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Yung Hurn Portrait

Elsa Okazaki

FM4 Artist of the Week

Ein Gespräch mit Yung Hurn

Kurz nach seinem Konzert beim Splash! Festival in Deutschland hab ich Yung Hurn und DJ Stickle zufällig hinter der Bühne getroffen. Wir haben spontan ein Interview aufgenommen, in dem er unter anderem darüber spricht, wie seine Familie mit seinem plötzlichen Erfolg umgeht und wie dankbar er dafür ist, aktuell von seiner Musik leben zu können.

Von Alex „DJ Phekt“ Hertel

Der Wiener Rapper Yung Hurn ist unser aktueller FM4 Artist Of The Week. Diesen Sommer kann man ihn auf vielen Festivals live sehen. Demnächst zum Beispiel beim FM4 Frequency. Ich hab ihn vor kurzem beim Splash! Festival in Deutschland zum spontanen Interview getroffen.

Wir sitzen hier im Backstage-Bereich hinter der Bühne beim Splash! Festival in Deutschland. Du hast heute ein gefeiertes Solo-Konzert gespielt und warst danach noch im Rahmen des Konzerts von RIN auf der Splash-Mainstage vor zig-tausend Menschen, die euphorisch mitgefeiert haben. Wie geht es dir nach so viel positivem Fan-Feedback?

Yung Hurn: Ärgstens. Unglaublich. Wir waren gestern in der Schweiz beim Frauenfeld Open Air, heute beim Splash. Das sind die beiden größten und wichtigsten Hip Hop-Festivals im deutschsprachigen Raum. Ich bin einfach nur dankbar, als österreichischer Artist sowas machen zu können. Es ist fast wie ein Traum.

Bei deinem Konzert war es gefühlt bis zum Horizont voll mit Menschen, die konkret dich sehen wollten. Ich hab bemalte Yung Hurn-Fan-Transparente und T-Shirts gesehen und mir ist aufgefallen, dass ein Großteil des Publikums deine Texte (trotz Wiener Dialekt) mitgesungen haben.

Yung Hurn: Das ist verrückt und ich kann kaum ausdrücken, wie dankbar ich dafür bin.

Wann war der ausschlaggebende Moment, wo du gemerkt hast, dass deine Musik plötzlich in Deutschland ein breiteres Publikum erreicht?

Yung Hurn ist diese Woche unser FM4 Artist Of The Week

Er wird am FM4 Frequency zu sehen sein: am Donnerstag, 16. August, auf der Green Stage

Yung Hurn: Ich kann es ehrlich gesagt nicht genau sagen. Vor ca. zwei Jahren hatte Musik aus Österreich mit Bilderbuch und Wanda plötzlich einen gewissen Hype in Deutschland. Irgendwie finden die Leute in Deutschland unseren Sound offensichtlich geil. Warum genau, kann ich nicht sagen. Im Endeffekt machen wir einfach unsere Musik und die Leute hier feiern es extrem. Gefühlt sogar etwas mehr als in Österreich.

„1220“, das Album das du vor kurzem veröffentlicht hast, ist im gesamten deutschsprachigen Raum sehr gut angekommen. Als wir uns zum letzten Mal im Herbst 2017 im Studio von DJ Stickle in Berlin getroffen haben, gab es die meisten der Tracks noch gar nicht.

Yung Hurn: Stimmt, da waren wir noch nicht sehr weit. Ich muss sagen, es war am Anfang auch etwas schwer, oder was sagst du DJ Stickle?

DJ Stickle (Produzent): Es hat tatsächlich eine gewisse Zeit gedauert, bis wir in Fahrt gekommen sind. Am Anfang war es ein wenig undefiniert und wir wussten nicht, ob wir schon am richtigen Weg zum Album sind und ob es was wird. Dann ging es aber auf einmal ziemlich schnell und das Ding war fertig.

Yung Hurn: Ja, in fast 2 Wochen waren wir dann auf einmal fertig. Wobei ich vom Gefühl nicht so sicher bin mit der Bezeichnung „Album“. Wir mussten es natürlich – auch weil das Label das so wollte – als Album bezeichnen. Wobei ich im Herzen eher von einem mega-geilen Projekt sprechen würde. Das Ding ist: ich glaub Alben sind heutzutage irgendwie überbewertet. Was ist schon ein Album? Was ist ein Mixtape? Gefühlt hätte man „1220“ genauso als Mixtape bezeichnen können.

Man muss schon sagen, es war ein größeres Ding. Du hast ein Bundle inklusive Magazin, SD-Karte, einer Platte der Love Hotel Band etc. veröffentlicht. Mich hat es schon fast an ein Kunstprojekt erinnert. Wenn man mit offenen Augen durch die Welt gegangen ist, hat man überall „Yung Hurn“ oder „1220“ gelesen. Auf den Straßen in Wien, in U-Bahn-Tunnels… Ich hab deine Tags sogar in Bangkok auf der Straße gesehen.

Yung Hurn: Wir haben überall etwas gemacht und versucht so viel wie möglich zu malen, kleben etc. Ich war auch einen Monat in Wien und wollte den Leuten zeigen - vor allem denen, die mich hassen, davon gibt es ja schon einige – Fuck You. Weißt du, trotz all der Negativität haben wir es geschafft. Und das wollte ich zeigen. Deutschland und Österreich Platz 2 der Album-Charts. Im Endeffekt kann ich mich nicht beklagen und bin mega happy.

Yung Hurn Auf der Bühne am FM4 frequency

franz Reiterer

Yung Hurn live am Frequency 2017, heuer kommt er wieder!

