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Kletterer stürzt ins Seil

Heiko Wilhelm

Willkommen in der Kletterhauptstadt Innsbruck

Zum zweiten Mal beginnen dieser Tage Kletterweltmeisterschaften in Innsbruck. Die WM und die dafür nötigen Investitionen in Infrastruktur werden Innsbrucks Ruf als Hauptstadt des Sportkletterns weiter stärken.

Von Simon Welebil

Es gibt für Innsbruck viele Punkte aufzuzählen, die den Status einer Hauptstadt des Wettkampfkletterns rechtfertigen würden. Da ist die günstige Lage, von Bergen umgeben und im Zentrum der internationalen Kletter-Weltcuporte Arco in Italien, Chamonix in Frankreich und München. Außerdem gibt es eine lange Tradition an Ausnahmekletterern und -bergsteigern, die bis zum Nanga-Parbat-Erstbesteiger Hermann Buhl zurückreicht. Drittens spricht eine sehr lebendige Kletterszene für Innsbruck.

Die ersten beiden Punkte sind dem Zufall geschuldet, an der lebendigen Szene hat man in Innsbruck aber jahrzehntelang gearbeitet, indem man in und rund um Innsbruck Klettergebiete erschlossen hat, immer neue Generationen ans Sportklettern herangeführt und auch hochklassige Kletterveranstaltungen durchgeführt hat.

Vom mythischen Legendentreffen zum professionellen Spitzensport

Reinhold Scherer ist schon bei der ersten Kletter-WM in Innsbruck vor 25 Jahren mittendrin gewesen, den erst zweiten Weltmeisterschaften in der Geschichte des jungen Sports. Damals hat er noch die Kletterrouten für den Wettbewerb geschraubt, den er als Treffen mythischer Felsklettererlegenden in Erinnerung hat, allerdings auch schon mit viel Publikum und guter Stimmung.

Kletterer in Innsbruck

Simon Welebil

Reinhold Scherer

Heute sei das eine komplett andere Veranstaltung, der Sport auf einem anderen, hochprofessionellen Level, die Anforderungen an Medienarbeit und Organisation extrem.

Zeitplan zur Kletter-WM in Innsbruck

  • Donnerstag, 6.9. 11:00 - Lead Qualifikation Frauen - Kletterzentrum
  • Freitag, 7.9. 11:00 - Lead Qualifikation Männer - Kletterzentrum
  • Samstag, 8.9. 13:00 - Lead Halbfinale Frauen; 19:00 Lead Finale Frauen - Olympiaworld
  • Sonntag, 9.9. 13:00 - Lead Halbfinale Männer; 19:00 Lead Finale Männer - Olympiaworld
  • Dienstag, 10.9. 10:00 Boulder Qualifikation Frauen; 17:00 Paraclimbing Qualifikation - Kletterzentrum Innsbruck
  • Mittwoch, 12.9. 09:00 Boulder Qualifikation Männer; 18:00 Paraclimbing Qualifikation - Kletterzentrum Innsbruck
  • Donnerstag, 13.9. 10:00 Speed Qualifikation Frauen; 12:30 Paraclimbing Finale; 13:00 Speed Qualifikation Männer; 18:00 Paraclimbing Finale 20:00 Speed Finale - Olympiaworld Innsbruck
  • Freitag, 14.9. 13:00 Boulder Halbfinale Frauen; 17:45 Paraclimbing Finale; 19:00 Boulder Finale Frauen - Olympiaworld Innsbruck
  • Samstag, 15.9. 13:00 Boulder Halbfinale Männer; 19:00 Boulder Finale Männer - Olympiaworld Innsbruck
  • Sonntag, 16.9. 11:00 Combined Finale; 14:30 Combined Finale - Olympiaworld Innsbruck

An dieser Entwicklung hatte Reinhold Scherer maßgeblichen Anteil. Unter ihm als Trainer des österreichischen Kletter-Nationalteams sind KletterInnen wie David Lama, Angela Eiter, Jakob Schubert, Anna Stöhr oder Katharina Sauerwein zu Spitzenathleten geworden und diese Erfolge haben auch viele andere Ausnahmekletterer nach Innsbruck gezogen.

