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FILMFLIMMERN

Filmflimmern

Neu im Kino: „Ant-Man and the Wasp“, „Catch Me!“, „Papillon“, „Hotel Artemis“. Außerdem: Udo Kier kommt zum /slash Festival. James Gunn holt die Vergangenheit ein. Und das Line-Up der Filmfestspiele Venedig steht fest.

Von Christian Fuchs

Ant-Man and the Wasp

Für Kollegin Pia Reiser gibt es im Marvel-Umfeld ganz klar einen Superhelden, der in punkto Sympathiefaktor alle anderen überragt, auch wenn er der Kleinste im Avengers-Bunde ist. Schon allein, weil er einen Klingelton von The Smiths auf seinem Handy hat. Scott Lang aka Ant-Man, gespielt von Comedystar Paul Rudd, kehrt nun in seinem zweiten Soloabenteuer zurück. Der Ex-Einbrecher, der mit Hilfe eines Supersuits auf Ameisengröße schrumpfen kann, witzelt und kämpft sich durch den vierzehnten Marvelfilm, der mit den Konventionen des Genres ein wenig bricht.

Filmstill aus Ant-Man and the Wasp

Marvel

Kein monströser Übergangster bedroht nämlich in „Ant-Man and the Wasp“ die Welt und auch der Vernichtungsfeldzug des kosmischen Thanos ist in dem Film, der vor den Ereignissen von „Infinity War“ spielt, noch Zukunftsmusik. Stattdessen geht es um eine Art Familien-Reunion. Scott Lang soll dem originalen Ant-Man Dr. Pym (Michael Douglas) helfen, dessen verschollene Frau Janet (Michelle Pfeifer) aus der sogenannten Nano-Dimension zu befreien. Eine heikle Unternehmung, bei der ihn Wasp (Evangeline Lilly) ebenso unterstützt wie Hollywoods versammelte CGI-Animatoren. Gelacht werden darf laut Pia Reiser aber trotz Special-Effects-Overkill: „Ein Big-Budget-Blockbuster mit dem Charme eines B-Movies, lustig und herzerwärmend zugleich, der mehr mit den Actionabenteuern der Achtziger zu tun hat als mit dem üblichen Marvel-Bombast.“ Dafür gibt es 8 von 10 Riesenameisen.

Catch Me!

Zum Schenkelklopfen animieren will auch ein US-Film, der auf einer tatsächlich bizarren Geschichte aus dem wirklichen Leben basiert: Zufällig ist eine Journalistin des „Wall Street Journal“ vor ein paar Jahren auf eine Gruppe alternder Männer gestoßen, die immer noch fangen spielen, wie in der Kindheit. Und zwar ohne jeden Genierer, was zum Beispiel heißt, dass die Freunde auch im Büro oder gar bei Beerdigungen erhascht werden dürfen. Der TV-Serienregisseur Jeff Tomsic witterte in dieser Story den perfekten Stoff für eine Sommerkomödie und trommelte Darsteller wie Ed Helms, Jon Hamm, Hannibal Bures und Jeremy Renner zusammen.

Filmstill aus Catch Me

Warner

Weil der Originaltitel „Tag“ den Verleihern im deutschsprachigen Raum wohl zu unkommerziell war und ihnen keine passende Übersetzung eingefallen ist, wurde der Film in einem Akt spontaner Kreativität umbenannt. „Catch Me!“ heißt der Klamaukstreifen rund um die rennenden Männer nun bei uns. Dabei sollte der Begriff taggen, also jemand markieren, in der Facebook-Ära doch zum globalen Sprachsatz gehören. Der Film, der sich hinter beiden Titelvarianten verbirgt, ist jedenfalls eine unüberzeugende Angelegenheit. Spielfilmdebütant Tomsic übersteigert die ohnehin absurde Ausgangsposition und inszeniert das Fangenspielen als Actionspektakel, baut möglichst viele Masturbations-Jokes ein und wechselt blitzschnell den Tonfall vom Brutalo-Slapstick hin zu sentimentalen Freundschafts-Beschwörungen. Dabei müssen Komikerinnen wie Isla Fisher oder Rashida Jones entweder laute Obszönitäten brüllen oder sie gehen im Bromance-BruHaHa unter. Fazit: Fühlt sich an wie „The Hangover“ ohne Alkohol oder Anarcho-Humor, was 4 von 10 Marathonläufen für „Catch Me!“ bedeutet.

