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„Ich spring’ generell viel herum.“

„Freerunning ist die Kunst des Fortbewegens“, erklärt Alex Schauer - und während er das sagt, versucht man seine Sprünge kurz wie Poesie zu sehen. In der mühelos wirkenden, rastlosen und präzisen Fortbewegung liegt eine Eleganz, wie man sie bei vielen Sportarten vermisst. Kein Wunder also, dass er nicht nur im Sport kreativ ist, sondern auch online auf Social Media.

Von Claus Diwisch

Die nüchternen Zahlen machen Eindruck – Videos mit fast 8 Millionen Aufrufen auf Youtube, 313.000 Abonnenten auf Instagram und so geht es auch auf den anderen Plattformen weiter. Man kann sagen, der Wiener Alex Schauer hat sich einen Namen gemacht. Und das eben nicht nur innerhalb der Parcour- und Freerunningszene, sondern auch darüber hinaus. Er sagt, er selbst sehe Freerunning heute ähnlich aufstrebend wie es Skateboarden in den 90ern war. Und durch Social Media werden täglich neue Errungenschaften über die ganze Welt verteilt und von einem Moment auf den anderen sind Dinge möglich, die bis vor kurzem noch als unmöglich galten. Irgendwo auf der Welt lädt jemand ein Video hoch und alle wissen Bescheid: „Ok, das ist jetzt also auch möglich, das hat jemand geschafft.“ und die Messlatte liegt von nun an ein Stück höher.

FM4 Draußen: Pros & Profiles - SportlerInnen auf Social Media

Auf Social Media aktiv zu sein ist für SportlerInnen Teil ihres Alltags geworden. Sie müssen nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern sich und ihre Erfolge auch verkaufen können. Unseren Timelines bringt das jede Menge Super-Content, Hochglanzbilder, Actionvideos, Inspirationen? Was aber bedeutet das für die SportlerInnen und ihre Sportart? Empfinden sie Social Media mehr als Chance oder als Belastung? Diesen und anderen Fragen spürt FM4 Draußen den ganzen Sommer lang in der Porträtserie: „Pros & Profiles – SportlerInnen auf Social Media“ nach.

Folge 1: Freestyle-Fußballer Martin Schopf
Folge 2: Kletterin Babsi Zangerl
Folge 3: Parcour-Athlet Alex Schauer
Folge 4: Downhill Mountainbikerin Vali Höll
Folge 5: Yoga-Lehrerin Sara Ticha
Folge 6: Wakeboarder Philipp Turba
Folge 7: CrossFit-Athletin Vanessa Wagner
Folge 8: Outdoor-Fotograf Tom Klocker
Folge 9: Snowboarder Thomas Feurstein

Alex Schauer wirkt sympathisch, er geht mit schnellem, sicherem Schritt in Richtung der Fillgraderstiege im 7. Wiener Bezirk, wo wir uns zum Interview treffen. Die Stiege ist schön und verschnörkelt. Er ist öfter hier, sagt er. Während ich mit ihm rede, hab ich den Gedanken, dass er es vor einigen Jahren vielleicht gar nicht so einfach gehabt hätte, so eine Bekanntheit zu erlangen. Seine Online-Selbstdarstellung hat nicht nur ihn als lustige, verspielte und ehrgeizige Person bekannt gemacht, sondern auch dem Sport zu seiner wachsenden Popularität verholfen.

Alex Schauer

Alex Schauer

Mittlerweile gibt er viele Interviews, er ist gefragt. Viele sehen ihn fast als Underdog, jedenfalls als ungewöhnlichen Sportler, der etwas Neues probiert. Die mediale Aufmerksamkeit hat dabei erst 2017 so richtig begonnen, als er ein Video auf Youtube hochgeladen hat, das sofort viral ging.

Eine Empfehlung für den täglichen Zeitvertreib sind seine Stories auf Instagram. Da zeigt er Szenen aus seinem Leben, immer lustig, manchmal skuril und dadaistisch und zwischendurch zeigt er Sprünge, dass einem die Glubschaugen rausfallen. Man hat das Gefühl, man würde mit ihm und seiner Begeisterung für Freerunning und seiner humorvollen Lebenseinstellung mitleben.

Das wirkt alles immer spontan und lustig, Alex meint aber, dass das natürlich auch Arbeit ist. Wenn man einmal ein paar Tage nichts postet, verändert sich etwas, die Aufmerksamkeit wird geringer. Und das ist dann natürlich auch ein Druck, immer etwas posten zu müssen und lustig zu sein, gewissermaßen auch ein Business.

Alex Schauer

Alex Schauer

Alex Schauer ist kein klassicher Influencer. Während Influencer gerne inflationär beteuern wie authentisch sie nicht wären, hat Alex Schauer das gar nicht nötig. Man merkt, wie bei ihm der Sport im Vordergrund steht, wie er dafür gemacht ist herumzuhüpfen. Dass er diese Leidenschaft mit kreativen Zugängen zu Videos verbindet führt eher fast nebenbei zu seiner Bekanntheit. Vielleicht ist das auch das Geheimnis warum man ihm gerne zusieht - er schreit nicht so laut nach Aufmerksamkeit, wie man es von anderen Social Media Stars und Influencern kennt. Er macht das, was er gerne macht, hat dabei Begeisterung in den Augen und versucht keine Egolücken mit dem Zuspruch auf Social Media zu füllen.

Auf Youtube nimmt er außerdem gerne die auf die Schaufel, die sich und ihren Sport besonders ernst nehmen. Er parodiert und überzeichnet Charaktereigenschaften, auf die er auf seinen Reisen gestoßen ist.

Im ORF-Archiv existiert ein Bericht aus dem Jahr 2008, in dem er sich kurz vorstellt: „Ich bin 13 Jahre alt und mach’ jetzt seit einem halben Jahr Parcour“. Das sagt er mit einer Entschlossenheit, die keinen Zweifel darüber lässt, dass er damals schon das gefunden hat, was ihm wirklich Spaß macht. Und so ist er heute ein Profi geworden, kann von seinem Sport leben und sich darauf verlassen.

Und übrigens: Er sagt auch, dass es seinen Knien gut geht. Die Frage bekommt er oft gestellt, manchmal auch als Vorwurf, er findet sie aber nicht so interessant und muss schmunzeln, als ich ihn darauf anspreche. Wenn man zu den richtigen Menschen kommt, richtig trainiert und aufwärmt, kann man die Belastung minimieren und dann ist das kein Problem. Gröbere Verletzungen oder Knochenbrüche hatte er auch noch nie. Er ist halt ein Vollprofi.

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