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Valentina Höll am Downhill-Bike

Stefan Voitl/Red Bull Content Pool

Vali Höll ist nicht so der Selfie-Typ

Die 16-jährige Valentina Höll hat einen Traumstart im Mountainbike-Downhill-Weltcup hingelegt. Profi ist sie aber nicht nur auf dem Bike, sondern auch auf Social Media.

Von Simon Welebil

Dass Valentina Höll das größte Talent in der Mountainbike-Gravity-Szene ist, hat sie heuer wieder einmal bestätigt. In ihrer Debütsaison auf den Weltcupstrecken gewinnt die 16-jährige Vali Höll, wie sie von allen genannt wird, fünf von fünf Rennen in der Juniors-Kategorie der U-19 Fahrerinnen, ihre Laufzeiten hätten aber auch zu Top-Ten-Platzierungen bei den Elite-Fahrerinnen gereicht. Und als sie beim Crankworx in Innsbruck dann das erste Mal richtig gegen die Stars der Szene fährt, holt sie sich auch ihr erstes Elite-Podium, ausgerechnet im Pumptrack, einer Disziplin, die sie eigentlich nicht rennmäßig fährt.

Vali Höll gibt Autogramme

Simon Welebil

Vali Höll beim Autogrammschreiben beim Crankworx Innsbruck

Als sie ihr Radhersteller mit 13 unter Vertrag genommen hat, hat er sie in einer Presseaussendung schon als zukünftige Downhill-Weltmeisterin 2022 bezeichnet. Vali Höll war von dieser Zuschreibung, die wohl als Vertrauensvorschuss gedacht war, aber nicht wirklich begeistert und wehrt sich bis heute dagegen. Wer weiß, ob sie bis 2022 nicht die Lust am Fahren verliere?

Stand heute ist das noch nicht passiert, im Gegenteil: Vali Höll genießt ihre erste Weltcup-Saison, in der sie entweder von ihren Eltern oder ihrer Firmpatin und Mentorin Angie Hohenwarter begleitet wird, in vollen Zügen. Einzig das Lernen für Schularbeiten sei zwischen Training, Qualifikation und Rennen an Weltcupwochenenden im kroatischen Losinj, dem schottischen William oder Vallnord in Andorra mühsam.

„G’scheit Gas geben“ auf Social Media

Mountainbike-Downhill ist ein Boomsport. Ständig entstehen neue Strecken in ganz Österreich und immer mehr Menschen kommen zum Biken. Zum Breitensport, der regelmäßig im Fernsehen vorkommt, fehlt allerdings noch Einiges und so müssen die AthletInnen auf Social Media selber „g’scheit Gas geben“, wie Vali Höll sagt, um sich eine Öffentlichkeit zu verschaffen. Auch den Sponsoren ist es natürlich wichtig, in Postings vorzukommen, aber eigene Klauseln über die Anzahl von Social Media Postings gibt es

FM4 Draußen: Pros & Profiles - SportlerInnen auf Social Media

Auf Social Media aktiv zu sein ist für SportlerInnen Teil ihres Alltags geworden. Sie müssen nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern sich und ihre Erfolge auch verkaufen können. Unseren Timelines bringt das jede Menge Super-Content, Hochglanzbilder, Actionvideos, Inspirationen? Was aber bedeutet das für die SportlerInnen und ihre Sportart? Empfinden sie Social Media mehr als Chance oder als Belastung? Diesen und anderen Fragen spürt FM4 Draußen den ganzen Sommer lang in der Porträtserie: „Pros & Profiles – SportlerInnen auf Social Media“ nach.

Folge 1: Freestyle-Fußballer Martin Schopf
Folge 2: Kletterin Babsi Zangerl
Folge 3: Parcour-Athlet Alex Schauer
Folge 4: Downhill Mountainbikerin Vali Höll
Folge 5: Yoga-Lehrerin Sara Ticha
Folge 6: Wakeboarder Philipp Turba
Folge 7: CrossFit-Athletin Vanessa Wagner
Folge 8: Outdoor-Fotograf Tom Klocker
Folge 9: Snowboarder Thomas Feurstein

Vali Höll selbst ist auf Social Media genauso professionell unterwegs wie auf dem Bike. Beim Blick auf ihre Instagram- und Facebook-Accounts könnte man vermuten, dass eine Agentur dahintersteckt, die ihre Postings absetzt, so clean kommen sie daher. Doch Vali Höll braucht für Social Media keine Unterstützung, als Digital Native hat sie bereits verinnerlicht, wie sie posten will.

Eine eigene Content-Strategie für jede Plattform

Ihren ersten Social Media Account auf Facebook hat sie mit 13, quasi als Geburtstagsgeschenk der Eltern, eröffnet. Mittlerweile liegt ihr Fokus aber auf Instagram, das ihr mehr Spaß macht und auf dem sie mehr Reichweite erzielen kann. Allein heuer hat Vali Höll ihre Instagram-FollowerInnen mehr als verdoppelt, auf inzwischen über 30.000.

Mit dem Insta-Profil einer typischen 16-Jährigen hat Vali Hölls Timeline außer vielen Emojis in der Bio aber nicht viel gemein: „Ich bin jetzt nicht so der Selfie-Typ“, sagt sie. Stattdessen postet sie hauptsächlich Hochglanzbilder professioneller Fotografen, die mit ihrem Team oder ihren Sponsoren zusammenarbeiten. „Ich glaub, auf jedem Foto sieht man, wie gestoked ich bin.“

Facebook nützt Vali Höll mittlerweile hauptsächlich zum Teilen von Links und zum Erreichen ihrer Familie, einem „bisschen älteren Publikum“, wie sie sagt. Mit Youtube hat Vali Höll letzten Winter in der Off-Season begonnen, weil ihr mit der Schule allein zu langweilig geworden ist. Ihre Vlogs, die sie selber konzipiert, filmt und schneidet, sollen ihr aber auch als persönliche Souvenirs von der Weltcupsaison dienen.

Es muss nicht immer alles so professionell sein

In ihren Vlogs auf Youtube, mehr aber noch in den Insta-Stories - vielleicht, weil die nur temporär abrufbar sind - legt Vali Höll dann auch ein wenig von der professionellen Coolness ab oder spielt damit. In den Vlogs blitzt der Schalk durch, wenn sie sie sehr seriös beginnen lässt, um dann irgendeinen Blödsinn einzustreuen. Sie beobachtet ihren Mechaniker Matt bei der Radwäsche, freut sich nach einer ziemlich holprigen Wurzelpassage darüber, dass sie eine Frau ist oder blödelt mit Angie Hohenwarter rum. Dass alles immer „so professionell“ rüberkommen muss, findet Vali Höll dann doch ein bisschen übertrieben: „Ich mein, ich hab die Chance, dass ich vom Radfahren leben kann, was extrem gestört ist. Man darf da nicht alles so extrem professionell nehmen, weil wir haben einfach Mega-Glück, dass wir nicht jeden Tag ins Büro gehen müssen.“

Und ständig Profi sein kann man ja auch noch später.

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