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Casper & Marteria

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Casper und Marteria machen gemeinsame Sache

Die Jungs in den engen Jeans machen auf dicke Hose. Über „1982“, das neue Album von Casper & Marteria.

Von Dalia Ahmed

Die Rapper Materia und Casper teilen sich einige Gemeinsamkeiten: Beide haben sie seit 2010 die Deutschrap-Landschaft geprägt. Beide kommen aus der Provinz und sie teilen sich das Geburtsjahr. Da schien es nur sinnvoll, dass sie ihr gemeinsames Album nach ebendiesem benennen. „1982“ ist das erste Kollabo-Album der beiden und ein großes Deutschrap-Event, da sich hier die zwei größten Vertreter des Norddeutschen eigentlich-aus-der-Kleinstadt Rapper zusammengeschlossen haben. Im Interview mit dem deutschen Hip Hop Magazin Backspin erzählt Marteria da auch, dass es ohne Casper keinen Marteria gäbe - und umgekehrt.

Und obwohl die beiden viel verbindet, gibt es genauso viele Unterschiede. Während Casper englischsprachig in den USA aufwuchs, bis er elf war, und häusliche Gewalt von seinem Stiefvater erfuhr, wuchs Marteria behütet als Sohn eines Seemanns und einer alleinerziehenden Lehrerin in Rostock auf, wo er Kapitän der Jugendmannschaft des F.C. Hansa Rostock und Stammspieler der U17-Nationalmannschaft war. Später wurde er in New York als Model gescouted und arbeitete für u.a. Hugo Boss und Diesel.

Auch musikalisch gibt es zwischen den beiden Unterschiede. Caspers Stimme ist beim Singen und Rappen rau, sein Flow animiert und aufgekratzt. Marteria klingt hingegen geschmeidig und zurückgelehnt. Und genau dieses Wechselspiel der beiden Flows und Stimmen macht „1982“ aus. Auf jedem Track präsentieren die beiden ihre Zeilen über zurückhaltenden Beats und klatschen sich Verse für Verse ab.

Doch die Instrumentierung ist nur auf den ersten Blick zurückhaltend. In den Instrumentals passiert zwar nicht viel, aber doch sind sie ausschlaggebend über das Gelingen und Misslingen der Songs.

Am Montag performen Casper und Marteria gemeinsam mit Kraftklub, den Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet und anderen Musikern unter dem Motto „Wir sind mehr“ in Chemnitz bei einem gratis Konzert.

FM4 wird Teile dieses Abends live im Radio und per Videostream übertragen.

„1982“ startet stark mit deftigen old-school-haften Beats, die das Storytelling der beiden ideal komplimentieren: 90er Beats zu den Geschichten über das Aufwachsen in ebenjenem Jahrzehnt. Doch dann wechselt der musikalische Unterbau und es kommen 0815-Trapbeats, über die Casper und Marteria auf harte Jungs machen. Zwar immer nur à la Vorstadt-Kleinkriminelle, aber dennoch kauft man ihnen das mit dem Gangster-Lifestyle nicht so ganz ab.

Das Aufspringen auf den ihrer Lebensrealität fernen Traptrend hilft da auch nichts. Wenn ich was von „Chardonnay & Purple Haze“ hören will, dann sind Casper und Marteria eigentlich nicht die Ecke im Deutschrap, wo ich dafür hinschaue (eventuell am ehesten zu Marsimoto).

„1982“ funktioniert in den Momenten am allerbesten, in denen die zwei Rapper von ihren ganz eigenen Erfahrungen erzählen, zurück auf ihre Jugend blicken und im Zusammenhang dazu ihre jetzigen Erfolge reflektieren. Auch dann, wenn die beiden gesellschaftspolitisch vom Stress mit Rechten erzählen und an den Pranger stellen, was schon seit immer in Deutschland schief läuft, klingt „1982“ verdammt gut.

Jedes Mal, wenn sie sich am Cloudrap-, Trap-Trend versuchen, geht die Sache dann aber wieder in die Hose.

Doch insgesamt macht „1982“ definitiv mehr Spaß, als es nervt. Ein Mitlesen in Casper & Marterias Teenie-Tagebüchern und Durchscrollen ihrer Instagram-Feeds, in denen sie ihre Erfolge und sich hochleben lassen.

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