - Kroatien 1:2 Review
Spiel um Platz 3
Belgien - England 2:0 Review
Finale
Frankreich - Kroatien 4:2 Review

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