Wie muss man sich das vorstellen? Yung Hurn aus dem 22. Wiener Bezirk landet in der Hitparade. Wie reagiert da das Umfeld? Alte Lehrer, Freunde oder die Familie? In „OK Cool“ sagst du ja, dass deine Mama stolz ist, weil du noch immer machst was du magst.

Yung Hurn: Also meine Eltern sind extrem stolz auf mich. Sowohl meine Mutter wie auch mein Vater. Du musst dir mal vorstellen, wie das ist, wenn dein Sohn sowas macht. Ich glaub das ist für die wunderschön und für mich schön, dass sie das noch erleben können. Auch ein Teil meiner Großeltern, das muss man ehrlich sagen. Es gab eine Zeit in meinem Leben, da waren meine Eltern traurig wegen mir. Die dachten „Ok, aus dem wird nix“. Nur malen, fladern, scheiße bauen. Irgendwas machen. Und jetzt ist es natürlich extrem schön, dass ich ihnen das zeigen kann. Mein kleiner Bruder war dieses Wochenende auch mit in der Schweiz und beim Splash. Weißt du, das ist einfach nur so ein oag schönes Gefühl, ich kann es gar nicht in Worte fassen. Viele Leute sagen auch, dass jetzt der Höhepunkt ist und dass es ab jetzt bergab geht. Ich will das natürlich nicht verschreien. Aber ich bin diesbezüglich sehr humble. Die Zeit ist sehr schnelllebig und die Kids werden permanent mit so viel Neuem konfrontiert.

DJ Stickle ist aber ein gutes Beispiel für Langlebigkeit im Musikbusiness. Er hat früher in Linz Musik gemacht, dann mit Bushido in Berlin, später mit Chakuza und Casper Erfolge gefeiert. Jetzt macht er mit dir Musik.

Yung Hurn: Das stimmt. (Stickle lächelt zustimmend)

Lass uns über eure Live-Show reden. Was ich extrem lustig fand, waren deine „Skydancer“ auf der Bühne. Das sind so aufblasbare Figuren, die sich bewegen. Ich kannte das bisher nur von amerikanischen Tankstellen und Autohäusern? Wie bist du auf diese Bühnen-Deko gekommen?

Yung Hurn: Naja, ich male ja gern und viel und hab irgendwann solche „Skydancer“ gesehen. Vor dem Festival-Sommer dachte ich mir dann, dass die Dinger eigentlich cool sind und wir die für unsere Show bestellen müssen. Mein Manager Elias ist ein kreativer Kopf, der hatte dann die Idee, dass wir auf die „Skydancer“ mein Gesicht geben. Jetzt haben wir diese Dinger da stehen und es ist echt geil (lacht).

War das für dich ein großer Druck, für die großen Festivals eine passende Live-Show zu konzipieren?

Yung Hurn: Auf jeden Fall. Es ist immer ein gewisser Druck. Die Leute wollen immer mehr und du hast auch dein Team, das dich immer pushen will. Man muss auch ehrlich sagen: je mehr du in deine Show investierst, desto mehr kannst du im nächsten Jahr für deine Konzerte verlangen. Wir planen da auch für die Zukunft noch viel mehr, nach oben gibt es da ja keine Grenzen. Aber die „Skydancer“ waren eine gute Idee, das Publikum feiert es voll.

Yung Hurn Auf der Bühne am FM4 Frequency

franz Reiterer

Lass uns kurz über die RIN-Show beim Splash! Festival sprechen. Er war heuer definitiv eines der Live-Highlights beim Festival.

DJ Stickle: Auf jeden Fall, das sagen alle. RIN hat heuer mit seiner Show einen neuen Maßstab in punkto Publikumsreaktion gesetzt.

Ich hab noch nie so viele Moshpits bei einem Rap-Konzert gesehen. Du warst auch auf der Bühne, ihr habt den Song „Bianco“ zusammen performt? Wie war das für dich?

Yung Hurn: Von nix kommt nix. Harte Arbeit ist harte Arbeit. Das war einfach oag. Da muss man großen Respekt haben. Da ist ein großes Team dahinter, die haben eine fette Show, große Skulpturen. Come on, hast du den Roboter gesehen, der Zigaretten raucht? (lacht) Ich kann nur sagen, ärgsten Respekt. Ich hab RIN kennen gelernt, da hat ihn niemand gekannt. Wir haben dann diesen Track „Bianco“ gemacht. Und seitdem ist so viel passiert. Er ist mein Bruder und es ist voll schön zu sehen, dass Leute aus deinem Umfeld Erfolg haben. Wir sind quasi aus dem Nichts gekommen und haben uns einfach so was aufgebaut. Er aus dem Raum Stuttgart, ich aus Wien. Städte wo du jetzt nicht unbedingt denkst, dass das so aufgehen kann. Wobei, Raf Camora kommt auch aus Wien. Vor dem hab ich auch größten Respekt. Für mich eine Legende. Weißt du, wir müssen einfach dankbar sein, dass wir mit sowas Geld verdienen können. Es ist irgendwie noch immer schwer zu realisieren, dass wir uns mittlerweile von dem ernähren können, was wir am liebsten tun. Pffffff…eigentlich bleibt mir sogar die Luft weg. Ich möchte noch Props an meinen Backup-MC Jonny5 geben, an meinen DJ, an meinen Produzenten Stickle, an Lex Lugner, an alle die mitgeholfen haben, Live from Earth und an FM4.

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