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Filmstill aus "2001 - A Space Odyssey"

Warner

Unterwegs in die Unendlichkeit

Der Sci-Fi-Klassiker „2001: A Space Odyssey“ überwältigt auch noch nach 50 Jahren. Das Wiener Gartenbaukino zeigt die neue 70mm Fassung.

Von Christian Fuchs

„Stanley Kubrick hat ein Kino hinterlassen“, schreibt der Kritiker Georg Seeßlen, „das nicht nur unsere Welt abbilden, verbessern und kritisieren kann, unser Leben feiern oder betrauern, sondern das dorthin gelangen wollte, wo noch niemand war.“

„2001: A Space Odyssey“ brandneu im gewaltigen 70mm-Format

Es ist 50 Jahre her, seit Stanley Kubrick mit seinem Epos „2001: A Space Odyssey“ das Kino veränderte und das Science-Fiction-Genre damit erwachsen wurde. Kein Geringerer als Starregisseur Christopher Nolan, selbst ein großer Freund des analogen Films, hat anlässlich dieses Jubiläums eine neue Kopie des Kubrick-Klassikers im gewaltigen 70mm-Format herstellen lassen. Das Besondere an dieser brandneuen Fassung ist, dass sie mit modernster Technik vom originalen Kamera-Negativ gezogen wurde. So kann der Film ab 30. August bis 12. September im Wiener Gartenbaukino in genau jener Form erfahren werden, wie ihn das Publikum vor 50 Jahren erlebt hat.

Dort wo noch niemand war: Am meisten trifft das auf ein Meisterwerk von Kubrick zu, das tatsächlich den Blick auf das Universum veränderte. Und den auf das Kino als Kunstform ohnehin. 1968, ein Jahr bevor der erste Mensch einen Schritt auf den Mond setzte, führte der Regie-Großmeister das Publikum über die Grenzen unseres Sonnensystems hinaus, mitten hinein in die Unendlichkeit.

Filmstills aus "2001 - A Space Odyssey"

Warner

Vom Flop zum Kassenschlager

2001: A Space Odyssey“ verstört damals zunächst das Publikum, denn einen so seriösen, visionären, klischeefreien Science-Fiction-Film hat es zuvor nicht gegeben. Genau das ist auch Stanley Kubricks Intention von den Anfängen an, als er sich mit dem Thema Raumfahrt zu beschäftigen beginnt. Der strenge Regisseur möchte um jeden Preis eine Space-Opera mit märchenhaften Zügen vermeiden, jegliche Action ohnehin, er denkt an ultrarealistische Astronauten-Aufnahmen, verknüpft mit philosophischen Gedanken über die Zukunft der Menschheit.

Während der mehrjährigen Vorproduktion versenkt sich Kubrick in wissenschaftliche Arbeiten und studiert auch die ernsthaftere Sci-Fi-Literatur. Als er auf den gefeierten Autor Arthur C. Clarke trifft, tauchen schnell gemeinsame Ideen auf. Die beiden Männer verbindet die Liebe zur Astronomie und Philosophie, aber auch die Faszination für mögliches außerirdisches Leben. Kubrick und Clark beginnen gemeinsam an einem Drehbuch zu schreiben, das letzterer parallel auch in Romanform bringt.

Filmstills aus "2001 - A Space Odyssey"

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Die Dreharbeiten zu „2001 - Odysee im Weltall“ beginnen im Dezember 1965 und ziehen sich bis in den März 1968, als der Regisseur endlich mit dem Schnitt beginnt. Erst ganz knapp vor der Premiere wird das zweieinhalbstündige Epos fertig. Die Zuseher und auch etablierte Kritiker reagieren harsch. Der bewusst langsame Film, der die üblichen Erzählkonventionen verweigert, droht, ein gigantischer Flop zu werden.

Es ist das jugendliche Publikum, die Hippie-Generation mit ihrem Hang zu Jazz-Zigaretten, das das kommerzielle Blatt wendet. Vor allem die überlange Schlusssequenz, jenseits von Raum und Zeit, mit ihren psychedelischen Lichteffekten, mutiert zum Geheimtipp der damaligen Hipsterszene. Bald zieht auch das Massenpublikum nach, „2001: A Space Odyssey“ verwandelt sich in einen Kassenschlager.

Filmstills aus "2001 - A Space Odyssey"

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Filmische Gottsuche eines Rationalisten

Muss man noch über den Inhalt schreiben, über den Doktorarbeiten, Vorträge und unlängst auch wieder ein fantastisches Buch („Space Odyssey“ von Michael Benson) verfasst wurden? Für alle Uneingeweihten nur soviel: Im Zentrum des Films steht ein bemanntes US-Raumschiff, das wir auf einer Mission zum Jupiter begleiten, nachdem ein mysteriöser schwarzer Monolith auf dem Mond Signale zu diesem Planeten schickt.

Die elegische Reise durch das All ist aber nur der Aufhänger für Kubrick, um episch von der Evolution zu erzählen und die grundsätzlichen Fragen des Seins zu diskutieren. Ganz nebenbei lässt dieser atemberaubende Science-Fiction-Streifen auch Raumschiffe Walzer tanzen und Computer allzu menschliche Züge annehmen. „2001“ ist ein Film über Gott, inszeniert von einem strikten Rationalisten.

Filmstills aus "2001 - A Space Odyssey"

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Die audiovisuelle Symphonie verschmilzt auch elegant künstlerisches und kommerzielles Kino und beeindruckt mit zuvor nie gesehenen Spezialeffekten. Regisseure wie George Lucas, Steven Spielberg oder James Cameron sehen den Film in jugendlichen Jahren und sind auf euphorische Weise angefixt. Christopher Nolan, ein anderer Megafan, lässt 2017 eine Kopie des Streifens im ikonischen 70mm Format herstellen, die jetzt auch im Wiener Gartenbaukino zu sehen ist. Ohne digitale Tricks, remasterte Effekte oder neue Schnitte strahlt „2001: A Space Odyssey“ wieder in analogem Glanz. Man sollte sich diese Konfrontation mit der Unendlichkeit nicht entgehen lassen.

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