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Hochzeitspaar. nur der Strauß ist im Bild

Photo by Nathan Dumlao on Unsplash

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Hochzeitssaison

Ich war diesen Sommer auf zwei Hochzeiten eingeladen – auf einer in Deutschland und einer in Serbien. Und auf eine war ich nicht eingeladen und ging auch nicht hin.

Von Todor Ovtcharov

In Serbien heiratete meine österreichische Freundin Arabella den serbischen Musiker Milan. In Deutschland heiratete meine bulgarische Freundin Eli den Deutschen Stefan. Im ersten Fall entschied sich die österreichische Frau für einen Balkanmann ohne Einkommen mit einem freien Beruf, im zweiten entschied sich die bulgarische Frau für einen deutschen Zahnarzt. Die zwei Hochzeiten waren unterschiedlich, doch authentisch cool.

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In Serbien kam die Hochzeit unerwartet wie die Sintflut. Man wusste nie, was man als Nächstes zum Essen bekommt. Ich kenne die serbische Küche, mehr oder weniger, doch allein von der Pljeskavica gab es mindestens fünf Arten. Wie ich das wohl erfahren habe? Von der Band. Was für eine wundervolle Band! Sie spielten alles - von Gospels und Disco bis serbische Volksmusik und alle drei Lieder schrien sie: „Rakija und Pljeskavica!“ - so ging es stundenlang. Bis zur fünften Variante von der Pljeskavica konnte ich einen Unterschied feststellen, dann nicht mehr. Ich fragte den Bräutigam, ob die Band auch mal müde wird, und er sagte zu mir „Von Musik werden sie nie müde, sie müssen ja nicht arbeiten, sondern nur spielen!“ Ich verstand, dass sie beim Spielen Riesenspaß haben.

In Deutschland hingegen stellte uns der Zahnarzt-Bräutigam in einer Reihe auf und fragte uns aus, ob wir alle Punkte des Hochzeitsprogrammes kennen. Ich hatte Angst, dass er anfängt, uns die Zähne zu ziehen, falls wir etwas Falsches sagen. Zum Glück kannte ich alle Punkte und habe immer noch alle Zähne im Mund.

Auf der Hochzeit gab es eine russische Klezmerband. Die Menschen tanzten genauso wie in Serbien. Die meisten Gäste kannten die Lieder nicht, doch die Band kam sehr exotisch rüber. Am meisten wurde bei dem Song “Limonchiki” getanzt. Im Song geht es nicht um Zitronen, sondern um Geld. Eine Zitrone bedeutet eine Million. Im Song geht es um die vielen Wege, illegal an “Limonchiki” ranzukommen.

Die Musiker brachten die Leute zum Tanzen und schon war das Programm der Hochzeit vergessen.

Der Bräutigam war so betrunken, dass ihn drei Leute zu seinem Bett tragen mussten. Und das war sicherlich nicht geplant.

Die Hochzeit, auf die ich nicht eingeladen war, ist die Hochzeit, über die ihr in den letzten Tagen so viel gehört habt. Darüber wisst ihr schon alles. Dort wurde „Limonchiki“ nicht gespielt - obwohl die Nummer vielleicht hervorragend gepasst hätte.

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