Papillon

Der verstorbene Kritikerpapst Roger Ebert war kein Freund des 1973 veröffentlichten Gefängnis-Epos „Papillon“. Für viele Filmfans ist der überlange Streifen mit Steve McQueen und Dustin Hoffman aber ein absoluter Häfnkino-Klassiker. Regisseur Michael Noer gehört wohl zu dieser Fraktion, hält sich sein Remake doch recht pingelig an den Originalfilm. Charlie Hunnam schlüpft diesmal in die Rolle des unschuldig verurteilten Kleinkriminellen Henri alias Papillon, der auf einer Gefängnisinsel in den französischen Kolonien landet. Man schreibt die Dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und die höllischen Haftbedingungen lassen ihn unentwegt an einen Fluchtversuch denken. Zusammen mit dem reichen jungen Spekulanten Louis (Rami „Mr. Robot“ Malek) wagt Henri tatsächlich einen Ausbruch.

Filmstill aus Catch Me

Constantin

Ein Remake dieser Geschichte wäre eine Gelegenheit gewesen, sich näher der autobiografischen Buchvorlage von Henri Charrière zuzuwenden. Der grimmige Bestseller, der in den Siebziger Jahren in jedem Haushalt zu finden war, dient aber auch in der Neuversion nur als vage Inspiration. Michael Noer lässt seine jungen Darsteller lieber den alten Film nachspielen, mit ein paar härteren Gewaltszenen als Bonus. Weil Charlie Hunnam aber viel zu glatt wirkt für die Titelrolle und auch nach jahrelanger Isolationshaft noch gut aussieht und Rami Malek bloß Dustin Hoffman imitiert, bleiben nicht mehr als 5 von 10 Schmetterlings-Tattoos.

Hotel Artemis

Eigentlich hat sich Jodie Foster ja weitgehend von der Schauspielerei zurückgezogen und konzentriert sich auf das Regieführen. Für einen dystopischen Neo-Noir-Thriller des britischen Regisseurs Drew Pearce kehrt sie jetzt doch auf die Leinwand zurück. Im „Hotel Artemis“, das eigentlich ein geheimes Spital ist, kümmert sich Foster als Krankenschwester um verwundete Verbrecher. Einzig unterstützt von einem bulligen Pfleger (der supere Dave Bautista) verarztet „The Nurse“ dort die halbe Unterwelt von Los Angeles. Das funktioniert dank strenger Hausordnung ohne grobe Zwischenfälle, bis in einer sommerlichen Nacht, in der die Stadt von Unruhen erschüttert wird, das Chaos ausbricht.

Filmstill aus Hotel Artemis

Constantin

Drew Pearce, einer von Hollywoods gefragtesten Drehbuchautoren, versagt bei seinem Debütfilm ausgerechnet in seiner Kerndisziplin. Das Skript für „Hotel Artemis“ ist leider viel zu geschwätzig und konstruiert. Sehenswert ist dieser knallige Genremix dennoch. Das coole Ensemble, inklusive Sofia Boutella und Jeff Goldblum, der noch coolere Look und die lässige Grundidee stechen im Kinosommer 2018 durchaus hervor. Schön auch, dass Pearce seinen Film als Action-Kammerspiel inszeniert und sich auf das Hotel Artemis als zentralen Schauplatz konzentriert. Dafür gibt es immerhin 6 von 10 Schusswunden.

Außerdem

Die neunte Ausgabe des slash Filmfestivalshat es in sich: Vom 20. bis 30. September 2018 werden diesmal die durchgeknalltesten, düstersten und blutigsten Werke des Jahres gleich in drei Kinos gezeigt. Rund 60 ausgewählte Genre-Produktionen laufen neben dem Filmcasino und dem Eröffnungsfest im Gartenbaukino auch im Metrokino Kulturhaus. Als Stargast begrüßen Markus Keuschnigg und sein Team die irrlichternde Leinwandlegende Udo Kier, der auch gleich mit einer kleinen, extrem empfehlenswerten Werkschau geehrt wird.

