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Philipp Turba beim Wakeboarden

Fabian Ortler

Pros and profiles

Der Pirat 2.0 auf dem Wakeboard

Philipp Turba ist Elite-Wakeboarder und lebt seit über zehn Jahren dort, wo Sommer ist und immer auf dem Wasser. Sein Lifestyle entspricht nicht der gesellschaftlichen Norm, das zeigt er so aber nicht auf Social Media.

Von Gersin Livia Paya

Es ist die klassische Geschichte: den Linzer Philipp Turba hat ein Onkel zum Wassersport gebracht. Der ist nämlich selbst ein Snowboard-Pionier und hat den damals elfjährigen Philipp Turba das Wakeboarden näher gebracht. So nah, dass er schon mit zwölf Jahren an Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Heute, über zehn Jahre später ist er mehrfacher Staatsmeister, immer unter den Top 10 im Worldranking und zählt zu den besten Wakeboardern der Welt.

Philipp Turba an der Donau in Wien

Gersin Livia Paya

Bis auf Russland und Australien war er schon in jedem Land der Welt, wo es Wasser gibt. Dort lässt er sich ziehen: mit 30 bis 45 km/h und viel Air-Time. Diesen Kick beim Wakeboarden, so erzählt er, kann man „eigentlich mit nichts vergleichen“.

„Ich kenne keinen Profi-Sportler der nicht auf Social Media vertreten ist. Weil es glaub ich nicht mehr möglich ist in der heutigen Zeit.“

Philipp Turba ist mit diesem Kick groß geworden und das buchstäblich. Mit seinem jungen Alter von 25 zählt er zu den Digital Natives, der Umgang mit dem Internet ist für ihn Alltag. Aber in den Alltag, seine sportliche Karriere auch online zu vermarkten, musste er erst hineinwachsen.

„Auch wenn’s mal eine coole After-Party war, sollte man es nicht auf Instagram posten.“

Nach einer Europa-Meisterschaft hat sich der damals noch 15-jährige Philipp Turba auf Facebook in einem Posting über seinen „schlechten Fahrstil“ geärgert und „etwas brutal“ ausgedrückt, dass er nicht gut genug gefahren ist. Daraufhin hat er seinen damaligen Board-Sponsor verloren - wegen „fehlender Sportlermentalität“. „Da war ich halt noch jung, ich glaube, das ist schon vielen passiert. Daraus lernt man und ich hab das auch total verstanden“, sagt Philipp heute.

Er hat begriffen, dass er selbst zum Vorbild für junge FahrerInnen geworden ist. Seine Social-Media-Präsenz ist mittlerweile rein dem Sport gewidmet. Denn ein „echtes Sportlerprofil sollte man wirklich nur dem Sport überlassen“.

Philipp Turba beim Wakeboarden

Fabian Ortler

Dem Privaten möchte er auf seinen Profilen keinen Raum geben, alte Postings mit der Freundin lässt er aber stehen. Sonst ist nichts anderes zu sehen, als atemberaubende Fotos und Videos vom Boarden. "Umso mehr Follower da waren, umso weniger wollte ich Privates posten“, so Philipp.

FM4 Draußen: Pros & Profiles - SportlerInnen auf Social Media

Auf Social Media aktiv zu sein ist für SportlerInnen Teil ihres Alltags geworden. Sie müssen nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern sich und ihre Erfolge auch verkaufen können. Unseren Timelines bringt das jede Menge Super-Content, Hochglanzbilder, Actionvideos, Inspirationen? Was aber bedeutet das für die SportlerInnen und ihre Sportart? Empfinden sie Social Media mehr als Chance oder als Belastung? Diesen und anderen Fragen spürt FM4 Draußen den ganzen Sommer lang in der Porträtserie: „Pros & Profiles – SportlerInnen auf Social Media“ nach.

Folge 1: Freestyle-Fußballer Martin Schopf
Folge 2: Kletterin Babsi Zangerl
Folge 3: Parcour-Athlet Alex Schauer
Folge 4: Downhill Mountainbikerin Vali Höll
Folge 5: Yoga-Lehrerin Sara Ticha
Folge 6: Wakeboarder Philipp Turba
Folge 7: CrossFit-Athletin Vanessa Wagner
Folge 8: Outdoor-Fotograf Tom Klocker
Folge 9: Snowboarder Thomas Feurstein

Inzwischen überlegt er aber, ein bisschen mehr von sich zu zeigen, etwas persönlicher zu werden. Denn er beobachtet Online-Trends und beschäftigt sich damit, was andere machen. In Zukunft möchte er mehr mit den Followern kommunizieren, sich in Insta-Storys zeigen und den Spaß, den er hat, mit den Followern teilen.

„Man lebt von Social Media. Wenn du nicht präsent bist, weiß kein Mensch was du machst und wie du fährst.“

Philipp Turba erzählt, dass sich die FahrerInnen früher immer zum Boarden getroffen haben, um sich gegenseitig zu pushen und zu sehen was Neues möglich ist. Heute pushen sie sich weltweit über das Internet. Mittels Hashtag-Suche sieht er zum Beispiel, was Wakeboarder in Australien posten und fühlt sich davon herausgefordert. Beim Erzählen vergisst Philipp Turba allerdings ein bisschen, dass vor allem seine Postings zur Challenge (und zum Vorbild) für viele andere FahrerInnen wurden.

Philipp Turba bei der Donau

Gersin Livia Paya

„Ich würde nicht gerne gegen eine Büroarbeit Tauschen“, sagt Philipp über seine Zukunft. Er selbst hält es für einen Wahnsinn, ein Leben zu führen, wo er immer an den warmen Orten der Welt und immer am Boarden ist. Diesen Sommer will er in Europa bleiben, dem Mekka für Wakeboarder.

"Indem ich nicht das Leben führe, das die Gesellschaft vorschreibt, fühle ich mich ein bisschen wie ein moderner Pirat. Ohne Zwänge“, so Philipp. Als Symbol dafür hat er sich Anker und Steuerrad auf die Handgelenke tätowieren lassen: immer auf hoher See, immer auf Reisen, immer auf einem Schiff - von dem er auf seinem Wakeboard gezogen wird.

Und das Schiff bringt Philipp Turba demnächst zur Europa-Meisterschaft in Italien, nach Bali zum Plastic Playground, danach zum Worldcup in Shanghai und nach der Saison tritt er bei der WM in Argentinien an. Ahoi!

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