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Cosplay auf der gamescom 2018 in Köln

Markus Osanger

Sitzen ist Luxus auf der gamescom

Sei, wie du bist: Ein Rundgang durch die größte Spielemesse der Welt, die gamescom in Köln, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert.

Von Christian Stipkovits

Köln ist als gute Messestadt bekannt. Eine funktionierende Infrastruktur benötigt man auch für die größte Spielemesse der Welt, die dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Über mehrere Hallen erstreckt sich diese Woche die gamescom. Die Größe des Geländes ist kaum zu erfassen. Es ist unmöglich, alles an einem Tag zu sehen. 2017 besuchten über 350.000 Personen die gamescom. Das Ende der Hallen kann man wegen der Menschenmassen und der Stände kaum erblicken; manche Hallen sind auch noch zweistöckig aufgebaut.

Gamescom Plan

Gamescom

Kein Musikfestival, sei es das FM4 Frequency, das Nova Rock oder das Lighthouse Festival, hat es je geschafft, dass ich Blasen auf den Füßen bekommen habe. Die gamescom schon. Well done!

Obwohl die gamescom so riesig ist und man meinen möchte, dass es hier Platz zur Genüge gäbe, wird jeder Quadratmeter für die Präsentation von Spielen oder Neuheiten genutzt. In den großzügig breiten Durchgängen zwischen den einzelnen Ständen kommt man nur langsam voran. Dafür braucht man vor allem eines: Geduld und viel Zeit. Will man von einer Halle zur anderen Halle wechseln, muss man das genau planen. Die Distanzen die man auf der gamescom sonst zurücklegt, sind enorm.

gamescom-Tinder, Toleranz und Freundlichkeit

Hilfreich, um den richtigen Weg zu finden, ist die gamescom-App. Hier kann man nicht nur nach Spielen und Publishern suchen, sondern es gibt für die Besucherinnen und Besucher auch eine Chat- bzw. Forum-Funktion mit Profilen und Bildern. Ich habe vernommen, dass Menschen sich hierüber auch verabreden. Im großen Cosplay-Bereich gibt es also vielleicht ein Date zwischen Deadpool und Link.

Obwohl es heiß und eng ist und man aus jeder Ecke mit Musik und Soundeffekten beschallt wird, sind die Besucherinnen und Besucher offen und freundlich zueinander. Auf der Messe werden nicht nur unter Developern Kontakte geknüpft, sondern auch unter Spielerinnen und Spielern, die sich Jahr für Jahr hier wieder treffen.

Eine Besucherin erklärt, hier könne man sein, wie man möchte. Spielen als Hobby wird von Vielen noch belächelt – nicht auf der gamescom. Das ist schön!

Zeit ist Mangelware

Die Sexualisierung von in der Spieleindustrie ist ein Kritikpunkt. Zur selben Zeit findet auch die devcom statt, dafür gab es sexistische Werbungen. Im neuen „Tomb Raider“-Teil wurden die früheren „Atom-Brüste“ von Lara Croft deutlich reduziert.

Vor allem bei den größeren Spielen und Publishern ist der Andrang groß. Bei dem Shooter „Battlefield V“ von EA kann es schon vorkommen, dass man hier bis zu fünf Stunden Wartezeit einplanen muss, bis man eine Runde spielen darf. Obwohl es dafür genügend Plätze zum Spielen gibt – EA hat etwa ein Drittel einer Halle nur Battlefield gewidmet.

Um den neuen Teil des Action-Adventures „Tomb Raider“ auszuprobieren, haben Spielerinnen und Spielern in der Warteschlange vor der schicken Ruine aus dem Spiel geschlafen. Entweder auf dem Boden oder auf mitgebrachten kleinen Hockern. Geht man als Besucherin oder Besucher auf die gamescom, muss man genau planen, was man sich ansehen will. Bei den langen Wartezeiten für große Spieletitel, geht es sich in einem Messetag nur schwer aus, mehr als vier Spiele zu testen.

