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Song zum Sonntag

Noch ein Lied für den Frieden

Der Song zum Sonntag: Neneh Cherry - „Kong“

Von Christoph Sepin

Lieder für den Frieden gibt es viele, das weiß Neneh Cherry. Dass dadurch die Welt nicht automatisch zum besseren Ort wird, das weiß die Musikerin auch. Trotzdem gibt es „Kong“, das neue Lied der schwedischen Sängerin, einen Protestsong, einen in Dub getauchten Wake-Up-Call, eine Bestandsaufnahme des Status Quo. Wo ist die Welt und wo dreht sie sich hin?

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.

Vier Jahre ist es her, seit Neneh Cherry zum letzten Mal ein Album veröffentlichte, „Blank Project“ aus dem Jahr 2014. „Kong“ als musikalische Rückkehr könnte kaum besser gewählt sein. Ein vordergründig zurückgelehnter Track, dessen Dringlichkeit erst bei genauerem Hinhören so richtig klar wird. Protest music for the tone-deaf generation, möchte man vermuten. Politische Botschaften, versteckt in eingängige Soulklänge.

Das ist alles kein Zufall, wird bei näherem Betrachten des Teams hinter „Kong“ klar. Mit Elektronikmusiker Four Tet hat Cherry schon auf „Blank Project“ zusammengearbeitet. Unverkennbar in die vor sich hin schlingernden Beats eingebettet: Robert „3D“ Del Naja, eine Hälfte des Duos Massive Attack, die mit ihrer Musik ein ähnliches Mission Statement haben wie Neneh Cherry auf „Kong“.

Neneh Cherry live:

  • Waves Vienna, 29. September, WUK, Wien

„I’m a member of shattered illusions“, singt Cherry selbstreferentiell. „And am I needless to say? Another song, this is nothing new“. Nenn’ mich illusorisch, so scheint die Message zu sein, nenn’ mich naiv, aber es darf nicht aufgehört werden, sich den Frieden herbeizuwünschen. Auch und vor allem in Liedern.

Im Vordergrund steht auf „Kong“ trotzdem die Musik und ihre fragile Schönheit. Vorsichtig zusammengesetzte Samplestrukturen erinnern an Massive Attacks „Mezzanine“ und ein Refrain, zeitlos und poppig, mit einer Stimme gesungen, die kaum besser in der Instrumentierung aufgehen könnte: „Bite my head off, still my world will always be a little risk worth taking“.

Das Risiko und die Liebe, Dinge für das Lieben zu riskieren, damit beginnt „Kong“ und damit endet das Lied auch: „Love forsaken, risk worth taking“, singt Neneh Cherry zu Beginn des Songs und schließt mit klaren Worten ab: „And god damn guns and guts and history and bitter love still put a hole in me“. Ein Loch in der Seele, ein Loch im Herzen, ein Loch in der Welt. Und ein Lied als Versuch, die Leere wieder zu füllen.

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