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Verunfallter Reisebus

APA/AFP/BULGARIAN INTERIOR MINISTRY PRESS OFFICE/HANDOUT

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Wie man aus einer Tragödie politisches Kleingeld schlägt

In Bulgarien hat ein schweres Busunglück für Entsetzen gesorgt, könnte aber auch ein neues Kapitel im politischen Leben Bulgariens einläuten.

Von Todor Ovtcharov

Staatstrauer in Bulgarien. Der Grund dafür ist ein schrecklicher Unfall. Ein Bus mit Touristen stürzte von einer schmalen Bergstraße in eine tiefe Schlucht. 17 Menschen, darunter ein Kind, sind gestorben. Die restlichen Passagiere sind mit teilweise schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Die Touristen waren auf dem Weg zu einem Bergkloster. Zur Zeit des Unfalls hat es geregnet. Der Bus ist in den Abgrund gestürzt und hat sich mehrmals überschlagen. Eine Tragödie. Die Staatstrauer überrascht niemanden. Die Menschen in Bulgarien haben sich mittlerweile daran gewöhnt. Und die bulgarischen Politiker haben gelernt, mit wie sie mit Tragödien umgehen müssen.

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Der Staatspräsident war als erster bei den Verletzten im Krankenhaus. Der Premierminister hat das ganze Land durchquert, um dabei zu sein. Allerlei Minister und Staatsbedienstete haben ihre „Expertenmeinung“ zum Unfall abgegeben. Die trauernde, aber verärgerte Opposition hat im Fernsehen den Rücktritt der Regierung verlangt. Und bei den Bürgern blieb der Eindruck, dass die Politiker aus dem tragischen Unfall Profit schlagen wollen.

Der Generalstaatsanwalt hat gesagt, eine Bericht zeige, dass der Fahrer 13 Stundenkilometer schneller als erlaubt gefahren sei. Der kleinste Fisch wurde wieder verantwortlich gemacht. Doch er ist damit nicht durchgekommen. Der Asphalt der Straße aus dem Unfallsort war nämlich mit Kalkstein vermischt und Kalkstein macht die Straßen bei Regen besonders glitschig.

Die Firma, die diese Straße gebaut hat, hatte vor ein paar Jahren noch behauptet, dass die Straße keinen Kalkstein enthalten würde. Das wurde von einem Labor bestätigt, das der Straßenbaufirma nahe steht. Diese Straßenbaufirma hat in den letzten 10 Jahren tausende Kilometer Straßen in Bulgarien gebaut. Offensichtlich sind hier mafiöse Strukturen am Werk.

Die offizielle Nachricht, dass die Straßenbaufirma für den Unfall verantwortlich sei, ist etwas Neues im politischen Leben Bulgariens. Jetzt werden die bulgarischen Politiker damit punkten wollen, dass sie die Straßenbaumafia bekämpfen...

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