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Aktueller Musiktitel:

Schmieds PUls

Ina Aydogan

FM4 Überraschungskonzert

FM4 Überraschungskonzert mit Schmieds Puls

Zwischen zarten Klängen und rockigen Ausbrüchen: Mit „Manic Acid Love“ verarbeiten Schmieds Puls Wut und Enttäuschungen und setzen sie in wunderschöne Popsongs um. Live wird das Album beim FM4 Überraschungskonzert am 7. September in Sankt Pölten präsentiert.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Ein langsamer und drückender Schlagzeugbeat wird von einer angezerrten Gitarre begleitet. Der Opener „The Plan“ der neuen Platte von Schmieds Puls macht sofort deutlich, dass das dritte Werk anders ist: Rauer, direkter und kantiger präsentieren sich Sängerin und Gitarristin Mira Lu Kovacs, Schlagzeuger Christian Grobauer und Bassist Walter Singer.

FM4 Überraschungskonzert mit Schmieds Puls

Freitag, 7.9.2018,
Einlass 19:30 Uhr,
Band on stage: 21 Uhr
Freiraum,
Herzogenburger Straße 12,
Sankt Pölten

Dieser neue Sound ist wohl auf die Stimmung zurückzuführen, in der die politisch sehr engagierte Mira Lu Kovacs ihre Songs geschrieben hat.

„Ich war beim Schreiben von diesem Album unglaublich wütend. Mein Aggressionspotential ist von Tag zu Tag gestiegen bei Diskussionen, wenn es um heikle und mir sehr wichtige Themen gegangen ist. Ich hatte keine Geduld mehr für eine gewisse Dummheit meines Gegenübers. Oder Dinge zu erklären und zu warten, bis ich mal dran bin als weibliche Künstlerin.“

Portraitfoto Mira Lu Kovacs von Schmieds Puls

(c) Ina Aydogan

Noch immer sind es die einzementierten Rollenzuschreibungen, die Mira zum Kochen bringen. Die unreflektierten Menschen in dem noch immer männlich dominierten Musikbusiness. Ungeduld, Frustration und Ärger haben sich wie zähe Lava den Weg an die Oberfläche gebahnt, bis hin zur endgültigen Eruption. Zu hören in der ersten Single „Superior (Fuck You)“.

Manic Acid Love

„There is no elegance in your ignorance ... Fuck you and all your friends“ heißt es in „Superior (Fuck You)“. So deutlich ist Mira Lu Kovacs wohl noch nie in ihren recht komplexen Texten geworden. So wie der Song selbst mit zartem Gitarrenpicking und sanftem Schlagzeug anfängt und sich dann in einem laut verzerrten Refrain entlädt, so hat sich Mira mit ihrer eigenen sozialen „Bubble“ auseinandergesetzt.

„Es gibt in meiner Generation und in meinem Umfeld noch immer viele junge Männer, die sich zu wenig mit sich selbst auseinandersetzen. Was ihre Rolle in der Gesellschaft und ihr Privileg bedeutet. Es ist nämlich nicht nur meine Aufgabe als Frau, feministische Arbeit zu leisten, Diskussionen zu führen und Dinge zu verändern. Es sind auch die jungen Männer gefragt, sich und ihre Privilegien zu hinterfragen, die sie alltäglich so hinnehmen.“

Albumcover "Manic Acid Love" von Schmieds Puls

Schmieds Puls/Ink Music

Das dritte Album „Manic Acid Love“ von Schmieds Puls erscheint am 7. September auf ihrem eigenen, neu gegründeten Label Play Dead Records.

Die angestaute Wut und die immer wiederkehrenden Enttäuschungen der letzten Jahre haben bei Mira Lu Kovacs viel inneren Druck aufgebaut. Dieser Aspekt steckt in dem Wort „Manic“ des Albumtitels. Mit „Acid“ hatte Mira das Bild der Säureseen im Kopf, die sich in der Nähe von Vulkanen bilden. Wunderschön ihn ihrem Farbenspiel sind sie tödlich, wenn man dort hineinfällt. So kann die angestaute Aggression innerlich wie zersetzende Säure wirken, wenn man sie nicht hinauslässt. Der Titelsong „Acid“ beschreibt diesen Gefühlszustand perfekt, wobei er musikalisch sehr reduziert nur mit akustischer Gitarre und Stimme umgesetzt worden ist.

Dass Mira Lu Kovas in ihren Texten nicht mit dem Finger ausschließlich auf andere oder die Gesellschaft zeigt, macht die zweite Single „Run“ deutlich. Zu einem lockeren, fast schon beschwingten Rhythmus will Mira von anderen und auch eigentlich von sich selbst davonlaufen und fragt sich, inwieweit sie noch die Kontrolle über sich und über ihren Körper besitzt. Der herzzerreißende Refrain macht wieder einmal die stimmliche Eleganz der österreichischen Sängerin hörbar. Bildlich ist das Ganze umgesetzt mit langsam und wunderschön dahinfließenden Lavaströmen.

Was die musikalischen Referenzen betrifft, so sind die Songs von „Manic Acid Love“ von der Atmosphäre her oft in den späten Neunzigerjahren verankert. Darüber hinaus hatte Mira Lu Kovacs auch ganz bestimmte Klänge im Kopf, wie den Gitarrensound einer Acoustic Session des Songs „Holy City“ von Joan As Police Woman.

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Bei dem herausstechenden Song „Screens“, der sehr dunkel und rau dahinpoltert und bei dem Miras Stimme leicht angezerrt ist, stand das Lied „Knife Chase“ von Tom Waits Pate. Für die wundervoll schwermütige Ballade „Exhausted“, die sich tief ins Herz eingräbt, wollte Mira genau den Sound des Schlagzeugbeckens haben, den man bei dem Lied „Richard Pryor Addresses a Tearful Nation“ von Joe Henry hören kann. Außerdem sind durchaus Parallelen zu der großartigen Fiona Apple herauszuhören und dass Mira viel von Gitarrist und Songschreiber Blake Mills gehört hat, hat unbewusst vielleicht auch seinen Weg auf das neue Album gefunden.

Trotz all dieser sehr detaillierten Anknüpfungspunkte ist „Manic Acid Love“ ein durch und durch eigenständiges Album geworden, das den transparenten, erdigen und unmittelbaren Sound des Trios perfekt einfängt.

Bandportrait Schmieds Puls

(c) Ina Aydogan

Einer der emotionalsten Momente der Platte ist zugleich die Aufarbeitung persönlicher Geschichte von Mira Lu Kovacs. Der Song „Oh (You Lose Me)“ ist Vergangenheitsbewältigung und Abgrenzung von Menschen, die Teil von einem sind.

Schmieds Puls live:

Über vertrackte und doch geschmeidige Beats, gestrichenem Kontrabass und verhallten Gitarrentönen erklingt die zerbrechliche und dennoch starke Stimme von Mira Lu Kovacs, die den düsteren Harmonien einen magischen Glanz verleiht.

Und mit dem Stück „The Urge Of Night“ versuchen Schmieds Puls am Ende einen Ausblick zu geben, wohin die Reise führen könnte. Nämlich zu dem dritten Wort des Albumtitels, zur Liebe. Mit glitzernden Gitarrenakkorden und sehnsüchtigen Gesangslinien hat das Trio einen hoffnungsvollen und versöhnlichen Schlusspunkt gesetzt:

I set a date for my transformation, feeling high from my expectations. I didn’t get far, I’m still where you are.

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