FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

The Spectrum Retreat

Ripstone Games

Game

Rätsel-Rallye unter Robotern

Das First-Person-Puzzle „The Spectrum Retreat“ verbindet einen SF-Mystery-Thriller mit Schalterrätseln - nicht unbedingt die spannendste Mischung.

Von Rainer Sigl

Es ist genau der Kontrast zwischen sonnendurchflutetem Luxus und bedrohlichem Geheimnis, der den Evergreen „Hotel California“ so bemerkenswert macht:

Mirrors on the ceiling,
The pink champagne on ice
And she said: „We are all just prisoners here, of our own device“

Es ist absolut kein Zufall, dass die Achievements in The Spectrum Retreat allesamt direkte Songzitate aus dem Eagles-Klassiker sind.

You can check out any time you like,
But you can never leave

Willkommen im Hotel California, Verzeihung: im Penrose Hotel. In “The Spectrum Retreat” finden wir uns als Gast in diesem menschenleeren, prachtvollen Jugendstilhotel wieder, wo nur Roboter auf uns warten - und eine geheimnisvolle Anruferin, die uns helfen will, von hier zu entkommen.

Nur: Wollen wir das wirklich? Warum sind wir eigentlich hier? Und, viel wichtiger: Wer sind wir überhaupt? Es geht ans Eingemachte in “The Spectrum Retreat”, aber eigentlich bringen ganz andere Dinge als diese Fragen unsere Gehirne noch mehr zum Rauchen.

Schalter, Farben, noch mehr Schalter

“The Spectrum Retreat” ist ein Puzzle-Adventure in einer ehrwürdigen Tradition: Wie im großartigen Kultspiel “Portal” sind wir auch hier in der Ich-Perspektive unterwegs, werden von einer Stimme aus dem Off angeleitet und sollen durch das Lösen immer kniffliger werdender Rätsel eine Geschichte voranbringen.

Im Puzzle-Klassiker „Portal“ ist bekanntlich das originelle Hantieren mit den titelgebenden Teleportations-Portalen das zentrale Gameplay-Element: “The Spectrum Retreat” hat im Vergleich dazu leider nur wenig aufregende Schalterrätsel zu bieten. Mit unserem Telefon können wir Farben von bestimmten Blöcken aufnehmen und sie an farblose Blöcke weitergeben; dadurch öffnen sich farblich codierte Schranken.

Das klingt schon mal nicht besonders spannend - und ist leider auch im Spiel nicht unbedingt rasend aufregend. Die Rätsel werden zwar von Raum zu Raum komplexer und bringen uns auch ganz schön ins Schwitzen, die überwältigenden Aha-Momente bleiben aber eher aus. Stattdessen beginnt sich das knifflige Tüfteln irgendwann leider ein bisschen wie Arbeit anzufühlen.

The Spectrum Retreat

Ripstone Games

Tanz die ludonarrative Dissonanz

In solchen Momenten könnte uns vielleicht die sich entspinnende Story um Erinnerung und persönliche Schuld bei der Stange halten, aber leider passen die narrative und spielerische Ebene von “The Spectrum Retreat” nicht so richtig gut zusammen. Die Story entwickelt sich zwar und wartet auch mit einigen netten Überraschungen auf - eine wirklich zwingende Erklärung, warum wir zum hundertsten Mal in ein weiteres Rätselzimmer müssen, bleibt uns die zudem gnadenlos overactende Britin im Ohr aber schuldig.

„The Spectrum Retreat“ ist für Windows, PS4 und Xbox One erschienen; eine Version für Nintendo Switch kommt in Kürze.

„The Spectrum Retreat“ ist halt eine Abfolge von zunehmend schwieriger werdenden räumlichen Schalterrätseln - die SF-Mystery-Story im Hintergrund dient eigentlich dazu, diesen Rätselparcours narrativ einzurahmen und steht dabei etwas zu sehr im Mittelpunkt.

So bleibt “The Spectrum Retreat” ein hübsches, aber leider auch etwas mühsames Puzzle-Abenteuer, das wohl nur hartnäckige Knobelfüchse bis ans Ende erleben werden.

mehr Rainer Sigl:

Aktuell: