Filmflimmern

Neu im Kino: „Alpha“, „Das schönste Mädchen der Welt“, „Nach dem Urteil“, „The Nun“, „Die bauliche Maßnahme“, „Les fantomes d’Ismael“. Außerdem: Adieu, Burt Reynolds, viele neue Filme über weibliche Popstars, David Cronenberg entwickelt eine Serie und erste Bilder von Brie Larson als Captain Marvel

Von Pia Reiser

Alpha

Wenn Filme anlaufen, die in der Steinzeit spielen, ist das immerhin immer eine gute Gelegenheit, Bilder zu verlinken, die Ringo Starr in dem Gaga-Film „Caveman“ zeigen. Weniger auf ein Stoner Publikum zugeschnitten ist das Drama „Alpha“, der von einem jungen Steinzeitmann erzählt, der sich mit einem verletzten Wolf anfreundet. Nur was für Hundeliebhaber meint Jan Hestmann und verleiht 6 von 10 heulenden Wölfen.

Nach dem Urteil

Miriam und Antoine sind schon länger geschieden, doch nun will der gewalttätige Antoine seine beiden Kinder wieder regelmäßig sehen. Die Kinder wollen das nicht, das das Gerichtsurteil gibt dem Vater Recht. Xavier Legrand hat ein Drama über die Mechanismen von Schuld und Gewalt gedreht - ohne Erklärungsversuche. Maria Motter verleiht 6 von 10 Notrufen.

The Nun

Hollywood wird wohl nicht ruhen, bis nicht jedes Element aus „The Conjuring“ ein Spin-Of verpasst bekommen hat. Nach Gruselpuppe Annabelle ist nun die dämonische Nonne aus „The Conjuring 2“ an der Reihe. In „The Nun“ schickt im Jahr 1952 der Vatikan kirchliche Ermittler nach Rumänien, um den Selbstmord einer Nonne zu untersuchen. Klingt nach Jump Scares untermalt von Chorälen, Martina Bauer verleiht 3 von 10 Jessasmaria.

Das schönste Mädchen der Welt

„Cyrano de Bergerac“ im Gewand einer deutschen Teeniekomödie. Cyril mit der großen Nase verliebt sich in Roxy, das neue Mädchen in der Klasse und schreibt Songs für sie, ohne zu verraten, dass sie von ihm sind. Endlich mal eine unpeinliche Teenager-Komödie - die Chemie des Ensembles stimmt, findet Martina Bauer und verleiht 8 von 10 gelungenen Rhymes.

Les fantomes d’Ismael

Mathieu Amalric spielt einen Regisseur in der Krise, schon Grund genug, sich einen Film anzuschauen. Ebenfalls mit dabei Charlotte Gainsbourgh als Astrophysikerin und neue Ehefrau des Regisseurs und Marion Cotillard als die totgeglaubte Ex-Frau des Regisseurs, die eines Tages auftaucht. Um das Ganze zu einer Tagung französischer Schauspiel-Exzellenz zu machen, ist auch Louis Garrel mit dabei. Nach einem sensationellen Beginn gehen dem Film allerdings schnell Energie und Plotfäden verloren. Erika Koriska verleiht 6 von 10 schlaflosen Nächten.

Die bauliche Maßnahme

Eine bauliche Maßnahme am Brenner kündigt die österreichische Regierung 2016 an, vulgo einen Zaun und verschärfte Grenzkontrollen zwischen Nord- und Südtirol. Wegen der Flüchtlingskrise. Damals macht sich Nikolaus Geryhalter auf an den Brenner, um zu dokumentieren, was so ein Vorhaben - oder allein die Ankündigung so eines Vorhabens - am Ort des Geschehens auslöst. Bedächtig lässt er Polizisten, Bewohner und ehemalige Bürgermeister zu Wort kommen. Die Politiker flackern nur auf den Fernsehbildschirmen vorbei. Geyrhalter demontiert mit seinem Film auch das Bild der engstirnigen Menschen, die in Bergdörfern leben - die Panik hat am Brenner nicht Einzug gehalten. Den Zaun hat bis heute auch niemand aufgebaut. Großartiger Film, meint Maria Motter und vergibt 9 von 10 Blicken auf aktuelle Zustände.

Außerdem

Adieu, Burt Reynolds. Der Schauspieler, ein Synonym für „Schnauzbart“ und und die mit Selbstironie gebrochene Verkörperung von 1970er Jahre Machotum ist im Alter von 82 Jahren verstorben. Schnell also die „Deliverance“-DVD raussuchen und den nervenzerfetzenden Wahnsinnsfilm, die Studie über Männlichkeit ansehen.

