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Death Cab for Cutie

Eliot Lee Hazel

Death Cab will never die!

Die US-Indierock-Band Death Cab For Cutie veröffentlichte kürzlich mit „Thank You For Today“ ihr bereits neuntes Album. Ben Gibbard und Co können es noch immer.

Von Eva Umbauer

Es war einmal eine kleine Band aus Seattle, Washington, die sich Death Cab For Cutie nannte und die sich im Laufe der Zeit ein beträchtliches Publikum erspielte. Inzwischen sind Death Cab For Cutie bei ihrem neunten Album angelangt, und dennoch ist nichts „business as usual“ für Sänger/Songschreiber Ben Gibbard und seine Band.

Als „bittersweet“ bezeichnet Ben Gibbard den Abgang von Gitarrist und Producer Chris Walla; Gründungsmitglied Walla verließ Death Cab ja während der Aufnahmen zum letzten Album. Zwei neue Bandmitglieder ersetzten Chris Walla, man ging auf Tour, und irgendwann begann Ben Gibbard wieder neue Songs zu schreiben.

Gold Rush

Songs wie etwa „Gold Rush“ oder „You Moved Away“ entstanden. In beiden geht es um Seattle, die Heimatstadt von Ben Gibbard. Die Veränderung der Metropole im Nordwesten der USA beschäftigt Gibbard stark.

Klar, eine Stadt verändert sich einfach mit der Zeit, das weiß Ben Gibbard, aber dass Veränderungen nicht immer gut sind, thematisiert er in diesen Songs, etwa, dass es in der Stadt Orte nicht mehr gibt, wo er Konzerte spielte, als er mit Death Cab For Cutie anfing, oder einfach, dass sich viele Menschen Seattle nicht mehr leisten können und wegziehen müssen.

You Moved Away

In „You Moved Away“ singt Ben Gibbard von jemandem, der oder die eben das tut: Weggehen. Auto auftanken, Reifen checken und weg ist der oder die HauptdarstellerIn von diesem kleinen, großen, amerikanischen Song. Vorher wird aber noch die Plattensammlung verkauft, die Möbel werden in den Hof hinuntergestellt - innerhalb einer Stunde haben sie auch schon neue Besitzer gefunden - und es wird noch eine allerletzte Party gefeiert.

Wo immer der oder die Wegziehende hingeht, um ein neues Leben zu beginnen, er oder sie hinterlässt eine große Lücke in der Stadt, soviel ist klar.

„You sold your records by the pile, they were only yours for a while. You placed your furniture in the yard, it was gone within the hour. When you moved away, all your friends came over and you told them what to take“, singt Ben Gibbard in „You Moved Away“.

Die elektronischen Beats bei diesem Song sind zart, die akustische Gitarre ebenso, aber da ist diese Dringlichkeit voller Understatement, die den Songs von Death Cab For Cutie auch nach all den Jahren noch immer innewohnt.

Plattencover zu "Thank you for today" von Death Cab for Cutie

Atlantic Records

„Thank You For Today“ ist am 17.8.2018 bei Atlantic erschienen.

Ben Gibbard scheint ein Stein vom Herzen gefallen zu sein, dass er Death Cab For Cutie wieder aus den stürmischen Gewässern steuern konnte, in denen sich die Band befand, als Chris Walla Death Cab verließ. Und irgendwann waren dann schließlich auch genug Songs für ein neues Album da. Death Cab For Cutie nennen es „Thank You For Today“.

Danke

Danke für heute, sagt Ben Gibbard, und auch Danke für gestern, und schon Danke für morgen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das beschäftigt Ben Gibbard, dem wichtig ist, nicht so zu tun, als ob Death Cab For Cutie noch eine junge Band wäre.

Sich die neuesten Sounds zu krallen, um das Gefühl zu haben, noch dazuzugehören, nein, das braucht Ben Gibbard nicht. Ein gewisses Tempo ist ihm aber wichtig, denn wenn man allzu langsam wird, so meint Gibbard jedenfalls in Interviews zum neuen Album, dann ist man definitiv eine „alte“ Band - wenn einem seine eigenen Songs von früher zu schnell sind, und wenn man sich allzu stark auf die akustische Gitarre konzentriert.

