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Fotos von Flut und Kraftklub

Alexander Gotter

So ist es, mit Kraftklub auf Tour zu gehen

Die Wiener Band Flut spielt als Support von Kraftklub statt vor 30 Leuten auf deren Tour plötzlich vor 12.000. Flut-Sänger Johannes Paulusberger über seine High- und Lowlights mit Kraftklub und wie man auch das Publikum in den Champagner-Logen zum Springen bekommt.

Von Johannes Paulusberger/ Flut

Im November 2017 machten wir im Zuge einer unserer Deutschland-Tourneen im Lokomov in Chemnitz Halt. Obwohl der Laden nur spärlich gefüllt war, bekam das Publikum das gleiche Flut-Treatment wie sonst auch immer. Wir können ja kein Ersatzprogramm für 30 Leute einproben und dieses anschließend halbherzig herunterspielen. Und so gab es eine aufgeblasen daherkommende Show samt Nebeleffekten und diverser Animationen unsererseits.

Von der Bühne aus waren in der „Menschenmenge“ die Jungs von Kraftklub unschwer zu erkennen. Sie standen ja quasi in der zweiten und vorletzten Reihe gleichzeitig. Ihnen hat es so sehr gefallen, dass sie uns einige Wochen später angefragt haben, ob wir nicht Vorband spielen möchten, ein Angebot, das wir nicht ausschlagen konnten. Bespielt wurden letzte Woche die Grazer Kasematten, die Wiener Arena und das Elbufer in Dresden.

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Alexander Gotter

Johannes Paulusberger in der Grazer Kasematten

Vorweg: Bestimmt einer unserer schönsten Auftritte überhaupt. Eine Location direkt am Schlossberg, die nicht nur von der Bühne aus malerisch und hinreißend aussieht. Während des Kraftklub-Soundchecks kommt dann plötzlich deren Sänger Felix zu mir her und fragt mich, ob ich das Lied „Blitzkrieg Bop“ kenne. Ja, das Lied war mir schon ein Begriff. Backstage zeigt mir dann der Felix ein Youtube-Video, wo Kraftklub gemeinsam mit der damaligen Vorgruppe Wanda das Lied zum Besten geben.Marco Michael Wanda kommt mit einer Tschick in seiner verschwitzten Lederjacke auf die Bühne und schreit „Jeeeeeeah, ihr seids schön“ ins Publikum, danach wird gerockt.

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Alexander Gotter

Felix zeigt uns das bevorstehende Cover

Kurz vor unserer Show kam ich dann drauf, dass ich eine Reisetasche zuhause in Hietzing liegen hab lassen. Konnte man nix machen, passiert. Also ging’s mit einer sehr sportlichen Betuchung auf die Bühne (TOTO Leiberl, kurze Hose und Kapperl). Das Publikum war ab dem ersten Moment da, wir haben jede Minute genossen. Immer schön, wenn das Konzert selbst dann auch das persönliche Highlight des Tages ist.

Doch es ging ja noch weiter. Schnell abbauen, danach in die Katakomben unter der Bühne eilen und während der ersten Songs des Kraftklub-Sets den „Blitzkrieg Bop“-Text in den Computer tippen und diesen ausdrucken.

In dem Moment, als Felix uns erneut auf die Bühne bittet, kommt der Text aus dem Drucker (the pressure was on). In der linken Hand ein Zettel mit druckfrischer Tinte, in der rechten Hand ein Mikrofon und auf einmal stand ich schon wieder auf der Bühne. Unser Drummer Jakob hatte sich auch noch spontan das Lied am Schlagzeug angeeignet und so rockten Kraftklub und wir den Song herunter und im Publikum zuckten alle aus.

Das absolut größte Lowlight der Tour war dann vor dem Hotel in Graz. Ich wollte mich gemütlich in die Wiese legen und griff in eine braunfarbene nicht ganz homogene Masse.

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Alexander Gotter

Danach roch ich instinktiv an meiner Hand und es reckte mich ganz arg. Ich wusch meine Hände mit brühend heißem Wasser und Seife. Dann passte wieder alles und es ging zur Aftershowparty mit den Kraftis und einigen ihrer Fans in eine Bar.

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Unser Drummer wird auf Händen durch die Tanzfläche getragen

Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Wien, der Stadt in der wir wohnen. Da wir nun zumindest schon einmal für drei Tage im Konzert der Großen mitspielten, stellte ich mir im Bus die Frage, was es eigentlich braucht, um ein so großer Live-Act wie Kraftklub zu sein. Was bringt selbst das Champagner-Publikum in den Logen auf der Kasematten zum Springen, warum reißen sich die Leute die Kleidung vom Körper und wehen damit herum?

Ein Grund, abgesehen von einer gefühlt 100-köpfigen Crew, den Nightlinern und der Produktion ist, weil die Band, allen voran Felix als Sänger, den Leuten das Schaffen der Band einfach und gut vermittelt. Das sind oft ganz banale Mechanismen, die von so großen Acts live rübergebracht werden. Wenn ein Marco Michael Wanda „Amore meine Stadt“ ins Mikro schreit, oder ein Maurice Ernst sich gelbe Handschuhe anzieht, dreht das Publikum durch. Das ist an und für sich nichts Kompliziertes, ganz im Gegenteil: Gute Popmusik darf zu einem gewissen Grad auch intellektuell befreit sein, um Leute emotional zu erreichen und zu bewegen.

Gesagt, getan. Also stehe ich in Wien wieder bei Kraftklub bei „Blitzkrieg Bop“ auf der Bühne und frage das Publikum „Kennt ihr die Geschichte vom ‚Blitzkrieg Bop‘?“. Die Leute schreien. Dann stelle ich exakt die gleiche Frage etwas lauter und die Leute werden auch lauter. Danach zählt Jakob am Schlagzeug ein, die Hütte geht ab und ich krieg einen Adrenalinschub, dass ich glaub, mich reißt es gleich zum Mond rauf.

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Unser Gitarrist Sebastian dirigiert bei „Blitzkrieg Bop“

Der dritte Stopp unseres Wanderzirkus war in Dresden. Dort warteten auf uns 12.000 Kraftklub-Fans. Alles noch größer wie sowieso schon. Für uns eine absolute Ehre, bei diesem Tour-Abschluss und für sie so wichtigem Konzert nahe ihrer Heimatstadt Chemnitz dabei sein zu dürfen. Wir wurden von Kraftklub als Vorband unglaublich freundlich aufgenommen und wir fühlten uns selbst als wichtiger Teil einer riesigen Produktion. An dieser Stelle sei auch noch einmal an die Kraftklub Fans ein großes Danke gesagt für die unvergessliche Stimmung bei allen drei Shows.

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