Nicht alles läuft auf Bildschirmen ab

Andere Spielerinnen und Spieler besuchen die gamescom meist in Gruppen. Oft hat man sich Online kennen gelernt und „übersteht“ eine gamescom nun gemeinsam. Gemeinsam machen auch Escape Rooms viel mehr Spaß, also jene Real-Life-Spiele, in denen man Rätsel lösen muss, um aus einen Raum auszubrechen. Ob beim Laser-Tag-Shooten oder beim Entspannungs-Bad im Bälle-Bad – mit etwas Glück kann man auch Preise abstauben.

Spiele bei der gamescom 2018 in Köln

Markus Osanger

Give me the Loot

Destiny 2 hat einen massiven Schwund an SpielerInnen erlitten. Activision / Bungie versucht nun, dem entgegen zu wirken, indem der zweite Teil der Spielserie an den ersten Teil angeglichen wird.

Die Gründe, warum die Besucherinnen und Besucher sich die langen Warteschlangen antun, sind schnell erklärt: Primär sind sie Gaming-Fans, und wenn man hier ein Spiel testet, locken die Publisher häufig mit Codes für exklusive Ingame-Items, die dann eben andere Spielerinnen oder Spieler nicht haben. Meist sind es Items kosmetischer Natur: Der Charakter im Spiel bekommt einen „gamescom-Hut“, eine spezielle Waffe oder, wie bei Activisions’ „Destiny 2“, ein Emblem. Meist gibt es dann dazu Goodies wie ein uninspiriertes T-Shirt, bei dem nur der Name des Spiels und des Publishers abgedruckt ist. Schade, denn gerade die Spieleindustrie sollte mit Kreativität punkten.

Indie Games

Kreativität findet man vor allem in der „Indie Arena Booth“. Dort haben sich beinahe 100 SpielentwicklerInnen zusammengeschlossen, um ihre Spiele zu präsentieren. Innovation findet man eher hier, und weniger bei dem neuesten Release von FIFA oder dem neuesten Teil von Battlefield.

In der Indie Area hat man die Möglichkeit, mit den Entwicklern direkt zu plaudern, und die Spiele können sich sehen lassen. Dort findet man zum Beispiel das von österreichischen Developern gemachte „VR Giants“. Ein Spieler trägt ein VR Headset und ist ein Riese, der andere Spieler steuert mit dem Controller einen kleinen Charakter. Als Gigant muss man den kleineren Spieler beschützen und Münzen aufsammeln, um in die Freiheit zu gelangen. Schön ist auch das von schwedischen Entwicklern gemachte „Bad North“, in dem kleine Inseln in Echtzeit verteidigen muss, und dabei die Umgebung nutzt.

<3 Games <3

Aber auch bei den großen Publishern findet sich Kreativität. Nintendo zeigt auf der gamescom einen neuen Controller für die Switch, der wie ein Ball aussieht. Der Ball ist ein Controller mit Stick, er leuchtet, vibriert und ab Mitte November kann man damit Pokémon fangen. Hat man ein Pokémon erwischt und hält den Ball an das Ohr, kann man es sogar hören. Ist man SpielerIn des Augmented-Reality-Games „Pokémon GO“, kann man die Pokémon auf die Nintendo-Plattform übertragen.

Spiele bei der gamescom 2018 in Köln

Markus Osanger

Eine Fortsetzung der Kreativ-Baureihe Labo, also wo man aus Karton und Joy-Con-Controller unter Anleitung auf der Switch einen Joystick für ein Uboot baut, findet man hier ebenso wie ein Pedal mit Lenkrad. Spaß im Local Multiplayer hat man auch bei Super Smash Brothers, bei dem Mario, Luigi oder Zelda gegeneinander spielen.

„Education is the most important thing”

Einen guten Eindruck macht die Fortsetzung des prämierten Storytelling-Game „Life Is Strange“. Aus dem Entwicklerteam haben Michael Koch und Jean Luc Cano verraten, dass der neue Teil zwar im gleichen Universum wie der erste spielt, aber bis auf ein paar Easter-Eggs sonst kaum auf ihm aufbaut. Das Spiel wird wieder in Episoden veröffentlicht. Die erste Episode kommt Ende September, mit der letzten ist im Frühjahr 2019 zu rechnen. Statt den beiden weiblichen Protagonistinnen gibt es nun zwei unschuldige männliche Characters, die einen Roadtrip von Seattle nach Mexico machen.