Kletterer in Innsbruck

Simon Welebil

Jakob Schubert im Interview vor der WM

Spitzenathleten für ein Spitzenpublikum

Die Präsenz all dieser Athleten in der Stadt und der Kletterhalle hat in Innsbruck auch zu einer anderen Wahrnehmung des Kletterns geführt. Das Interesse am Sport steigt, wenn man die Größen der Szene alltäglich neben sich in der Kletterhalle beobachten kann.

In Innsbruck hat sich laut Reini Scherer ein Fachpublikum fürs Klettern herangebildet, das eine Begeisterung für den Sport hat und auch bei den zahlreichen Boulder Weltcups, die in Innsbruck in den letzten Jahren über die Bühne gegangen sind, bewiesen hat, dass es gute Leistungen anzuerkennen weiß, unabhängig von der Nationalität der AthletInnen: „Es spricht sich herum, dass in Innsbruck ein sehr faires Publikum ist, das jeden anfeuert. Es ist nicht so wie an manch anderem Ort, dass nur die heimischen Athleten bejubelt werden.“

Kletterer in Innsbruck

Simon Welebil

Jessica Pilz ist für das Klettern von Niederösterreich nach Tirol gezogen.

Das nächste Kapitel

Mit dem neuerlichen Austragen einer Kletter-WM, die heute, am 6.9.2018, eröffnet wird, ist ein neues Kapitel in Innsbrucks-Klettergeschichte aufgeschlagen worden. Denn mit dem Zuschlag für die Austragung des Wettbewerbs sind dringend nötige Investitionen in Innsbrucks Kletterinfrastruktur angegangen worden. Die alte Kletterhalle am Innsbrucker Tivoli war schon lange nicht mehr groß genug, weder für die Bedürfnisse der SpitzenathletInnen, noch für die der Amateure.

Wettkampf-Kletterwand in Innsbruck

Simon Welebil

Am Sillufer ist in den letzten Jahren ein Bundesleistungszentrum für Klettern entstanden, das zu den größten und modernsten der Welt zählt. 12 Millionen Euro hat es gekostet und bietet seit 2017 um die 500 Vorstiegsrouten und 200 Boulderprobleme. Reini Scherer, der als Geschäftsführer das Innsbrucker Kletterzentrum leitet, legt sehr viel Wert auf die Qualität der Griffe und beim Routenbau, was noch mehr Publikum und Spitzenkletterer anzieht. Der mehrfache Kletterweltmeister Adam Ondra aus Tschechien kommt etwa speziell vor Wettkämpfen zum Trainieren nach Innsbruck, weil hier die Routen richtigen Wettkampfrouten am Nächsten kommen.

Kletterer in Innsbruck

Simon Welebil

Adam Ondra beim Training

Reini Scherer hat dieses Bundesleistungszentrum zwar in erster Linie für den Spitzensport konzipiert, wie bei fast all seinen Aktivitäten hat er aber die allgemeine Szene nicht vergessen. Er hat darauf gedrängt, die Kletterhalle so groß zu machen, damit sie während eines kleinen Wettbewerbs nicht für das Publikumsklettern gesperrt werden muss. Bei nationalen Bewerben sollte hier drinnen weiterhin geklettert werden können, um den Kontakt von Spitzensport und Publikum aufrecht erhalten zu können. Das ist gelungen. Die WM hat gerade begonnen - für viele InnsbruckerInnen ist auch das kein Grund, mit dem Klettern in der Halle hier auszusetzen.

Kletterer in Innsbruck

Simon Welebil

Reinhold Scherer in seiner Halle

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