Scarlett Johansson, die bereits wegen ihrer Hauptrolle in dem Sci-Fi-Thriller „Ghost in the Shell“ mit massiven Whitewashing-Vorwürfen konfrontiert war, hat sich nun aus dem Projekt „Rub & Tug“ zurückgezogen. In dem Film, ebenfalls von Regisseur Rupert Sanders geplant, hätte sie einen Transgender-Mann spielen sollen, der einen Massagesalon leitet. Nach heftigen Protesten der amerikanischen LGBT-Community veröffentlichte Johansson ein Rückzugs-Statement. Filme wie „Brokeback Mountain“ oder „Dallas Buyers Club“ würden im gegenwärtigen Klima wiederum gar nicht entstehen können, ätzten darauf Hollywood-Insider. Denn die Stimmung in den sozialen Medien sei so aufgeheizt, dass die großen Studios ab jetzt kontroversielle Stoffe meiden würden.

James Gunn, Regisseur der beiden immens erfolgreichen „Guardians of the Galaxy“ Blockbuster, wurde während der Vorproduktion zum dritten Teil vom Disney-Konzern gekündigt. Der Filmemacher, der mit extrem kritischen Äußerungen gegen die Trump-Regierung aufgefallen war, geriet wegen älterer Tweets ins Kreuzfeuer, die von konservativen Aufdeckern gepostet wurden. Gunn, der aus der extrem anarchischen Horror-Trash-Fabrik Troma in den Marvel-Mainstream aufgestiegen war, provozierte Mitte der Nullerjahre mit Tabubrüchen. Witze zu Themen wie Pädophilie und Vergewaltigung gehörten auf seinem Twitterfeed zum Alltag. James Gunn hatte sich bereits 2012, anlässlich des ersten „Guardians“-Film, für seine Äußerungen entschuldigt, jetzt drohen ihm auch Klagen.

Die Internationalen Filmfestspiele von Venedig haben ihr ziemlich sensationelles Programm für 2018 vorgelegt. Im Gegensatz zur Cannes-Konkurrenz wird Netflix am Lido mit offenen Armen begrüßt, was sich in vielen hochkarätigen Weltpremieren zeigt. Dazu gehören die neuen Werke von Alfonso Cuarón und Paul Greengrass ebenso wie der unveröffentlichte Orson-Welles-Film „The Other Side Of The Wind“ oder die Westernserie „The Ballad Of Buster Scruggs“ von den Coen-Brüdern. Abseits dieser Beiträge, die sich alle dem Streaming-Giganten verdanken, werden neue Streifen von Yorgos Lanthimos („The Favourite“) und Jennifer Kent („The Nightingale“) im Wettbewerb laufen, das fiebrig erwartete „Suspiria“-Remake von Luca Guadagnino ebenso. „First Man“, das Astronautendrama mit Ryan Gosling eröffnet die Festspiele, außer Konkurrenz gibt es unter anderem Bradley Coopers „A Star Is Born“ Remake mit Lady Gaga zu sehen und den ultraharten Thriller „Dragged Across Concrete“ mit Vince Vaughn und Mel Gibson.

Termine:

27.07: Suburra, VOLXkino am Dornerplatz, Wien
29.07: No Country For Old Men, Kino am Dach, Wien
28.07: The Girls, frameout, MQ, Wien
29.07: Zorba The Greek, Cinema Paradiso, Rathausplatz St.Pölten
30.07: The Death of Stalin, Cinema Paradiso, Rathausplatz St.Pölten
01.08: Was hat uns bloß so ruiniert, Sommerkino Stadtwerk, Salzburg
01.08: Lichter der Großstadt, Open Air Braunberghütte St. Oswald
07.08: Our Day Will Come, Leslie Open Air, Graz

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