Von Bandgründung und Bandnaman

Ben Gibbard gründete Death Cab For Cutie in den späten 1990er-Jahren erst als Solo-Projekt und machte dann eine komplette Band daraus. Den Bandnamen nahm er von einem Song der britischen 60er-Jahre Band The Bonzo Dog Band. Diese wiederum war bei ihrem Song inspiriert von einem alten amerikanischen Pulp-Fiction-Magazin, in dem es um Kriminalfälle ging.

Die Bonzo Dog Band sang von einer gewissen „Cutie“, die gegen den Rat ihres Liebhabers eines Abends ausgeht, in ein Taxi steigt - auf Englisch ein „cab“ - und in diesem dann stirbt, als das Auto an einer roten Ampel mit einem anderen Auto zusammenstößt.

20 Jahre Death Cab

Das erste Album von Death Cab For Cutie hieß „Something About Airplanes“ und ist jetzt zwanzig Jahre alt. Es folgten die Alben „We Have The Facts And We Are Voting Yes“ und „The Photo Album“. Mit dem nächsten Longplayer, genannt „Transatlanticism“, gastierten Death Cab For Cutie dann vor mittlerweile über vierzehn Jahren auch in Wien.

Ich erinnere mich an einen freundlichen, aber etwas geschlauchten und nervösen Ben Gibbard, der an diesem Wintertag nach einem Konzert in Prag in Wien angekommen war, verspätet wegen eines Schneesturms, und direkt aus dem Tourbus zum Interview erschien. Eine gewisse Unruhe hatte Ben Gibbard dann auch auf der Bühne, er war „edgy“ und nicht ganz rund, und mir gefiel bei diesem Konzert damals seine zurückhaltende Gestik und seine nicht perfekte Stimme, die gut zu den Songtexten passte.

Kleine Band ganz groß

„Transatlaticism“ war jenes Death Cab For Cutie Album, das den größeren Erfolg der US-Band einläutete, nicht zuletzt dadurch, dass einige der Songs von diesem Album in diversen US-Fernsehserien zu hören waren.

Das nächste Album, „Plans“, brachte Ben Gibbard und seiner Band dann so richtig den Durchbruch - mit Songs wie „Soul Meets Body“, „Crooked Teet“ und „I Will Follow You Into The Dark“. Death Cab For Cutie strahlten mit ihrer Musik noch immer eine gewisse Intimität aus und dennoch flimmerten sie nun federleicht über die Pop-Leinwand. Eine kleine Band ganz groß.

Das nächste Album, „Narrow Stairs“, konnte den Erfolg von Death Cab For Cutie fortsetzen. Auch mit einem weiteren Longplayer, „Codes And Keys“, schlug das Death-Cab-Herz weiter stark. Dann kam „Kintsugi“, jene Platte, bei deren Entstehung Chris Walla ausstieg.

Kintsugi

„Kintsugi“ ist ein ungewöhnlicher Titel - es handelt sich um die japanische Kunst des Zusammenklebens gebrochener Keramik - und hat insgesamt ein bißchen zu viele „neumodische“ elektronische Elemente. Kein Wunder, dass Ben Gibbard anlässlich des neuen Albums nun sagt, man soll es nicht übertreiben mit dem up-to-date klingen Wollen.

„Thank You For Today“ ist ein perfektes Album für die Jahreszeit, wo sich die Sommersonne noch einmal aufbäumt, aber der Herbst mit all seiner Schönheit schon hinter der Ecke wartet. „Thank You For Today“ ist spätsommerlich, wissend, dass die dunklere Jahreszeit unweigerlich naht.

Das Helle und das Düstere stehen Seite an Seite in den neuen Songs von Death Cab For Cutie: „Summer Years“ - auch wenn Ben Gibbard gerne ein kariertes Grunge-Hemd trägt, klingt die Gitarre hier mehr nach den 80er-Jahre-Songs von The Cure als dem Seattle-Rock der frühen 90er - werden gefolgt von „Autumn Love“, und anderen schönen Songtiteln wie „Your Hurricane“ oder „Northern Lights“.

Auch hübsch, der Album-Opener „I Dreamt We Spoke Again“. Ein Song inspiriert von Ben Gibbards Ex-Frau, der Schauspielerin und Musikerin Zoey Deschanel?

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