Und auch: Goodbye Oscar-Kategorie „Best popular film“, we hardly knew ya! Nach ein paar Wochen voll mit Artikeln darüber, was an der Idee bei der Oscarverleihung die Kategorie „Best popular film“ einzuführen, alles falsch ist, wurde die Kategorie nun wieder abgeschafft - oder ihre Einführung zumindest mal vertagt.

Noch hyperventilieren alle von der Ankündigung, dass Nicholas Cage zum /slash-Filmfestival anreist und bei der Eröffnung dabei sein wird, doch ein kühler Kopf wird gebraucht, um sich durch das umfassende Programm des /slash zu lesen, das seit Montag online ist - und heute, 07. September, startet der Vorverkauf.

Apropos /slash: Von „Ich seh Ich seh“, der kühlen Psychothriller/Horrormelange von Veronika Franz und Severin Fiala wird es bald ein US-Remake geben, Fiala und Franz sind in Prouduzentenrolle dabei - und am 26.09 im Rahmen des /slash beim Screening der internationalen Horror-Anthologie „A Field Guide to Evil“, für das die Beiden ein Segment gedreht haben.

Es gibt eine kleine Anhäufung von Filmen über weibliche Popstars: Nach „A Star is Born“ und „Vox Lux“, die beide in Venedig Premiere gefeiert haben, kommen auch noch ein Dusty Springfield-Biopic mit Gemma Arterton, „Teen Spirit“ mit Elle Faning (leider nicht als Cobain) und „Her Smell“ mit Elisabeth Moss auf uns zu. Letzterer wäre, da der Regisseur Alex Ross Perry ist, ein klassischer Viennale-Kandidat gewesen, mal sehen, wie die Auswahlkriterien in Sachen US-Indiekino unter der Leitung von Eva Sangiori aussehen!

Auch im Marvel Cinematic Universe ist the future bald female - erstes Bildmaterial von Brie Larson als Captain Marvel wurde veröffentlicht.

Wenn jetzt Frauen die Popstars- und Superheldinnen-Rollen bekommen, was können dann Männer noch spielen? Maler! Willem Dafoe zB ist in den Kopfverband von Vincent van Gogh geschlüpft.

Wer keine Maler spielen will, kann ja eine Schauspielschule gründen, wie Shia LaBeouf.

Kann man in Österreich als junger Filmproduzent überleben? Was fehlt an Strukturen und Förderungen in Österreich? Cinema Next hat nachgefragt.

Why are you creative hat Hermann Vaske 30 Jahre lang seine Interviewpartner gefragt, jetzt gibt es eine Doku, die die Antworten von Quentin Tarantino, Björk, Damien Hirst, David Bowie und vielen mehr versammelt.

In einem Paralleluniversum gibt es wohl „The Big Bang Theory“ mit Macauly Culkin. Dreimal hat er eine Rolle in der Sitcom abgelehnt.

Beim BFI London Filmfestival sind 50% der gezeigten Filme von Frauen.

David Cronenberg arbeitet an einer Serie

Die ruby slippers, die Judy Garland als Dorothy in „The Wizard of Oz“ getragen hat und die vor 10 Jahren aus einem Museum gestohlen worden sind, sind wieder aufgetaucht. Dank einer FBI Undercover Mission.

Alles, was man über „IT: Chapter 2“ wissen sollte, steht hier.

Wer immer noch nicht genug Material darüber gesammelt hat, dass Peter Sellers zwar ein grandioser Schauspieler, aber ein schwieriger Mensch war, der kann sich auf „The Ghost of Peter Sellers“ freuen.

Petra Erdmann berichtet noch bis Sonntag für FM4 von den Filmfestspielen in Venedig und Jan Hestmann hat /slash-Tipps für euch zusammengefasst.

Termine

Noch bis zum 12.09: 2001 - A Space Odyssey, Gartenbaukino, Wien
07.09: The Big Lebowski, Das Kino, Salzburg
07.07: Klub Kaputt: Das Haus an der Friedhofsmauer, Filmcasino, Wien
07.09: Call me by your name, Kino am Dach, Wien
07.09: Die bitteren Tränen der Petra von Kant, Filmmuseum, Wien
07.09: The Big Sick, Volxkino Johann Nepomuk Berger Platz, Wien
07.09: The Southener, Metro Kinokulturhaus, Wien
08.09: White Material, Metro Kinokulturhaus, Wien
09.09: Groundhog Day, Kino am Dach, Wien
10.09: Match Point, Das Kino, Salzburg
11.09: Analogfilm Workshop, Metro Kinokulturhaus, Wien
13.09: Widerstandskino: Germania, Stadtkino, Wien

In diesem Sinn: Well, what if there is no tomorrow? There wasn’t one today. („Groundhog Day“)