Life Is Strange Developer bei der gamescom 2018 in Köln

FM4

Dabei treffen sie auf gute und böse Charaktere. Ihre Entscheidungen beeinflussen, wie das Spiel weitergeführt wird. Interessant ist auch der Aspekt, dass während der Veröffentlichung der Episoden aufgrund des Feedbacks von SpielerInnen Änderungen vorgenommen werden. Und ohne hier etwas zu Spoilern -die wichtigste Aussage von Michael Koch und Jean Luc Cano über „Life is Strange 2“ lautet: „Education is the most important thing in Life is Strange 2“, und „a different point of view“.

Transference

Einen anderen Blickwinkel bekommt man auch in dem VR Titel „Transference“. Das Psycho-Thriller Spiel lässt den Spieler durch ein Haus irren. Aus den Blickwinklen verschiedener Familienmitglieder muss man Rätsel lösen. In dem kurzen Test läuft man in einem Stiegenhaus und kommt nur weiter, wenn man einen Lichtschalter betätigt. Dann ist man zwar dieselbe Person, sieht die Spielewelt allerdings aus dem Blickwinkel des Sohns, der Tochter oder des Vaters. Ganz genau kann man das nämlich nicht sagen. Durch die guten Soundeffekte fühlt man sich gestresst, man kommt ins Schwitzen und hat tatsächlich etwas Angst. „Transference“ wird für Windows, PlayStation und die Xbox noch im September verfügbar sein.

Firewall Zero Hour

Für den PlayStation Aim Controller, der wie eine Waffe aussieht, wurde bisher nur eine geringe Anzahl an Spielen veröffentlicht. In „Firewall Zero Hour“ findet der Aim Controller wieder Verwendung. Als Squad muss man hier entweder als Angreifer oder Verteidiger ein Notebook übernehmen. Über Sprachchat wird mit dem Squad kommuniziert und die Feindpositionen durchgegeben. Vorsichtig bewegt man sich durch einen finsteren Keller, schaut hinter jede Ecke, um einen Feind zu erspähen. Durch den Effekt der VR Brille hinterlässt das Spiel einen interessanten Gesamteindruck.

Weniger spannend ist hingegen der Reboot von „Die Siedler“. Vor 25 Jahren kam für den Amiga der erste Teil des Aufbaustrategiespiels heraus. Die Entwickler bemühen sich zwar, Vielfalt in das Spiel zu bringen, indem die Spielfiguren neuerdings verschiedene Hautfarben haben und Frauen sowie Männer die gleichen Aufgaben übernehmen. Besonders überzeugend wirkte es nicht, das Spiel ist allerdings noch in einer frühen Entwicklungsphase.

Real Time Ray Tracing

Viele dieser Spiele werden künftig wohl auf einer neuen Grafikkartengeneration von Nivida laufen, die weltweit erstmals am Montag eindrucksvoll präsentiert wurde. Seit über zehn Jahren wurde an der neuen Technologie entwickelt, um das rechenaufwendige „Real Time Ray Tracing“ zu etablieren. Diese Technologie macht nun Spiele um einiges realistischer. Vereinfacht gesagt: Reflexionen oder Spiegelungen an Oberflächen (auch durch Lichteinfall) sind aufwendig und komplex zu berechnen.

Betritt man zum Beispiel einen Raum, der nur durch ein Fenster beleuchtet wird, ist zur Zeit der restliche Raum schwarz, da die einzige Lichtquelle die Sonne ist. Durch Fake-Lights wird der Raum aber erhellt, damit der Spieler oder die Spielerin auch was erkennen kann. Nun ist es möglich, ohne diese Fake-Lights den Raum realistischer zu erhellen. Auch Reflexionen durch Explosionen werden sichtbar gemacht. Kostenpunkt: Ab 500 USD ist man dabei, die Spitzenmodelle kosten aber über 1.000 Dollar.

Happy Birthday gamescom

Die gamescom ist eine gelungene, gut organisierte Veranstaltung, die man sich als Spielerin oder Spieler, als Cosplayer, Developer, Journalist oder spiele-interessierte Person nicht entgehen lassen sollte. Die elfte Ausgabe kann kommen.

Ausruhen bei der gamescom 2018 in Köln

Markus Osanger

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