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Clueless Filmstill

Paramount Pictures

Living in a Material World

Eine quietschbunte Highschoolkomödie über ein oberflächliches, modevernarrtes Rich Girl aus Beverly Hills? Nein danke, kann man auslassen - das war immer meine Einstellung zu „Clueless“.

Von Jenny Blochberger

Immerhin gab es um 1995 herum im Kino jede Menge Interessanteres zu entdecken: Hal Hartley! Der frühe Tarantino! Richard Linklater! Erst viele Jahre später fiel mir auf, dass „Clueless“ einen mir unverständlichen Kultstatus auch unter cinephilen Menschen innehat. Grund genug, ihn im Rahmen der FM4 Sommerserie Das erste Mal nachzuholen, dachte ich.

Fazit: Yup, kann man auslassen.

Zuerst das Positive: „Clueless“ bricht mit dem trope der ebenso beliebten wie arroganten Highschoolkönigin, die AußenseiterInnen mies behandelt. Cher Horowitz (Alicia Silverstone) ist zwar hübsch und hohlköpfig, aber keine intrigante Bitch, sondern ein durchaus warmherziges Wesen, das Gutes für seine Mitmenschen und die Welt im Allgemeinen möchte. Mitunter findet „Clueless“ auch einen sympathischen, komisch-absurden Tonfall, etwa wenn Slacker Travis seine Höchstpunktezahl im Zu-spät-Kommen als Aufforderung missversteht, eine Dankesrede zu halten: „Tardiness is not something you can do all on your own. Many, many people contributed to my tardiness.“ Und wenn Cher die mit einer humanitären Krise konfrontierte US-Regierung mit einer Gastgeberin vergleicht, die halt nochmal in die Küche zurück muss, weil mehr Leute zu ihrer Gartenparty aufgetaucht sind, als zugesagt haben, und daraus die erstaunliche Conclusio zieht „It does NOT say RSVP on the Statue of Liberty!“, dann möchte man fast klatschen.

Grund zum Applaudieren gibt es sonst wenig; ich verstehe nicht ganz, wie man das misogyne Klischee vom süßen, hirnlosen Teeniemädel als empowernd wahrnehmen kann, egal wie viele kesse Sprüche hier fliegen. Bei dieser Gelegenheit will ich auch einmal darauf hinweisen, dass nicht jeder oft zitierte Filmspruch ein Bonmot ist - „As if!“ ist nicht per se lustig oder geistreich, es funktioniert lediglich als Code unter Leuten, die den Film gesehen haben.

Dann freut man sich, wenn Paul Rudd auftaucht, weil Paul Rudd halt jeden Film bereichert, weiß aber auch schon genau, wie dieser Handlungsbogen verlaufen wird (Ex-Stiefschwester Cher macht 2 doofe Bemerkungen, die man auch als schlagfertig interpretieren könnte, und schon sieht er sie in einem anderen Licht).

Paul Rudd und Alicia Silverstone in Clueless

Paramount Pictures

In der aktuellen FM4 Sommerserie Das erste Mal stellen sich FilmredakteurInnen endlich jenen berühmten oder vieldiskutierten Streifen, die sie bislang immer verpasst haben.

Im Großen und Ganzen sieht man einem viel zu lang geratenen Sketch dabei zu, wie er auf seinem an sich schon nicht wahnsinnig lustigen Grundwitz herumreitet: Hübsche Teeniemädchen haben nichts im Kopf außer Mode und Jungs, hihi. Wäre interessant zu wissen, was Jane Austen von der 1995er-Version ihrer Emma hält. Ich denke jedenfalls sehnsüchtig an die rabenschwarze Highschool-Satire „Heathers“ aus dem Jahr 1988 und wünsche mir nur ein bisschen, die bösen Heathers auf Cher und ihre Freundinnen loslassen zu dürfen. Dann könnten wir auch diesem glorreichen Dialog beiwohnen:

„Well, fuck me gently with a chainsaw.“

„As if!“

Just for fun: Andrew Garfield, Adam Driver, Lucas Hedges und Alden Ehrenreich im Casting Call für Cher Horowitz.

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